Michelin: Renn-Performance bringt die Fahrer ins Grübeln

Die MotoGP-Piloten analysieren das merkwürdige Verhalten der Michelin-Pneus beim Saisonauftakt in Katar und sprechen über die Fortschritte der Vorderreifen

(Motorsport-Total.com) - Die Wahl der richtigen Reifenmischung fiel den Fahrern beim Saisonauftakt in Katar nicht leicht. Am Ende setzte sich Yamaha-Werkspilot Jorge Lorenzo mit dem weichen Hinterreifen durch. Andrea Dovizioso vertraute ebenfalls auf den weichen Hinterreifen, während Marc Marquez und Valentino Rossi den mittleren Hinterreifen montieren ließen. Auffällig war, dass die weichen Hinterreifen in der Schlussphase besser funktionierten als die härtere Option, was schwer nachzuvollziehen ist.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi

Jorge Lorenzo: War der weiche Hinterreifen der Schlüssel zum Erfolg? Zoom

Lorenzo fuhr die mit Abstand schnellste Runde des Rennens in der 20. von 22 Runden. Und auch Dovizioso, Marquez und Rossi waren im finalen Renndrittel am schnellsten. "Man kommt mit den Hinterreifen sehr gut über die Distanz", bemerkt Lorenzo, der mit der Charakteristik der Michelin-Reifen sehr gut zurechtkam. "Der Reifen lässt nach, doch man kann seine Rundenzeiten halten, was man bei den Top-4-Piloten gut sehen konnte."

Bei Michelin stuft man das Comeback-Rennen als großen Erfolg ein. Im Vergleich zum Vorjahr war der Sieger deutlich schneller, obwohl die Einheitselektronik das eine oder andere Zehntel kosten dürfte. "Der Rundenrekord von Jorge Lorenzo in Runde 20 und der Fakt, dass das gesamte Rennen bei gleichen Bedingungen mehr als sieben Sekunden schneller als das im Vorjahr war, ist die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind", freut sich Michelin-Motorsportchef Nicolas Goubert.


Fotos: MotoGP in Doha


"Wir sind vom Ergebnis und den Fortschritten im Winter begeistert. Nun freuen wir uns auf das nächste Rennen und den Rest der Saison", so der Franzose. Vor allem beim Vorderreifen gelangen Michelin über den Winter signifikante Fortschritte. Bei den Tests im Laufe der Saison 2015 und bei den Nachsaisontests in Valencia und auf Phillip Island gab es viele Stürze, weil die Fahrer kein gutes Gefühl für den Grenzbereich aufbauen konnte. In Katar lieferten die Vorderreifen ein deutlich besseres Feedback.

Jorge Lorenzo

Klare Geste: Jorge Lorenzo bedankt sich nach dem Rennen bei seinem Hinterreifen Zoom

"Michelin hat beim Vorderreifen gute Arbeit geleistet, denn bei den ersten Tests gab es viele Probleme mit den Vorderreifen. Es gab viele Stürze. Es war schwierig, das Limit zu spüren", erinnert sich Lorenzo. "Beim finalen Test erhielten wir andere Vorderreifen und konnten ein viel besseres Gefühl aufbauen. Es fiel leichter, das Limit zu erkennen. Wir müssen Michelin gratulieren."

"Mit den neuen Vorderreifen können wir beinahe auf Bridgestone-Niveau bremsen. Die Hinterreifen sind sehr gut. Sie bieten sehr viel Traktion. Sie lassen anders nach als die Bridgestone-Reifen. Man muss ein bisschen mehr rutschen und das Motorrad mit dem Gas steuern", beschreibt der Weltmeister die neue Situation.

Welche Rolle spielt die Elektronik?

Ducat-Pilot Andrea Dovizioso lobt Michelin ebenfalls für die Fortschritte: "Sie haben gut gearbeitet. Der Vorderreifen wurde stark verbessert. Das ist für uns Fahrer sehr wichtig. Ich denke, es ist wichtig, wie man mit den Reifen umgeht. Beide Reifen sind gut, doch sie unterscheiden sich von den Bridgestone-Reifen, was den Charakter angeht. Man muss sich darauf einstellen. Zudem muss man das Motorrad darauf abstimmen und seinen Fahrstil anpassen. Wir waren im Rennen sieben Sekunden schneller als im Vorjahr. Das bestätigt, dass Michelin gut gearbeitet hat", so der Italiener.

Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso ist überzeugt, dass die Reifen mehr leiden als im Vorjahr Zoom

"Ich konnte im finalen Teil des Rennens auch in Schräglage sehr hart bremsen", stellt "Dovi" klar. "Die Hinterreifen bauten spürbar ab, doch dafür mache ich hauptsächlich die Elektronik verantwortlich. Wir haben in maximaler Schräglager weniger Elektronikeingriffe. Das geht natürlich auf die Reifen."

Marc Marquez kommt nach anfänglichen Schwierigkeiten gut mit den neuen Reifen zurecht und kann seinen gewohnt aggressiven Fahrstil beibehalten. "Mein Fahrstil änderte sich nicht allzu sehr. Ich pushte am Kurveneingang sehr und rutschte in die Kurven. Ich bremste vermutlich noch später als mit den Bridgestone-Reifen. Ich habe meinen Fahrstil nicht großartig verändert", bemerkt der Spanier.

Stürze gehören zum Umstellungsprozess

"Ich bin mit den Reifen zufrieden. Sie haben gute Arbeit geleistet. Es ist normal, dass es bei den ersten Tests Stürze gibt und die Leute diskutieren. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass vor einigen Jahren die Motorräder an die Bridgestone-Reifen angepasst werden mussten. Man erkennte im Rennen, dass die Rundenzeiten sehr flott sind, wenn man sich an die Reifen gewöhnt hat", erklärt Marquez.

Marc Marquez

Große Erleichterung: Marc Marquez muss seinen Fahrstil nicht umstellen Zoom

"Die Reifen waren über die Renndistanz sehr konstant. Ich bin mit der Arbeit von Michelin sehr zufrieden. Ich habe ein gutes Gefühl für die Maschine. Nun können wir das Fahren wieder genießen", freut sich der Honda-Werkspilot, der die Eindrücke seiner Rivalen bestätigt: "Die Reifen bauen anders ab als die Bridgestone-Reifen. Das müssen wir verstehen."

Nach dem Rennen in Katar dürfte sich die weiche Reifenoption bei den folgenden Rennen großer Beliebtheit erfreuen. Lorenzos weicher Hinterreifen befand sich nach den 22 Runden in einem sehr guten Zustand. Es ist aber auch vorstellbar, dass die Fahrer noch nicht perfekt verstanden haben, wie man den härteren Reifen am besten nutzt. Die kommenden Rennwochenenden werden weitere Erkenntnisse liefern.