Pedrosa P1: Freude über "Verbesserung meiner Zeiten auch im Alter"

Als Wildcard-Starter fährt Dani Pedrosa die KTM RC16 in Jerez direkt auf P1: Wie er und das Team darauf reagieren und was Pedrosa beim Fahren mit anderen lernt

(Motorsport-Total.com) - Dani Pedrosa hat sich am Freitag in Jerez mit einem Paukenschlag im MotoGP-Feld zurückgemeldet. Seitdem der Spanier am Saisonende 2018 seine Karriere als Stammfahrer beendet hatte, ist er bislang nur bei einem einzigen Grand Prix angetreten, nämlich beim Grand Prix der Steiermark 2021 in Spielberg mit einer Wildcard für KTM.

Titel-Bild zur News: Dani Pedrosa

Dani Pedrosa überraschte am Freitag in Jerez alle - auch sich selber Zoom

An diesem Wochenende in Jerez nun absolviert Pedrosa, der seit vier Jahren offizieller KTM-Testfahrer ist, seinen zweiten Wildcard-Einsatz. Und dabei verblüffte er sich selbst, das Team und die Konkurrenz direkt in der ersten Session.

Am Freitagvormittag nämlich fuhr Pedrosa mit der KTM RC16 direkt die Sessionbestzeit. Es war das erste Mal seit dem zweiten Freien Training zum Grand Prix von Japan 2018 in Motegi, dass Pedrosa eine Session für sich entschied. Damals saß er auf einer Werks-Honda.

Pedrosas Vormittagszeit von 1:36.770 Minuten mit der KTM in Jerez wurde zwar nachmittags von den Aprilia-Werkspiloten Aleix Espargaro und Maverick Vinales noch knapp unterboten. Das ändert aber nichts daran, dass Pedrosa zum ersten Mal überhaupt in Jerez in den 1:36er-Bereich vorgestoßen ist. Entsprechend zufrieden äußern sich er und auch KTM-Motorsportchef Pit Beirer im Anschluss.

Pedrosa gibt zu: Bestzeit 'komplett unerwartet"

"Das war ein sehr guter Tag und komplett unerwartet", sagt Pedrosa. "Für mich, für das Team und für die Fans ist das großartig." Mit Blick darauf, dass er in Jerez nie zuvor unter 1:37 Minuten gekommen war, grinst der 37-jährige Spanier: "Ich freue mich, dass ich meine Rundenzeiten auch im Alter noch verbessern kann."

"Am Nachmittag waren die Bedingungen ein bisschen schwieriger, weil es windig und sehr heiß war. Da konnte ich mich nicht mehr verbessern. Ein paar anderen Fahrern ist es trotzdem gelungen, aber insgesamt sind wir sehr zufrieden", so Pedrosa, der sich mit der drittbesten Rundenzeit des Tages direkt für Q2 am Samstag qualifiziert hat.

Dani Pedrosa

Mit der KTM RC16 markierte Pedrosa im ersten Training Bestzeit und ist für Q2 gesetzt Zoom

Auf die Frage, ob das starke Ergebnis vom Freitag nun seine Erwartungen und Ziele für das weitere Rennwochenende verändern würde, antwortet Pedrosa: "Nein. Ich finde, wir haben schon viel erreicht indem wir uns direkt für Q2 qualifiziert haben."

Pit Beirer lobt: "Er ist schon ein mutiger Kerl"

Pit Beirer bezeichnet Pedrosas Sessionbestzeit als "sehr beeindruckend". Im Gespräch mit 'MotoGP.com' erklärt der KTM-Motorsportchef: "Wir haben nie an Dani gezweifelt und er hat nie an diesem Motorrad gezweifelt, auch nicht als der Portimao-Test ein bisschen schwierig verlief. Seine Worte von damals kamen mir heute alle ins Gedächtnis zurück: 'Macht keinen Stress. Das Motorrad ist gut, das Paket ist gut.'"

"Trotzdem", so Beirer weiter, "Dass er heute hier eine Sessionbestzeit hingelegt hat, das ist schon beeindruckend. Klar, er testet hin und wieder. Aber von außen in dieses Haifischbecken zu springen und so eine Leistung zu bringen, das ist eben doch noch mal etwas anderes. Er ist schon ein mutiger Kerl und ein richtig guter Motorradrennfahrer. Das Ergebnis von heute Vormittag ist einfach großartig."

Pit Beirer

KTM-Motorsportchef Pit Beirer zeigt sich von Pedrosas Leistung beeindruckt Zoom

Eigentlich sitzt Pedrosa an diesem Wochenende ja auf dem Motorrad, um die Entwicklung weiter voranzutreiben. Im KTM-Testteam arbeitet er neuerdings mit Esteban Garcia zusammen. Der Spanier war einst im Yamaha-Werksteam der Crewchief für Maverick Vinales, bevor es dort zunächst zur Trennung zwischen Fahrer und Crewchief und etwas später auch zur Trennung zwischen Fahrer und Team kam.

Was Pedrosa beim Fahren mit anderen lernt

Was hat Pedrosa in den beiden Trainingssitzungen am Freitag mit der aktuellen KTM inmitten des vollen MotoGP-Feldes gelernt? "Ich konnte direkt spüren, wie stark es sich verändert, je nachdem ob man jemandem folgt oder nicht. Dieser Unterschied war in der Vergangenheit geringer. Jetzt aber verändert sich das Bike sehr stark, wenn du direkt hinter einem anderen Fahrer fährst. Wir müssen das aber alles noch analysieren."

Wenngleich diese Datenanalyse noch lange nicht abgeschlossen ist, ist Pedrosa schon jetzt überzeugt, dass die 2023er-Version der KTM RC16 die bisher beste dieses Motorrads ist. Ihr Renndebüt hatte die RC16 beim MotoGP-Saisonfinale 2016 in Valencia gegeben. Seither wurde sie über die Jahre konsequent weiterentwickelt, wobei Pedrosa als KTM-Testfahrer seit 2019 einen großen Anteil daran hat.

Dani Pedrosa, Brad Binder

Jerez 2023 ist erst Pedrosas zweites Rennwochenende seit Ende 2018 Zoom

"Das Team hat das Motorrad über all die Jahre sehr gut weiterentwickelt. Es ist heute einfach viel besser ausbalanciert. Auf der Strecke hast du es mit Geradeausfahren, Kurvenfahren, Bremsen, Beschleunigen, Fahren in Schräglage, Fahren ohne Schräglage und so weiter zu tun. In all diesen Aspekten ist das Bike mittlerweile viel ausbalancierter", erklärt Pedrosa und antwortet auf die konkrete Nachfrage, ob die aktuelle RC16 die beste sei, mit den Worten: "Ja, das würde ich sagen."

Überraschung auch am Samstag oder Sonntag?

Und was traut man dem prominenten Wildcard-Starter nach Trainingsbestzeit nun für das weitere Rennwochenende mit Sprint am Samstag und Grand Prix am Sonntag zu? "Ehrlich gesagt spüre ich jetzt schon ein bisschen mehr Druck, wenn ich an Jack und Brad denke", lacht Pit Beirer in Anspielung auf die KTM-Stammpiloten Jack Miller und Brad Binder.

Ob am Sonntag eine der KTM RC16 auf einen Podestplatz pilotiert wird? "Was Dani betrifft, so ist es ganz sicher nicht sein Job und auch nicht unsere Erwartung, dass er auf das Podium fährt", versichert Beirer und fügt hinzu: "Ich habe ihm erst heute noch einmal gesagt, dass er es einfach genießen soll, so wie es kommt. Er hat so viel für uns getan und es freut uns einfach, ihn mit einem so breiten Grinsen zu sehen. Aber wer weiß, vielleicht überrascht er uns ja?"