Erstes Rollout: KTM testet MotoGP-Prototyp in Spielberg

KTM führt mit Alex Hofmann den ersten Funktionstest des MotoGP-Prototyps auf dem Red-Bull-Ring durch - Die ersten Eindrücke auf der Rennstrecke sind positiv

(Motorsport-Total.com) - Ab der Saison 2017 wird KTM mit einem Werksteam in die MotoGP einsteigen. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen in Mattighofen auf Hochtouren und in den vergangenen Tagen wurde ein erster Meilenstein des ambitionierten Projekts erreicht: Von Donnerstag bis Samstag führte die österreichische Mannschaft auf dem Red-Bull-Ring in der Steiermark den ersten Funktionstest durch. Testfahrer Alex Hofmann absolvierte die ersten Runden mit der RC16. An den drei Tagen wurden rund 450 Kilometer absolviert.

"Es ist sogar besser als erwartet gelaufen", sagt KTM-Motorsportchef Pit Beirer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir hatten zunächst vor, mit dem Motorrad auf die Strecke zu gehen und zu schauen, was passiert. Wie funktioniert es und wie fühlt sich Alex auf dem Motorrad? Natürlich waren wir auch darauf eingestellt, dass es mechanisch oder elektronisch nicht so funktioniert, denn es kann immer etwas passieren." Das erste Fazit fiel positiv aus. Es gibt keine konzeptionellen Probleme mit Motor und Fahrwerk.

"Der dritte Tag war eigentlich als Reservetag reserviert, aber wir konnten vom Rollout auf Testfahrten umstellen. Es ist wirklich sehr gut gelaufen. Wir sind mit den ersten Arbeitstagen sehr zufrieden", berichtet Beirer und drückt trotzdem etwas auf die Bremse: "Ich will absolut keine Euphorie verbreiten, denn es war ein erstes Rollout. Alex war schon begeistert, denn er meint, es fühlt sich wie ein fertiges Motorrad an. Von dem her sind wir sehr zufrieden. Unsere Jungs haben in diesem Jahr ganze Arbeit geleistet."

Zusammenarbeit mit Michelin und Magneti Marelli

Im Boxengebäude auf dem Red-Bull-Ring herrschte an den drei Tagen regsames Treiben, denn auch Michelin war mit einem Truck angereist. Dazu betreute Magneti Marelli die Elektronik. "Wir haben momentan keinerlei Testbeschränkungen. Auch Michelin und Magneti Marelli brauchen für das neue Reglement jeden Testmeter mit einem professionellen Team", erläutert Beirer die Zusammenarbeit. "Uns hilft das natürlich extrem, wenn wir die technischen Partner von Beginn an an Bord haben."

Bei den Dämpferelementen setzt KTM natürlich auf WP, die Bremsen stammen von Brembo und der Auspuff von Akrapovic. Beim Rollout war außerdem schon ein Seamless-Getriebe im Einsatz, das von Xtrac bezogen wird. Der erste Funktionstest war dennoch nur der Anfang eines ausgedehnten Testprogramms. "Es ist klar, dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird. Es geht jetzt darum, es wie ein klassisches Motorrad fahren zu lassen und auch die Basiselektronik einzustellen, damit es einmal läuft."

Alex Hofmann

Testfahrer Alex Hofmann mit KTM-Motorsportchef Pit Beirer Zoom

"Dann gibt es natürlich hunderte Parameter, die man bei der Elektronik einstellen kann. Es kommt noch ein Mammutprogramm auf uns zu, das Motorrad für den Rennbetrieb zu optimieren", sagt Beirer über den nächsten Fahrplan. "Wir haben vor, dass wir in diesem Jahr noch ein zweites Mal auf die Strecke gehen. Nach diesen drei Tagen werden wir den nächsten Test schon ganz anders vorbereiten. Wir werden dann anfangen, am Fahrwerk zu arbeiten, die Gasannahme zu verändern und wo der Fahrer mehr oder weniger Leistung möchte. Wir haben diesbezüglich bereits Erkenntnisse und Wunschlisten."

Weiterer Test in diesem Jahr geplant

Das große Testprogramm läuft dann 2016 an. "In diesem Jahr werden wir noch einen vollwertigen Test in Spanien machen. Die kalte Zeit in Europa werden wir nutzen, um technisch aufzurüsten, damit wir ein zweites Testbike aufbauen. Im neuen Jahr wollen wir dann einmal pro Monat testen." Neben Hofmann wurde Mika Kallio als zweiter Testfahrer verpflichtet. Beide werden mit ihrer Erfahrung die RC16 optimieren. Mit zwei Testfahrern, die dazu noch eine unterschiedliche Körperstatur haben, kann KTM Feedback einholen.

"Alex ist für uns ein genialer Testfahrer und bleibt im MotoGP-Team von KTM", unterstreicht Beirer. "Man braucht nicht nur einen Fahrer, der die letzte Sekunde herausholt, sondern auch einen Fahrer, der ein Gefühl für das Team, die Mannschaft und das Fahrzeug hat. Alex hat in diesen drei Tagen einen super Job gemacht und uns viel Freude bereitet. Ich spreche für die nächsten Monate von einem Testteam mit Alex und Mika gemeinsam."

Alex Hofmann

Im nächsten Jahr will KTM einmal pro Monat Tests durchführen Zoom

Ins Auge sticht bei dem Prototypen auch das Red-Bull-Logo auf der Seitenverkleidung. Ein Sponsoringvertrag für das MotoGP-Projekt besteht allerdings noch nicht. "Wir haben noch gar nicht nach einem Sponsoring angefragt", sagt Beirer zu dieser Kooperation. Red Bull und KTM arbeiten nicht nur in der Moto3 und beim Dakar-Team zusammen, sondern auch in diversen anderen Bereichen.

"Es gibt sehr positive Anzeichen, dass wir das größte Motorsportprojekt gemeinsam machen. Das ist aber keine Vertragsbestätigung. Wir haben gemeinsam die wichtigsten Titel gewonnen und es ist völlig normal, dass wir die ersten Runden mit unserem Hauptpartner drehen, ohne gleich um Geld zu fragen", sagt der KTM-Motorsportchef abschließend.