• 03.06.2022 19:10

  • von M. Fritzsche, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, M. Bremer

Ducati in Barcelona: Keine Chance gegen Aprilia?

Bagnaia stöhnt über niedriges Gripniveau am Katalonien-Freitag - Martin dank "richtiger" Gabel wieder happy - Pirro dabei, obwohl er eigentlich nicht dürfte

(Motorsport-Total.com) - Abgesehen vom Aprilia-Duo Aleix Espargaro und Maverick Vinales, das am MotoGP-Freitag in Barcelona bestens zurechtkam und im Tagesergebnis P1 und P2 belegt, klagen fast alle Fahrer im Feld über das niedrige Gripniveau des Circuit de Barcelona-Catalunya.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro, Francesco Bagnaia

Aprilia hat Ducati im Griff: Gibt es dieses Bild in Barcelona auch am Sonntag? Zoom

WM-Spitzenreiter Fabio Quartararo auf der Yamaha fühlt sich langsam. Und auch im Ducati-Lager wird gestöhnt. "Das Gripniveau ist sehr sehr niedrig. Es ist das niedrigste, das ich jemals mit einem Rennmotorrad angetroffen habe", klagt etwa Francesco Bagnaia, der im kombinierten Ergebnis der beiden Freitagstrainings den vierten Platz belegt.

Bagnaias Rückstand auf die Tagesbestzeit von Aleix Espargaro: mehr als eine halbe Sekunde. "Ich war schockiert", gibt der Ducati-Pilot offen zu und hat beobachtet: "Die Aprilia hat eine richtig gute Traktion. Das ist etwas, was ich in diesem Jahr immer wieder feststelle. Auf dieser Strecke hier scheint das noch mehr zur Geltung zu kommen, weil es für alle anderen zu wenig Grip gibt. Das ist einfach eine Charakteristik dieses [Aprilia-]Bikes."

"Pecco" Bagnaia fürchtet: Aprilia in Barcelona schwer zu schlagen

Als Anfang April in Termas de Rio Hondo in Argentinien gefahren wurde, war das Gripniveau ebenfalls niedrig. Und dort fuhr Aprilia-Pilot Espargaro zunächst im Qualifying auf die Pole und tags darauf im Rennen zum Sieg. Aus diesem Grund gelten er und Teamkollege Vinales in Barcelona schon nach dem Freitag als die Favoriten - sofern sich die Streckenbedingungen bis Sonntag nicht noch dramatisch ändern.

"In Argentinien gab es wenig Grip und dort waren sie sehr schnell", spricht Bagnaia auf die Aprilia-Piloten an und mutmaßt: "Aleix fährt das Bike sehr gut und Maverick findet mehr und mehr den Stil, den Aleix fährt. Daher könnte es schwierig werden, sie auf dieser Strecke hier zu schlagen."

Bagnaias Ducati-Teamkollege Jack Miller klingt in seinen Aussagen nach den beiden Freitagstrainings ganz ähnlich. Enea Bastianini hingegen will von Problemen nicht viel wissen. Der Gresini-Pilot war am Freitag auf P3 der erste Aprilia-Verfolger und damit schnellster Ducati-Fahrer. "Sicher, der Grip ist fürchterlich. Aber dann müssen wir uns eben darauf einstellen", sagt Bastianini ganz trocken.

Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia fand noch nie so wenig Grip vor wie am Freitag in Barcelona Zoom

Jorge Martin: Gutes Gefühl mit "richtiger" Gabel wieder da

Pramac-Pilot Jorge Martin reihte sich direkt hinter Bastianini und Bagnaia an fünfter Stelle ein. Zwar spricht der Spanier sogar von der bezüglich des Grips "schlimmsten Strecke im gesamten Rennkalender" und schimpft: "Der Grip ist hier einfach ein Desaster."

Trotzdem hat Martin auch Positives zu vermelden. Denn ein Zurückrüsten auf diejenige Gabel von Öhlins, die er bei den ersten Rennen in dieser Saison verwendet hatte, hat sich ausgezahlt. Den Hinweis dazu gab der zuständige Öhlins-Techniker. "Ich hatte sofort wieder dieses gute Gefühl wie bei den ersten vier Rennen. Ich war schnell, ich war konstant und bin insgesamt recht zufrieden", sagt Martin.

Jorge Martin

Jorge Martin: Kaum Grip am Hinterrad, dafür aber wieder das richtige Gefühl am Vorderrad Zoom

Rückblickend ist Martin überzeugt: "Wir haben drei Rennen verloren, nämlich Jerez, Le Mans und Mugello. Mit der Gabel, die wir bei diesen Rennen im Einsatz hatten, kam ich einfach nicht auf die Kurvengeschwindigkeiten, die ich mir vorstelle. Sie passt einfach nicht zu meinem Fahrstil. Jetzt aber ist alles wieder gut."

Michele Pirro mit Wildcard dabei, obwohl er eigentlich nicht dürfte

Übrigens: Wie schon am vergangenen Wochenende in Mugello, so gibt es auch in Barcelona wieder insgesamt neun Ducati-Bikes im Feld. Denn Michele Pirro ist mit einer Wildcard wieder dabei - und das, obwohl das laut Reglement diesmal eigentlich gar nicht zulässig ist.

Das aktuelle MotoGP-Reglement schreibt nämlich vor, dass Wildcards nicht an aufeinanderfolgenden Rennwochenenden gezogen werden dürfen. Einzige Ausnahme sind die Hersteller, die Konzessionsvorteile genießen. Dass Pirro an diesem Wochenende trotzdem mit einer Wildcard antreten darf, hat er einer Ausnahmeregelung und der Zustimmung der gesamten Ducati-Konkurrenz zu verdanken.

Zu Saisonbeginn hatte Ducati den Plan von Wildcard-Einsätzen in Mugello und Barcelona beim Motorrad-Weltverband (FIM) eingereicht. Damals gab es keine Einwände. Offenbar kannte man bei der FIM das eigene Reglement nicht genau. Am Le-Mans-Wochenende machte dann ein anderer Hersteller auf den (bevorstehenden) Regelverstoß aufmerksam.

Michele Pirro

Michele Pirro darf dank Ausnahme nach Mugello auch in Barcelona mit Wildcard antreten Zoom

Daraufhin hat sich Ducati in der Sicherheitskommission, bei der Herstellervereinigung (MSMA) und bei den anderen Teams eine Ausnahme genehmigen lassen. Grund: Man hatte die Logistik zwischen Italien und Spanien für die Wildcard-Einsätze in Mugello und Barcelona schon festgezurrt.

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