Einheits-ECU: Honda und Yamaha finden Schlupfloch
Ducati, Suzuki und Aprilia sind verärgert: Honda und Yamaha haben in der Einheits-Software ein Sicherheitsloch entdeckt und erhalten deshalb Zugeständnisse
(Motorsport-Total.com) - In der kommenden Saison werden in der MotoGP einheitliche Steuergeräte (ECUs) verwendet, doch eine komplett einheitliche Elektronik wird es nicht geben. Durch Probleme mit der Software von Magneti Marelli musste das geplante Format auf 2017 verschoben werden. Ingenieure von Honda und Yamaha spürten einen Fehler in der Software auf, der "die Sicherheit der Fahrer gefährden könnte".

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Sowohl die Software als auch die Hardware werden von Honda und Yamaha kritisiert Zoom
Dieses Statement verursachte hinter den Kulissen der MotoGP reichlich Verwirrung. Sicherheitsbedenken waren das einzige Schlupfloch, das die Einführung der Einheitselektronik hätte verhindern können. Honda und Yamaha, die größten Gegner der Einheitselektronik, setzten ihre besten Elektronikingenieure auf die Magneti-Marelli-Software an und hatten Erfolg.
"Wer trägt die Verantwortung, wenn einem Fahrer etwas zustößt", wird seitens HRC gefragt. Die Dorna sah sich gezwungen, einen Schritt zurückzurudern und sich die Sache anzuschauen. Durch die Fehler in der Magneti-Marelli-Software können Honda und Yamaha nun das tun, was vor wenigen Wochen noch unmöglich schien. Im Rahmen des San-Marino-Grand-Prix in Misano gab es Treffen zwischen der Dorna, den Herstellern und Vertretern von Magneti Marelli.

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Hat das Mangeti-Marelli-Steuergerät wirklich Sicherheitslücken? Zoom
Neben der Software wurde auch die Magneti-Marelli-Hardware kritisiert. Die Dorna entschied daraufhin: "Es wurde bestätigt, dass zusätzliche Sensoren verwendet werden dürfen. Jeder Hersteller kann einen zusätzlichen Sensor nominieren, der den anderen Teams nicht zur Verfügung steht. Die Werte dieses Sensors dürfen lediglich für die Datenaufzeichnungen verwendet werden und dürfen keinen Einfluss auf die einheitlichen Programme der ECU haben", heißt es in einem Statement.
Bei Ducati wurde diese Meldung mit großer Verärgerung aufgenommen. Ducati-Corse-Chef Luigi Dall'Igna ist der Meinung, dass das von Honda und Yamaha als "Sensor" bezeichnete Bauteil eine "versteckte ECU" ist. Honda und Yamaha wiesen das zurück und erklärten, dass das geforderte Bauteil ein Messsensor ist, der Informationen zur Einheits-ECU schickt.

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Luigi Dall'Igna ärgert sich über das Verhalten von Honda und Yamaha Zoom
Doch Dall'Igna will sich nicht für dumm verkaufen lassen. "Es ist ein zweites Steuergerät mit einer eigenen Intelligenz", betont der Italiener im Gespräch mit den Kollegen vom 'Sportrider'. Die Verantwortlichen von Suzuki und Aprilia teilen Ducatis Auffassung. Das führt zu einer unerwarteten Wende: Honda muss das Bauteil, das nach wie vor als Sensor bezeichnet wird, aber sehr wahrscheinlich viel komplexer ist, den anderen Herstellern zum gleichen Preis bereitstellen.
Doch die Kontroversen um die Hardware sind nicht der einzige Punkt, der für Diskussionen sorgt. Offen ist, ob die Probleme bei der Software von Honda, Yamaha oder Magneti Marelli gelöst werden können. Sollte es weiterhin Sicherheitslücken geben, könnte auch die Einführung der Einheits-Software in der kommenden Saison in Gefahr sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Hersteller in diesem Fall bei ihren komplexen Software-Lösungen bleiben könnten.

