Puig: Honda kann nicht bis 2027 warten, um einen Schritt zu machen

Honda kämpft um die Rückkehr an die MotoGP-Spitze: Teammanager Alberto Puig spricht im Interview über neue Strategien auf dem steinigen Weg zurück

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP-Saison 2025 markiert für Honda einen entscheidenden Wendepunkt. Alberto Puig, Teammanager des HRC-Werksteams, hat in einem Interview mit Motorsport.com Spanien, einer Schwesterseite von Motorsport-Total.com, nicht nur über die aktuellen Herausforderungen gesprochen.

Titel-Bild zur News: Honda-Teammanager Alberto Puig

Honda-Teammanager Alberto Puig weiß: Honda muss 2025 liefern Zoom

Er gibt auch Einblicke in die Strategie, mit der Honda wieder an die Spitze gelangen möchte. Dabei wird deutlich, dass sich der japanische Hersteller in einer Phase der Neuorientierung befindet, die technologische wie auch strukturelle Anpassungen erfordert.

Rückblick auf schwierige Jahre

Honda hat seit 2023 keinen Rennsieg mehr erzielt, als Alex Rins in Austin triumphierte. Die vergangenen Jahre waren von einer unerwarteten Talfahrt geprägt.

Honda belegte in der Konstrukteurswertung den letzten Platz, und auch das Werksteam rangierte am Ende der Teamwertung. Puig, der seit sieben Jahren die Rolle des Teammanagers innehat, hat Hondas Abstieg in den Tabellenkeller hautnah miterlebt.

Trotz der Schwierigkeiten sieht er sich als Bindeglied zwischen der japanischen Führung und dem Rennteam. Seine Aufgabe: Stabilität und eine klare Kommunikation gewährleisten.

Priorität: Verbesserung des Motorrads

Laut Puig liegt der Fokus derzeit vollständig auf der technischen Weiterentwicklung des Motorrads. "Das einzige Ziel, das wir uns gesetzt haben, ist, das Bike zu verbessern", erklärt er. Honda investiere nicht nur finanzielle Mittel, sondern mobilisiere auch personelle Ressourcen, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Verpflichtung von Romano Albesiano als neuem Technischen Direktor unterstreicht diesen Ansatz. Der Italiener war zuvor viele Jahre bei Aprilia tätig. Seine Expertise soll helfen, die Defizite bei Honda zu identifizieren und schnelle Fortschritte zu erzielen. Ein exakter Plan sei jedoch schwierig zu definieren, da die Verbesserungen schrittweise und auf Grundlage täglicher Erkenntnisse erfolgen.

Zusammenarbeit mit der Formel 1

Ein interessanter Ansatzpunkt ist die mögliche Zusammenarbeit mit der erfolgreichen Formel-1-Abteilung von Honda, die in Partnerschaft mit Red Bull große Erfolge feierte.


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Puig betont jedoch, dass die Unterschiede zwischen den beiden Disziplinen erheblich seien: "Honda liefert die Motoren, aber Red Bull hat ein fantastisches Team, das das Auto entwickelt. In unserem Fall kümmert sich Honda um das gesamte Motorrad."

"Es ist ein anderes Konzept, aber beide (F1 und MotoGP) sind unter dem Dach von HRC." Daher sieht Puig Potenzial in einem Technologietransfer: "Wir versuchen, die Ressourcen, die uns die Formel 1 bietet, zu nutzen und stärker zu verbinden."

Neue Teststrategien und europäische Basis

Ein weiterer Schritt zur Verbesserung ist die Verpflichtung von Aleix Espargaro als Testfahrer. Puig lobt dessen Erfahrung und Schnelligkeit: "Er hat klare Rückmeldungen zum Bike und bringt frische Ideen mit. Es ist entscheidend, einen Fahrer zu haben, der das Limit erreichen kann, um die Performance zu bewerten."

Diese Strategie soll nicht nur die Entwicklung des Motorrads beschleunigen, sondern auch den teaminternen Wettbewerb anheizen. Puig vergleicht dies mit Dani Pedrosas Rolle bei KTM, wo der Testfahrer zeitweise schneller war als die Stammfahrer.

Darüber hinaus prüft Honda die Errichtung eines europäischen Entwicklungszentrums. Puig erklärt, dass dies die Reaktionsgeschwindigkeit und Implementierung neuer Ideen fördern könnte. Europa sei technologisch stark aufgestellt, und eine stärkere Präsenz dort könnte die Entwicklung entscheidend vorantreiben.

Die zunehmende Rolle der Elektronik

Ein kontrovers diskutiertes Thema sind die zunehmenden technischen Fahrhilfen, die Motorräder immer komplexer machen. Puig sieht darin sowohl Vor- als auch Nachteile.

Während elektronische Systeme die Sicherheit verbessert haben, besteht die Gefahr, dass die Maschine wichtiger wird als der Fahrer. "Dieses Gleichgewicht ist entscheidend, um die Essenz des Sports zu bewahren", mahnt Puig, selbst Ex-Rennfahrer.


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"Wir dürfen nicht an einen Punkt gelangen, an dem das Motorrad wichtiger ist als der Fahrer. Das ist meine persönliche Meinung. Ich bin mir sicher, dass die Meisterschaft und die Hersteller den notwendigen Kompromiss finden werden und die Relevanz der besten Fahrer weiterhin bestehen wird, sodass die Fans sie erkennen können. Ich glaube, das ist in der Formel 1 in letzter Zeit nicht ganz der Fall."

Honda mit festem Blick nach vorn

Was Hondas Fortschritt angeht, könnten die geplanten Regeländerungen ab 2027 weitere Herausforderungen mit sich bringen, doch Puig betont, dass der japanische Hersteller nicht bis dahin warten könne, um weiter voranzukommen.

Honda ist entschlossen, die Wende jetzt zu schaffen. Mit einer Kombination aus technologischem Fortschritt und strategischen Partnerschaften will der Hersteller die Lücke zu den europäischen Teams schließen. "Die Europäer haben in allen Bereichen des Motorrads einen Schritt nach vorn gemacht", weiß Puig.

Geleitet wird das Team von der Philosophie des Rennsports: "Am Ende zählt nur das Ergebnis am Sonntagnachmittag." Die MotoGP-Saison 2025 wird zeigen, ob Hondas Bemühungen Früchte tragen und das Team zurück an die Spitze finden kann.

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