Ducati steht weiter hinter "Rolling Stoner"

Trotz dreier entscheidender Fehler in den vergangenen drei Rennen steht Ducati zu Casey Stoner - Marco Melandri im Rennen solide

(Motorsport-Total.com) - Das war's wohl mit dem Traum von der erfolgreichen Titelverteidigung: Nach seinem heutigen Patzer beim Grand Prix von San Marino in Misano hat Casey Stoner in der Weltmeisterschaft schon 75 Punkte Rückstand auf Valentino Rossi - bei nur noch 125 zu vergebenden Zählern fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Schnellster Mann im Rennen, aber wieder ohne Punkte: Casey Stoner

Seit Laguna Seca wird der Australier wieder seinem früheren Ruf als "Rolling Stoner" gerecht: Dreimal hintereinander hat er nun schon einen sicher scheinenden Sieg verschenkt. Hinzu kommt, dass ihm das Pech an den Fersen klebt: In Brünn setzte ihn ein Kieselstein, der genau in einen Engpass des Auspuffsystems passte, außer Gefecht, während ihn beim heutigen Ausrutscher in der achten Runde ein stechender Schmerz irritiert haben dürfte.#w1#

Suppo vermutet Schmerzen als Ursache

"Casey hat stechende Schmerzen, wie man im Warmup an seinem Gesicht sehen konnte", nahm ihn Teamchef Livio Suppo in Schutz. "Wenn du so einen Schmerz im falschen Moment abbekommst, liegst du draußen - das ist auf dem Motorrad etwas anderes als in der Garage! Aber es ist immer noch der gleiche Casey wie früher. Er vollbringt manchmal wahre Wunder - Hut ab vor einem Fahrer, der in einem solchen Zustand überhaupt so schnell fahren kann!"

"Hut ab vor einem Fahrer, der in einem solchen Zustand überhaupt so schnell fahren kann!" Livio Suppo

Auch Ducati-MotoGP-General Filippo Preziosi stellte sich ohne zu zögern hinter seinen immer noch amtierenden Weltmeister: "Es ist wichtig, dass wir in solchen Momenten als Team zusammenhalten", betonte der Italiener. "Wir verlassen Misano zumindest im Wissen, dass wir ein konkurrenzfähiges Motorrad, ein gutes Team und einen wahrlich außergewöhnlichen Fahrer haben. Ich bin stolz darauf, mit Casey Stoner zusammenzuarbeiten."

Doch von all diesen aufmunternden Kommentaren kann sich der 22-Jährige nichts kaufen, denn den WM-Zug sieht er spätestens seit heute nur noch von hinten. Nun geht es vielmehr darum, Platz zwei in der Gesamtwertung gegen Dani Pedrosa zu verteidigen, was angesichts der jüngsten Ducati-Performances kein Problem sein sollte. Man darf nicht vergessen: Stoner war in den letzten sechs Rennen jeweils der unbestritten schnellste Mann.

Stoner schreibt die Saison 2008 ab

"Das ist natürlich schade", meinte er selbst zu seinem Ausfall, "aber zumindest haben wir bewiesen, wie schnell wir sind. Unser Motorrad und unsere Reifen funktionieren ganz fantastisch. Das stimmt mich für nächstes Jahr zuversichtlich, denn darauf freue ich mich jetzt schon. Und was meine hier aufgebrochene Verletzung angeht: Das nervt mich gewaltig, aber ich werde mich erst nach Saisonende operieren lassen."

"Zumindest haben wir bewiesen, wie schnell wir sind." Casey Stoner

Kopfzerbrechen bereitete ihm während seiner kurzen Fahrt heute auch ein Problem mit den Reifen: "Wir haben uns im Warmup dafür entschieden, eine Runde auf den neuen Rennreifen zu fahren, um die Oberfläche ein bisschen aufzurauen. Das machen wir sonst auch und es war noch nie ein Problem, aber heute stimmte der Grip von der ersten Runde an nicht. Nach ein paar Runden wurde es besser, aber dann war er auf einmal wieder weg."

Melandri mit zwei Schrecksekunden

Teamkollege Marco Melandri kann von solchen Luxusproblemen nur träumen, aber seit er sich für 2009 mit Kawasaki einig ist, scheint ihm seine Krise bei Ducati einigermaßen egal zu sein. Mit dieser Lockerheit fuhr er heute trotz eines mäßigen Starts mit phasenweise sehr schnellen Rundenzeiten noch auf Rang neun. "Dabei habe ich in der zweiten Kurve wegen Vermeulen, der fast abgeflogen wäre, viele Plätze verloren. Ich wäre ihm beinahe reingefahren", so Melandri.

Casey Stoner vor der Ducati-Tribüne

Die vielen Fans auf der Ducati-Tribüne wurden heute bitter enttäuscht Zoom

"Ich muss aber sagen, dass ich von der ersten Runde an ein gutes Gefühl hatte", fuhr er fort. "Ich ging an de Angelis vorbei, aber er wollte offensichtlich kontern und tat das in einer Kurve, in der man nicht überholen sollte. Wir berührten uns und ich kam von der Linie ab. Dabei verlor ich noch mehr Zeit. Langsam erholte ich mich davon und ich schnappte mir noch einige Gegner, aber die Gruppe vor mir war zu weit weg. Sonst wäre ein noch besseres Resultat drin gewesen."