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Gefährliche Szene bei Start/Ziel in Mugello: Kritik an MotoGP-Aerodynamik

Im Duell mit Aleix Espargaro wird Miguel Oliveira am MotoGP-Freitag in Mugello bei Topspeed von der Strecke gedrückt - nicht von Espargaro, sondern vom Wind

(Motorsport-Total.com) - Die dramatischste Szene am MotoGP-Trainingstag zum Grand Prix von Italien 2022 in Mugello spielte sich direkt im ersten Freien Training am Vormittag ab.

Titel-Bild zur News: Mugello Circuit

An dieser Stelle bei Start/Ziel in Mugello gab es am Freitag eine heikle Szene Zoom

Auf der langen Start/Ziel-Gerade saugte sich Aleix Espargaro (Aprilia) im Windschatten von Miguel Oliveira (KTM) an, um diesen rechts zu überholen. Espargaro kam vorbei, aber Oliveira wurde - ohne dass es eine Berührung gegeben hätte - mit seiner KTM bei Topspeed nach links von der Strecke gedrückt.

Oliveira hatte das Glück, dass an dieser Stelle nach einem kurzen Stück Rasen sofort Asphalt kommt. Der Portugiese konnte sein Bike unter Kontrolle halten und einen Sturz vermeiden. Dennoch: "Es ist beängstigend", sagt er und weiter: "Ich war mir bewusst, dass ich aufs Gras kam, bin aber cool geblieben. Die Kurve habe ich trotzdem gekriegt."

Ursache für die heikle Szene war der Wind. In Richtung Espargaro gibt es von Oliveira keinen Vorwurf, wohl aber an der immer ausgefeilteren Aerodynamik der MotoGP-Bikes. Und was die Sicherheit auf dem Mugello Circuit betrifft, so muss laut Oliveira an dieser Stelle noch mehr getan werden.

Espargaro ohne Schuld, wie er im Gespräch mit Oliveira erfuhr

"Aleix wurde in meinen Windschatten gesaugt und das drückte mich nach außen. Wir kommen an dieser Stelle über eine Kuppe und es dort gibt die Mauer. Wir befinden uns an dieser Stelle ein wenig in Schräglage. Es ist an der Grenze, erst recht, wenn plötzlich der Wind kommt", so Oliveira.

Espargaro sagt: "Die Szene mit Miguel war richtig gefährlich. Ich habe mit ihm gesprochen und ich habe mich direkt bei ihm entschuldigt, weil ich es wohl ein bisschen falsch eingeschätzt hatte und sich unsere Bikes daher zu nahe kamen. Er aber sagte: 'Nein nein, du warst weit von mir weg. Aber der Wind hat dich zu mir herübergetragen. Und es war auch der Wind, der mich von der Strecke getragen hat.'"

Miguel Oliveira

Oliveiras KTM wurde neben Espargaros Aprilia vom Wind von der Strecke gedrückt Zoom

Sind die Winglets, die in den vergangenen Jahren an den MotoGP-Bikes in Mode gekommen sind, das Problem? Sollten sie vielleicht sogar verboten werden? Darüber sind Espargaro und Oliveira unterschiedlicher Meinung.

Verbot der Winglets? Espargaro und Oliveira uneins

Oliveira meint: "Wenn solche Dinge passieren, dann denkt man ein bisschen nach. Ist die Show mit den Flügeln wirklich viel besser? Vielleicht ist es ein bisschen zu gefährlich. Wir müssen dieses Thema ernsthaft besprechen. Doch da müssen alle Fahrer mitziehen und nicht nur ab und zu mal ein Fahrer oder ein Hersteller."

Espargaro sagt: "Gerade an dieser Stelle [bei Start/Ziel in Mugello] geben uns die Flügel jede Menge Stabilität. Die Motorräder liegen damit viel ruhiger. Wenn du aber einem anderen Motorrad folgst und es gibt Luftturbulenzen, dann kannst du als Fahrer nichts machen. Im Rennen müssen wir da wirklich aufpassen."

Ein Verbot der Winglets würde Oliveira durchaus begrüßen, Espargaro aber weniger. "Wir sind viele Jahre ohne Winglets gefahren", sagt der KTM-Pilot und stellt sich vor, wie es wäre, wenn man sie verbieten würde: "Wir hätten dann weniger Performance zur Verfügung und müssten diese besser kontrollieren. Man müsste ein besserer Fahrer sein. Das wäre eine gute Lösung."

Aleix Espargaro

Espargaro warnt vor einem kurzfristigen Verbot von Flügeln und Winglets Zoom

Dem hält Espargaro entgegen: "Wir können die Flügel jetzt nicht einfach verbieten. Denn dann würden sich die Motorräder von der Charakteristik her komplett ändern. Das hätte einen viel viel größeren Einfluss als es beim Wechsel der Reifenmarke von Bridgestone zu Michelin der Fall war."

"Grundsätzlich könnten wir sicherlich dazu zurückkehren, ohne Flügel zu fahren. Aber nach all der Entwicklung, die es gegeben hat, geht das nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit", sagt der Aprilia-Pilot.

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