Joan Mir fragt sich: Bekommt Romano Albesiano von Honda alle Freiheiten?

Mit Romano Albesiano hat Honda erstmals einen europäischen Technikdirektor - Joan Mir und Luca Marini sehen positive Anzeichen, aber Honda braucht noch Zeit

(Motorsport-Total.com) - Ein Jahr nach Yamaha hat sich auch Honda geöffnet und eine Veränderung eingeleitet. Yamaha hat von Ducati Max Bartolini engagiert und ihn als neuen Technikdirektor installiert. Außerdem konnte man auch Aerodynamiker Marco Nicotra von Ducati verpflichten.

Titel-Bild zur News: Romano Albesiano, Alberto Puig

Romano Albesiano (li.) im Gespräch mit Teamchef Alberto Puig (re.) Zoom

Die beiden Italiener haben schon das gesamte Vorjahr ihre Ideen in die Entwicklung der M1 einfließen lassen. Speziell im Herbst war ein Aufwärtstrend erkennbar. Nun hat sich auch Honda personell geöffnet, um Ideen von Europa ins MotoGP-Projekt zu bekommen.

Mit Romano Albesiano fungiert bei Honda erstmals ein Europäer als Technikdirektor. Bei Aprilia war er in die Entwicklung des Superbikes RSV4 eingebunden und anschließend war er in den vergangenen Jahren federführend beim MotoGP-Projekt RS-GP.

Albesiano hat in Turin Aeronautik studiert und gilt als Experte für Aerodynamik. Das ist ein Bereich, den Honda bei der RC213V lange verschlafen und vor allem im Vergleich zu Ducati, Aprilia und KTM Aufholbedarf hat.

Aprilia, wo Fabiano Sterlacchini der neue Technikdirektor ist, hat Albesiano im Herbst nicht vorzeitig freigestellt. Somit durfte er erst ab dem 1. Januar seine Arbeit für Honda aufnehmen. Es wird noch dauern, bis sein Einfluss beim Motorrad deutlich zu sehen sein wird.

"Romano muss seine Arbeitsmethoden implementieren", sagt Joan Mir über den wichtigen Neuzugang. "Vielleicht ist anpassen das richtige Wort. Soweit ich bisher gesehen habe, arbeitet er sehr methodisch. Er gibt eine Linie vor, die man verfolgen muss. Er möchte Klarheit."

"Für ihn hat diese Arbeitsweise in der Vergangenheit funktioniert. Deshalb ist es normal, dass er das hier auch bei Honda tun will. Aber ich möchte verstehen, ob ihm Honda die komplette Freiheit gibt. Wahrscheinlich schon."

"Ich habe vergangene Woche mit Santi gesprochen", verweist Mir auf seinen Crewchief Santi Hernandez. "Er war glücklich. Natürlich wird es ein schwieriges Jahr, aber ich sehe viel Bewegung. Das lässt mich ruhig bleiben. Ich vertraue diesem Prozess."

Luca Marini: Italienische Mentalität "wird alles ändern"

Auch Teamkollege Luca Marini erkennt in den personellen Änderungen und in der Öffnung von Honda einen neuen Schwung. "Ich habe mit ihm schon einige Male gesprochen", sagt er über seinen Landsmann Albesiano.

"Er ist ein guter Mensch und ein großartiger Ingenieur. Das braucht Honda in dieser Situation. Wir müssen ihm helfen, damit er die japanische Methode kennenlernt und wie man mit ihnen kommuniziert."

Luca Marini

Das neue Honda-Design für die Saison 2025 Zoom

"Ich denke, die positive Einstellung kommt von den vielen Ingenieuren, die zu unserem Projekt gestoßen sind. Es ist nicht nur Romano. Das ist eine große Änderung, die Honda in der Vergangenheit nicht gemacht hat."

"Diesen Prozess habe ich schon im Vorjahr gesehen, aber noch mehr in diesem Winter. Romano hat erst am 1. Januar mit der Arbeit begonnen. Es wird natürlich Zeit brauchen, bis seine Ideen einfließen. Aber die Mentalität italienischer Hersteller wird alles ändern", ist Marini überzeugt.

Beim Shakedown-Test in Sepang war Albesiano vor Ort und begleitete die Arbeit des Testteams rund um Aleix Espargaro und Takaaki Nakagami. Albesiano und Espargaro kennen sich aus den vielen gemeinsamen Aprilia-Jahren natürlich bestens.

Neue RC213V beim Sepang-Test

Mitte November hatten sich die Fahrer beim Nachsaisontest in Barcelona noch enttäuscht gezeigt, weil kein wesentlich neues Motorrad verfügbar war. Das hat sich nun geändert. Der Prototyp in Sepang ist in vielen Belangen anders, vor allem bei der Aerodynamik.

"Es gibt einen anderen Motor und ein andere Chassis", sagt Mir. "Das kann dabei helfen in die Richtung zu gehen, die wir schon lange verlangen. Wir werden nächste Woche viel probieren können. Ich freue mich darauf zu verstehen, was wir haben."

Marini rechnet ebenfalls mit Fortschritten. Aber der Italiener schätzt, dass Honda noch etwas Zeit brauchen wird. Er rechnet damit, dass man in der zweiten Saisonhälfte deutlich konkurrenzfähiger sein wird können.

"Zu Beginn werden wir einen komplett neuen Prototypen probieren, ganz sicher beim Sepang-Test", sagt Marini. "Wenn wir die Richtung und das Feedback vom Vorjahr fortsetzen, können wir bestimmt auf einem höheren Level beginnen."

"Aber das ist natürlich noch nicht gut genug, um unsere Ziele zu erreichen. Aber gegen Saisonmitte könnte es mit einem besseren Paket besser werden. Dafür müssen wir unseren Weg verfolgen und dürfen keine Fehler machen, was nicht so einfach ist."