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Bridgestone sagt der MotoGP nach 14 Jahren Adieu

Nach 14 Jahren beendet Bridgestone das MotoGP-Engagement: 2007 begannen die großen Erfolge - Die Fahrer schätzen vor allem die Performance des Vorderreifens

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Grand Prix von Valencia verabschiedete sich Bridgestone nach 14 Jahren als Reifenhersteller aus der MotoGP. In den vergangenen sieben Jahren waren die Japaner alleiniger Ausrüster der Königsklasse auf zwei Rädern. Ab 2016 übernimmt diese Rolle Michelin. Die Franzosen zogen sich Ende 2008 zurück, womit damals der Reifenkrieg beendet war. Bridgestone kam 2002 mit Beginn der neuen Viertaktära in die Motorrad-WM. In den folgenden Jahren spitzte sich das Entwicklungsrennen der beiden Reifenhersteller zu. Dunlop war chancenlos, zog sich zurück und richtet das Hauptaugenmerk auf die beiden kleinen Klassen.

Titel-Bild zur News: Bridgestone

Seit 2009 hatte Bridgestone das MotoGP-Reifenmonopol inne Zoom

Der Reifenkrieg wurde 2007 entschieden, als per Reglement die Anzahl der Reifen pro Fahrer festgelegt wurde. Außerdem mussten die Reifen schon am Donnerstag im Fahrerlager sein. Diese Maßnahme senkte auf der einen Seite die Kosten, aber gleichzeitig wurde Michelin ein Vorteil genommen. Zuvor brachte Michelin viele Reifen an die Strecke und anschließend wurden am Freitagabend spezielle Reifen hergestellt, die auf die Streckenbedingungen und für die zu erwartenden Temperaturen optimiert wurden.

Dieses System funktionierte vor allem bei den Europarennen perfekt, denn Michelin konnte über Nacht neue Reifen von der Fabrik in Clermont Ferrand (Frankreich) zu den Strecken transportieren. Bridgestone konnte das nicht, weil deren Fabrik in Japan steht. Für Bridgestone funktionierte das nur beim Heimrennen in Motegi. Man erinnere sich an die drei Ducati-Siege von Loris Capirossi in den Jahren 2005 bis 2007. Da dieses Entwicklungssystem nur bei einem Rennen pro Jahr angewendet werden konnte, konzentrierte sich Bridgestone auf Reifen, die über ein breiteres Arbeitsfenster verfügen.

Als 2007 das neue Reglement mit der begrenzten Anzahl der Reifen eingeführt wurde, konnte Michelin nicht mehr in kurzer Zeit spezielle Reifen produzieren und fiel im Entwicklunsgrennen nach Performance zurück. Gleichzeitig dominierte Casey Stoner mit der Bridgestone bereiften Ducati. Valentino Rossi wechselte 2008 und Dani Pedrosa im Spätsommer zu Bridgestone. Da alle Teams für 2009 zu Bridgestone wechseln wollten, führten Dorna und FIM das Reifenmonopol ein. Die Vorteile lagen auf der Hand: Alle erhielten die gleichen Reifen. Zusätzlich gab es durch Sponsoring finanzielle Einnahmen.

Ohne Konkurrent verlegte Bridgestone die Entwicklungsrichtung. Die Reifen sollten schneller auf Temperatur kommen und für die Fahrer mehr Sicherheit bieten. Vor allem 2009 und 2010 gab es viele Stürze und Verletzungen, weil die Reifen nicht rasch genug auf die optimale Temperatur kamen. Mit der Zeit entwickelten die japanischen Ingenieure sichere Reifen, die eine extreme Performance bieten und gleichzeitig sehr haltbar sind. Viele Rundenrekorde wurden erst in der Schlussphase eines Rennens aufgestellt.


Bridgestone: Die MotoGP-Jahre 2002 - 2015

"Bridgestone hat generell einen unglaublichen Job gemacht", lobt Weltmeister Jorge Lorenzo. Allerdings war der Spanier nicht immer mit den Reifen glücklich: "2014 haben sie einen Hinterreifen mit einer hitzebeständigen Konstruktion gebracht, um zu verhindern, dass sich Gummistücke aus dem Reifen lösen. Für mich machte es das Leben etwas schwieriger. Dann haben sie die Flanke etwas weicher gemacht und es ist besser geworden, obwohl es nicht so gut wie 2013 war."

Casey Stoner

2007 gewinnt Casey Stoner mit Ducati den ersten WM-Titel Zoom

"Ich muss auch sagen, dass wir 2008 bis 2010 viele Probleme mit dem Aufwärmverhalten des Vorderreifens hatten, es gab viele Stürze. Dann hat Bridgestone sehr gut gearbeitet und ich bin mit den Reifen sehr zufrieden." Materialfehler gab es in den vergangenen Jahren kaum. Bridgestone lernte aus dem beängstigenden Reifenplatzer von Shinja Nakano 2004 in Mugello, als es den Hinterreifen auf der ultraschnellen Zielgeraden zerfetzte.

In den vergangenen Jahren zeichnete sich bei Bridgestone speziell der Vorderreifen aus. Hauptsächlich deswegen können die Fahrer so spät in die Kurven bremsen und diese extremen Schräglagen bis zu 60 Grad fahren. "Wir kennen Bridgestone sehr gut und wissen nicht, was im nächsten Jahr passieren wird. Deswegen mache ich mir Sorgen", denkt Rossi an das Comeback von Michelin und schwärmt von den japanischen Pneus: "Die Zeit mit Bridgestone war großartig, weil es ein großes Vergnügen war, diese Motorräder mit Bridgestone-Reifen zu fahren. Der Vorderreifen ist fantastisch. Man kann das Motorrad in jeder Kurve ans Limit bringen."

Meilensteine von Bridgestone 2002 - 2015:

Erstes Rennen: 2002 in Japan (Suzuka)
Erste Pole-Position: 2002 in Australien; Jeremy McWilliams (Proton KR)
Erster Podestplatz: 2003 in Brasilien (Rio); Makoto Tamada (Pramac-Honda)
Erster Sieg: 2004 in Brasilien (Rio); Makoto Tamada (Camel-Honda)
Erster WM-Titel: 2007 mit Casey Stoner (Ducati)
Letztes Rennen: 2015 in Valencia
Statistik: 242 Grands Prix; 159 Siege; 464 Podestplätze; 157 Pole-Positions, 9 Weltmeistertitel