MotoGP-Test Jerez: Honda erstmals mit Kalex-Chassis, Bezzecchi holt Bestzeit

Beim offiziellen Montagstest in Jerez rückt Stefan Bradl zum ersten Mal mit dem Kalex-Chassis für Honda aus - VR46-Duo führt den Test vor Fabio Quartararo an

(Motorsport-Total.com) - Am Montag nach dem Grand Prix von Spanien fand auf dem Circuito de Jerez - Angel Nieto ein offizieller MotoGP-Testtag statt. Von 10 bis 18 Uhr hatten die verschiedenen Hersteller Gelegenheit, technische Updates auf die Strecke zu bringen.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl (hier ein Bild vom Wochenende) testete das neue Kalex-Chassis Zoom

Wie so oft beim Testen rückten in den frühen Morgenstunden aufgrund der kälteren Temperaturen nur wenige Fahrer aus. Im Tagesverlauf aber füllte sich die Strecke.

Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) fuhr mit 1:36.574 Minuten die schnellste Testzeit und toppte das Klassement vor Teamkollege Luca Marini, der 0,104 Sekunden Rückstand hatte. Fabio Quartararo (Yamaha) wurde Dritter. Ihn fehlten anderthalb Zehntel.

Fabio Di Giannantonio (Gresini-Ducati) und Maverick Vinales (Aprilia) komplettierten die Top 5 vor WM-Leader Francesco Bagnaia (Ducati), der Sechster wurde. Aleix Espargaro (Aprilia), Brad Binder (KTM), Jorge Martin (Pramac-Ducati) und Alex Marquez (Gresini-Ducati) folgten auf den weiteren Top-10-Plätzen.

Insgesamt lagen 16 Fahrer innerhalb einer Sekunde. Mit 94 gefahrenen Runden legte Vinales die meisten Kilometer zurück. Quartararo absolvierte 88 Umläufe, Alex Rins (LCR-Honda) 82 Umläufe, Marini 81 und Franco Morbidelli (Yamaha) 80. Dani Pedrosa schonte sich nach seiner KTM-Wildcard und fuhr nur 35 Runden.

Honda

Bei Honda testete Stefan Bradl zum ersten Mal das Kalex-Chassis, über das bereits seit geraumer Zeit gemunkelt wurde. Die sichtbaren Design-Änderungen sind im Vergleich zu den anderen Honda-Rahmen subtil. Mit dem Kalex-Chassis stürzte Bradl in Kurve 5. Er testete auch eine neue Carbon-Kupplung.

Die Aero-Teile, die der Deutsche während seines Wildcard-Einsatzes am Wochenende verwendet hat, kamen heute bei den anderen Honda-Fahrern zum Einsatz. Joan Mir rückte mit einer neuen Seitenverkleidung aus, stürzte allerdings in Kurve 6.

Alex Rins aus dem LCR-Team testete das neueste Honda-Chassis (nicht Kalex), auch wenn er mit "seiner" Version des Chassis, mit der in Austin gewonnen hat, eigentlich zufrieden ist. Die neue Seitenverkleidung kam auch bei ihm zum Einsatz.

Iker Lecuona, der Marc Marquez während des Grands Prix ersetzte, testete nicht.

KTM

Bei KTM wurden neue Aerodynamikteile getestet, darunter zwei neue Seitenverkleidungen. Eine davon fiel durch ein langes, vertikales Flügelelement besonders auf.

Außerdem fanden Vergleichstests zwischen dem bisherigen und einem neuen Heckflügel statt, der am Wochenende bereits an Dani Pedrosas RC16 zu sehen war. Der neue ist kastiger designt, während das Vorgängermodell eher einer V-Form entspricht.

Brad Binder

Brad Binder rückte mit einer Seitenverkleidung mit langem Flügel aus Zoom

Yamaha

Bei Yamaha testete Fabio Quartararo den neuen verlängerten Doppelauspuff, mit dem Franco Morbidelli bereits am Freitag fuhr. Beide testeten neue Frontflügel, die weniger geschwungen sind als die bisherigen, sowie verschiedene Chassis-Varianten.

Große Fortschritte sah Quartararo nicht: "Ich bin 88 Runden gefahren. Wir werden die neue Aero nicht nutzen. Das neue Chassis ist schwer einzuschätzen, ebenso der Auspuff."

Aprilia

Bei RNF-Aprilia sprang Lorenzo Savadori kurzfristig für Miguel Oliveira ein, der sich bei dem Startcrash im Hauptrennen am Sonntag verletzt hatte und nicht fit war.

Der Hersteller testete eine neue Schwinge, an die ein zusätzliches Aero-Element montiert wurde. Auch Frontflügel, die bereits beim Portimao-Test zum Einsatz kamen, wurden getestet. Ansonsten konzentrierten sich Espargaro und Vinales auf die Starts, um zu den Schnellstartern Ducati und KTM aufzuschließen.

In der Mittagspause erklärte Espargaro: "Ich habe an der Gewichtsverteilung gearbeitet und versucht, die Front zu entlasten, um den Reifen zu schonen. Es ist schwer zu sagen, ob es eine Verbesserung gegeben hat oder nicht, denn beim Testen fährt man alleine, während die Probleme in der Gruppe auftauchen."

Ducati

Jerez-Rennsieger Bagnaia hatte nicht viel zu testen. Er fuhr mit einer neuen Gabel, um der Front mehr Stabilität zu geben - etwas, wonach er bereits seit Freitag in Jerez gesucht hatte.

Gresini-Pilot Alex Marquez arbeitete daran, mit der Carbon-Kupplung das richtige Gefühl zu finden. Honda, wo Marquez 2022 fuhr, verwendete damals noch Stahl, setzt jetzt aber wie KTM, Aprilia und Ducati auf eine Carbon-Kupplung. Sie spart circa 500 Gramm, ist aber etwas schwieriger zu handhaben.

"Hier in Jerez hatten wir keinen schlechten Start wie in Austin und haben uns heute auch gesteigert", sagt Marquez. "Die Carbon-Kupplung ist aggressiver. Sie unterscheidet sich von der, die ich bei Honda verwendet habe. Daran muss ich mich erst gewöhnen."

Neues Funksystem im Test

Die MotoGP experimentierte am Montag zudem mit einem neuen Funksystem, das es der Rennleitung erlauben würde, Nachrichten an die Fahrer zu senden. Drei Fahrer wurden damit ausgestattet, um Feedback zu geben: Quartararo, Espargaro und Folger.

Diese Initiative greift einen Weg auf, der bereits in der Vergangenheit erforscht wurde und bisher nicht den gewünschten Erfolg hatte. Das letzte Mal wurde es mit Stefan Bradl bei einem Test in Misano vor drei Jahren ausprobiert, nachdem das Thema bei einem der Treffen der Sicherheitskommission aufkam.

Zusätzlich zu dem heutigen Test in Jerez wird es am Montag, dem 11. September, in Misano einen weiteren offiziellen Testtag innerhalb der laufenden Saison geben.

Die MotoGP-Testzeiten in Jerez:
01. Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) - 1:36.574 Minuten (64 Runden)
02. Luca Marini (VR46-Ducati) +0.104 Sekunden (81)
03. Fabio Quartararo (Yamaha) +0.151 (88)
04. Fabio Di Giannantonio (Gresini-Ducati) +0.389 (63)
05. Maverick Vinales (Aprilia) +0.390 (94)
06. Francesco Bagnaia (Ducati) +0.450 (44)
07. Aleix Espargaro (Aprilia) +0.486 (79)
08. Brad Binder (KTM) +0.494 (73)
09. Jorge Martin (Pramac-Ducati) +0.515 (52)
10. Alex Marquez (Gresini-Ducati) +0.615 (77)
11. Raul Fernandez (RNF-Aprilia) +0.711 (71)
12. Takaaki Nakagami (LCR-Honda) +0.740 (70)
13. Johann Zarco (Pramac-Ducati) +0.752 (60)
14. Jack Miller (KTM) +0.857 (67)
15. Joan Mir (Honda) +0.942 (67)
16. Franco Morbidelli (Yamaha) +0.969 (80)
17. Alex Rins (LCR-Honda) +1.148 (82)
18. Augusto Fernandez (Tech-3-GasGas) +1.165 (69)
19. Stefan Bradl (Honda) +1.208 (54)
20. Dani Pedrosa (KTM) +1.823 (35)
21. Jonas Folger (Tech-3-GaGas) +1.968 (63)
22. Lorenzo Savadori (RNF-Aprilia) +1.984 (45)