Fokus auf einen oder mehrere Fahrer: Welche ist die beste MotoGP-Strategie?

Die Teamverantwortlichen von Honda, Yamaha und Ducati über die Strategien in ihrem jeweiligen MotoGP-Werksteam, die nicht immer bewusst verfolgt werden

(Motorsport-Total.com) - Nach Jahren der Dominanz von Marc Marquez auf Honda hat sich in der MotoGP-Saison 2021 Fabio Quartararo auf Yamaha zum Weltmeister gekrönt. Und auch die gerade laufende Sommerpause der Saison 2022 verbringt Quartararo als klarer WM-Spitzenreiter und damit großer Favorit auf einen erneuten Titelgewinn.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Fabio Quartararo, Francesco Bagnaia

Honda, Yamaha, Ducati verfolgen unterschiedliche Strategien - nicht immer bewusst Zoom

Sowohl bei Honda in den Jahren 2013 bis 2019 als auch bei Yamaha seit 2021 gab beziehungsweise gibt es einen Fahrer, der alle seine Markenkollegen deutlich abhängt. Eine ganz andere Strategie verfolgt man im Ducati-Lager. Dort hat man sich für die laufende Saison 2022 extrem breit aufgestellt. Eine klaren Titelfavoriten gibt es bei Ducati nicht. Welche Strategie ist die bessere?

Honda von Marc Marquez abhängig

"Wir hatten den besten Fahrer und haben WM-Titel mit ihm eingefahren", sagt Honda-Teammanager Alberto Puig in Erinnerung an die Dominanz von Marc Marquez mit sechs MotoGP-Titeln in sieben Jahren. Aber Puig stellt auch klar: "Das war keine Strategie. Es war einfach so. Denn [Marquez] hat unser Bike akzeptiert so wie es war."

"Alles lief gut bis zu dem Moment, als Marc gestürzt ist", spricht Puig auf den verhängnisvollen Marquez-Sturz in Jerez 2020 an. "Seit diesem Moment haben wir zu kämpfen. Momentan spielen wir im WM-Kampf keine Rolle. Und deshalb müssen wir unsere Strategie vielleicht überdenken. Wir haben derzeit einfach keinen Fahrer, der konstant vorne fährt. Deshalb müssen wir die Situation analysieren", so Puig.


Fotostrecke: Der Leidensweg von MotoGP-Star Marc Marquez

Massimo Meregalli von Yamaha klingt ganz ähnlich wie Puig von Honda. "Also eine Strategie war das nicht", sagt er angesprochen auf die Tatsache, dass Fabio Quartararo der einzige ist, der die Yamaha M1 regelmäßig im Spitzenfeld qualifiziert und auch in den Rennen regelmäßig Siege und Podestplätze einfährt.

Yamaha: Fokus auf Quartararo "keine Strategie"

"Wir befinden uns momentan einfach in dieser Situation. Wir sind aber überzeugt vom Speed und von der Performance von Franco", sagt Meregalli und spannt damit den Bogen zu Quartararos Teamkollege Franco Morbidelli. Der Italiener tut sich seit seinem Wechsel ins Yamaha-Werksteam (September 2021) extrem schwer und hat dort bislang noch keine Bäume ausreißen können.

Fabio Quartararo, Massimo Meregalli, Franco Morbidelli

Massimo Meregalli hofft, dass auch bei Franco Morbidelli der Knoten bald platzt Zoom

"Wir suchen wirklich intensiv nach einer Lösung, die es ihm erlaubt, das Bike so zu fahren wie er sich das vorstellt, um sowohl schnell als auch konstant zu sein", bemerkt Meregalli. Morbidelli selbst setzt den Hebel bei sich selber an.

Zum technischen Paket, das ihm das Yamaha-Werksteam zur Verfügung stellt, sagt Morbidelli: "Das Positive ist, dass ich das beste Paket habe. Fabio führt damit die WM an und zeigt großartige Leistungen. Das ist das Gute. Was ist nicht so gut ist, das ist natürlich, dass ich dieses Potenzial noch immer nicht nutzen kann."

Ducatis Strategie geht derzeit nicht auf

Ganz anders hingegen ist die Situation bei Ducati. Hier hat man sich mit acht Piloten auf einer Desmosedici (fünf davon auf einer aktuellen GP22) breit aufgestellt. In der aktuellen MotoGP-Gesamtwertung 2022 aber liegt der beste Ducati-Fahrer (Johann Zarco) nur auf dem dritten Tabellenrang.

Zarcos Rückstand auf WM-Spitzenreiter Quartararo beträgt bereits 58 Punkte. Alle anderen Ducati-Fahrer - angefangen mit Francesco "Pecco" Bagnaia, Enea Bastianini und Jack Miller - haben noch weit mehr Rückstand.

Francesco Bagnaia, Jack Miller, Jorge Martin, Johann Zarco, Marco Bezzecchi, Fabio Di Giannantonio, Enea Bastianini, Luca Marini

Hat sich Ducati mit acht Fahrern für die Saison 2022 übernommen? Zoom

"Der Schlüssel, um in dieser Rennserie für den WM-Titel in Frage zu kommen, ist die Konstanz", sagt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti und erklärt: "Wir haben unsere Strategie geändert, als wir von 'Dovi' und Danilo [Petrucci] übergegangen sind und 'Pecco' und Jack ins Werksteam geholt haben. Seitdem suchen wir parallel nach jungen vielversprechenden Talenten. Und ich finde, dass wir auf diesem Gebiet durchaus erfolgreich sind."

"Man könnte vielleicht sagen, dass wir jetzt zu viele schnelle Fahrer auf unseren Bikes sitzen haben", so Ciabatti und weiter: "Das könnte in gewisser Weise sogar stimmen. Andererseits ist es so, dass schnelle Fahrer auf unseren Bikes Ducati als Ganzes helfen, um das Bike weiterhin in die richtige Richtung zu entwickeln."

"Das Wichtigste aber", schließt der Ducati-Sportdirektor, "ist bei all dem Speed die Konstanz. Wir haben Fahrer wie 'Pecco', Enea und auch Jorge [Martin], die manchmal extrem schnell sind, dann aber Nullnummern schreiben. Und die Nullnummern helfen dir in dieser Meisterschaft überhaupt nicht. Eins ist klar: Wir müssen konstanter werden."

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