Albesiano: "Wenn Martin kommt, wäre das sehr gut für Honda"

Honda-Technikchef Romano Albesiano kommentiert einen möglichen Wechsel von Jorge Martin und spricht über die Ambitionen des Herstellers für 2026

(Motorsport-Total.com) - Romano Albesiano, früher Technikchef bei Aprilia und seit Anfang 2025 in leitender Entwicklungsrolle bei Honda, würde die Ankunft von Jorge Martin beim japanischen Hersteller begrüßen. Seit bekannt ist, dass Martin sich vorzeitig von Aprilia trennen will, wird er mit Honda in Verbindung gebracht.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Jorge Martin und Honda: Eine Verbindung für die Zukunft? Zoom

Auf die Frage nach einem möglichen Wechsel des amtierenden Weltmeisters zu Honda reagiert Albesiano im Gespräch mit MotoGP.com zunächst zurückhaltend, da er "noch wirklich frisch von dieser Firma" komme - also von Aprilia.

Er betont jedoch: "Wenn Martin zu Honda kommt, wäre das sicher eine sehr gute Sache. Für Aprilia wäre es eine schlechte." Weiter kommentieren will er das Thema nicht - aus Respekt gegenüber seinem früheren Arbeitgeber. Doch seine Aussage zeigt, dass er einen möglichen Wechsel als großen Gewinn für Honda einschätzt.

Albesiano sieht "eine andere Kultur" bei Honda

In Bezug auf seinen eigenen Wechsel zu Honda verrät Albesiano: "Als der Anruf von HRC kam, war ich begeistert. Honda ist der größte Motorradhersteller der Welt."

Die Arbeitsweise im Konzern sei zwar "eine andere Kultur", doch er bringe bewusst seinen "europäischen Ansatz in Entwicklung und Tests" ein. Eine Revolution bedeute das nicht, vielmehr gehe es um Leidenschaft und Kreativität, zwei Eigenschaften, die Honda laut ihm schon immer ausgezeichnet hätten.


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Rückblickend auf die Leistungen des Teams 2024 sagt Albesiano, er habe eigentlich eine deutlich schlechtere Maschine erwartet: "Ehrlich gesagt, wenn man sich die Ergebnisse vom Vorjahr ansieht, habe ich erwartet, dass das Motorrad nicht gut ist."

Doch schon beim ersten Austausch mit den Fahrern war er überrascht. "Die meisten Eigenschaften des Motorrads waren positiv, nur einige ganz spezifische Punkte waren wirklich negativ." Eine gute Basis, um gezielt Verbesserungen umzusetzen.

Technische Fortschritte: Motor, Elektronik, neue Abläufe

Den größten Fortschritt sieht Albesiano bei der Leistungsabgabe, die nun "kontrollierbarer für den Fahrer" sei. "Außerdem gab es Entwicklungen bei der elektronischen Strategie, wie zum Beispiel der Traktionskontrolle", so der Honda-Technikchef.

Zudem habe sich die Herangehensweise an die Rennwochenenden verändert: "Wir teilen Informationen jetzt so viel wie möglich." So habe man auch begonnen zu verstehen, wie sich bestimmte Komponenten auf die Vibrationen auswirken, unter den die Honda-Piloten seit Saisonbeginn immer wieder leiden.

Als besonders kritisch erachtet Albesiano das Bremsverhalten: Bremsen ist wahrscheinlich die wichtigste Phase in der modernen MotoGP. Hier können wir uns noch verbessern."

Honda-Fahrer: Viel Lob für Zarco, Mir und Marini

Auch über seine Fahrer äußert sich Albesiano ausführlich. So wird Johann Zarco seiner Meinung nach oft unterschätzt. "Er ist super schnell, kann mit der Vibration des Motorrads besser umgehen als viele andere. Er macht einen fantastischen Job."

Joan Mir beschreibt Albesiano als extrem talentiert und unglaublich schnell, betont aber auch: "Aus vielen Gründen konnte er bislang das Potenzial nicht vollständig ausschöpfen." Wahrscheinlich müsse Mir "seinen Fahrstil noch etwas mehr anpassen" und unnötige Risiken beim Einlenken in die Kurve vermeiden.


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Luca Marini war durch seinen Unfall in Suzuka eine Zeit lang nicht einsatzbereit. Er habe dem Team spürbar gefehlt. Denn: "Er hilft enorm bei der Entwicklung", so Albesiano. Am Sachsenring soll Marini jedoch auf die Strecke zurückkehren.

Misano-Test entscheidend - Kampf um Siege realistisch

Mit Blick auf die weitere Saison kündigt Albesiano an, dass viele neue Entwicklungen in Arbeit seien, sowohl am Chassis als auch am Motor. Für das Saisonende haben wir eine ziemlich dichte Liste an Neuerungen", kündigt der Technikchef an.

Besonders wichtig werde der offizielle MotoGP-Testtag in Misano im September, bei dem entscheidende Daten für das Motorrad der nächsten Saison gesammelt werden sollen.

Ob Honda in der Saison 2026 wieder um den Titel kämpfen kann? Albesiano bleibt vorsichtig: "Um die Weltmeisterschaft mitkämpfen - ehrlich gesagt, das weiß ich nicht. Aber um Rennsiege mitkämpfen zu können, das erwarte ich", blickt er voraus.

Dabei hofft Albesiano auch auf ein Ende der sogenannten Konzessionen, die leistungsschwächeren Herstellern technische Vorteile verschaffen: "Wir wollen keine Konzessionen. Hoffentlich verlieren wir sie am Ende der Saison. Und wir wären glücklich, sie zu verlieren." Denn das wäre schließlich ein Zeichen des Fortschritts.