Dani Pedrosa und Stefan Bradl: Kritik an Reifenlimit für Testteams

Das neue Wochenendformat lässt kaum noch Zeit, um an den Motorrädern zu arbeiten - Dani Pedrosa und Stefan Bradl kritisieren Reifenlimit für Testteams

(Motorsport-Total.com) - Die Bedeutung der MotoGP-Testteams ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Mit immer mehr Rennen im Kalender wurden die Testmöglichkeiten für die Stammfahrer immer mehr eingeschränkt. 2023 gab es unmittelbar vor dem Saisonauftakt fünf offizielle Testtage und während der Saison sind nur noch zwei Montagstest vorgesehen.

Titel-Bild zur News: Dani Pedrosa

Die Testteams haben immer mehr an Bedeutung gewonnen Zoom

Das straffe Format hat auch die Arbeit der Testteams verändert. "Es gibt keine Möglichkeit mehr, am Rennwochenende an den Motorrädern zu arbeiten", hält Dani Pedrosa fest. Denn bereits in den Freitagstrainings braucht man Qualifying-Versuche, um sich direkt für Q2 zu qualifizieren.

Manche Fahrer meinen sogar, dass der Freitag bis zu "90 Prozent" der Ergebnisse des restlichen Wochenendes bestimmt. Vorbei sind die Zeiten, als die Teams in Ruhe am Set-up arbeiten und für den nächsten Tag große Änderungen vornehmen konnten.

"Der Schlüssel ist, dass man mit einem Motorrad kommt, das an jedem Wochenende funktioniert", sagt KTM-Testfahrer Pedrosa. "Es ist unsere Aufgabe, ein Motorrad zu entwickeln, deren Basis auf jeder Strecke funktioniert."

"Normalerweise verstellt man einen Klick hier und da. Manchmal muss man auch etwas ändern, weil die Strecke oder die Verhältnisse etwas extrem sind. Aber man braucht zumindest ein Paket, das mehr oder weniger überall funktioniert."

Das Motorrad soll idealerweise vom ersten Training an optimal passen, damit die Fahrer die Konstanz der Reifen checken können und am Ende des Trainings einen Qualifying-Versuch am Limit in Angriff nehmen können.

In den vergangenen Jahren schwankte dieser Aspekt bei KTM von Strecke zu Strecke. Auf manchen Pisten war man bei der Musik dabei, auf anderen hatte man Rückstand und lief diesem das gesamte Wochenende hinterher.

Pedrosa ist zuversichtlich, dass man diese Schwankungsbreite minimiert hat: "Austin war im Vorjahr eine schlechte Strecke, und auch Malaysia. Wir können bereits sehen, dass wir uns auf diesen Strecken verbessert haben."

"Wir versuchen so viel wie möglich zu helfen, damit das Motorrad am Freitag mehr oder weniger am Punkt ist. Wenn andere Hersteller super starke Rundenzeiten fahren, hat man natürlich Arbeit zu tun."

Bradl: Reifenlimit schränkt Testteams ein

Für die Testteams gibt es keine Einschränkung an Testtagen. Die Arbeit wird über die Reifen limitiert. Für eine Saison hat ein Testteam 200 Reifen von Michelin zur Verfügung. Außerdem müssen drei Teststrecken nominiert werden.

Im Vorjahr stand den Testteams noch ein Saisonkontingent von 240 Reifen zur Verfügung. "Es passt nicht gut, weil ein Rennwochenende ganz anders als unser Testprogramm ist", sagt Stefan Bradl. "Wir testen mit einem frischen Reifen, aber wir gehen nicht auf Zeitenjagd."

"An einem Grand-Prix-Wochenende muss man ständig eine Zeitattacke fahren. Deswegen ist man meistens mit frischen Reifen unterwegs. Beim Test fährt man viel mehr mit gebrauchten Reifen. Mit neuen Reifen ändert sich das Verhalten des Motorrads stark."

Stefan Bradl

Bei den privaten Tests müssen Reifen gespart werden Zoom

Der Honda-Testfahrer kritisiert: "Die Limitierung des Reifenkontingents schränkt uns ein, dem Grand-Prix-Wochenende zu folgen. Das Testprogramm geht in eine andere Richtung. Das ist schwierig. Ich spreche für Honda."

"Wir sind hinten und wollen aufholen, aber das Reglement schränkt uns ein. Wenn sie die Regeln wegen des neuen Formats geändert haben, dann sollten sie auch darüber nachdenken, zu helfen. Wer hat heute noch 'Concession'-Punkte? Alle haben die gleiche Einschränkung bei den Reifen."

"Ich bin Testfahrer und beklage mich natürlich", sagt Bradl. "Es ist meine persönliche Meinung, dass wir in unserem Testteam Mühe haben. Wie sollen wir Fortschritte machen? Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht."

Die Reduzierung der Reifen sieht auch Pedrosa kritisch: "Ich kenne nicht die Gründe für diese Limitierung, aber wenn es weniger Tests für die Stammfahrer gibt - mehr Rennen, aber weniger Tests - dann müssen wir die Testarbeit übernehmen."

"Das heißt, dass die Hersteller zwei weitere Motorräder aufbauen müssen. Dazu kommt ein Team, das überall hinreist und testet. Wenn sie diese Arbeit machen müssen, dann wäre es das auch wert, wenn es mehr Reifen gäbe. Es wäre gut, wenn wir den gleichen Rhythmus wie bei den Rennen beibehalten würden, aber so ist die momentane Situation."