Aero-Kooperation zwischen KTM und Red Bull: F1-Budgetdeckel machte es möglich

Erst die in der Formel 1 eingeführte Budgetobergrenze hat die Kooperation zwischen KTM und Red Bull im Bereich der MotoGP-Aerodynamik möglich gemacht

(Motorsport-Total.com) - Seit KTM in der MotoGP fährt, prangt das Logo des langjährigen Partners Red Bull auf der Verkleidung. Die Kontakte zwischen den beiden österreichischen Firmen sind seit Jahren gut. Auf Motorsportebene gibt es unter anderem regelmäßigen Austausch zwischen Pit Beirer und Helmut Marko.

Titel-Bild zur News: Jack Miller

Die MotoGP-Aerodynamik wird immer komplexer und ausgefeilter Zoom

Zum Beispiel arbeitet Red Bull Racing in der Formel 1 seit 2017 mit Mobil 1 als Kraftstoff- und Ölpartner zusammen. Im Januar 2023 wurde Mobil 1 als Partner von KTM vorgestellt. Die ersten Kontakte zum US-Konzern ExxonMobil hat Marko an Beirer vermittelt.

Die Partnerschaft mit Mobil 1 ist mit Blick auf die Umstellung auf E-Fuels wichtig. Bereits 2024 muss der MotoGP-Kraftstoff zu 40 Prozent aus fossilfreien Bestandteilen bestehen, ab 2027 dann zu 100 Prozent.

Im Sommer 2022 ist erstmals zwischen KTM und Red Bull Advanced Technologies (RBAT) eine technische Kooperation möglich geworden. Seither wird gemeinsam die Aerodynamik für die RC16 erforscht und entwickelt.

Dass diese Zusammenarbeit überhaupt erst möglich wurde, hängt mit einer entscheidenden Änderung in der Formel 1 zusammen. 2021 wurde die Budgetobergrenze eingeführt. Große Teams wie Red Bull, Ferrari oder Mercedes mussten Personal abbauen.

Beziehungsweise wurden Ingenieure für andere, externe Projekte abgestellt. Auf der einen Seite mussten sie nicht entlassen werden, andererseits konnte man Know-how in der Firma halten, sie zählten aber nicht mehr zum Formel-1-Team und dem Budgetdeckel.

"Da war mir völlig klar, dass man mit diesem Cost Cap nicht mehr alle Leute voll beschäftigen kann, die bei Red Bull sind", blickt Beirer zurück. Denn genau das öffnete die Türen für die Kooperation zwischen RBAT in Großbritannien und KTM in Österreich.

Pit Beirer

Im Sommer 2022 konnte Pit Beirer die Kooperation mit Red Bull einfädeln Zoom

"Gleichzeitig hat sich die MotoGP in eine Aerodynamik-Entwicklung reinmanövriert, die fast schon ungesund ist. Aber das Reglement ist, wie es ist. Der Spielball liegt auf dem Tisch. Man kann darüber schimpfen, oder ihn aufnehmen. Wir haben ihn aufgenommen."

"Nach zehn Anrufen, die in diese Richtung nichts gebracht haben, kam dann, dass man doch einmal reden könnte", so Beirer. "So kamen wir zu dieser Möglichkeit, denn durch das Cost Cap sind Leute freigeworden, die man nicht freiwillig hergeben will."

Kein Copy & Paste aus der Formel 1

"Da ging die Türe auf, dort unglaubliche Wissensquellen anzuzapfen." Auch für die Red-Bull-Ingenieure war die MotoGP Neuland, denn die Dynamiken eines Motorrads sind nicht mit einem Formel-1-Auto zu vergleichen.

"Copy und Paste funktioniert nicht, aber wenn man die Grundlagen der Aerodynamik so zerlegt hat wie Red Bull Racing, dann ist da ein Wissenspool vorhanden, der gigantisch ist", sagt Beirer, der trotzdem betont, dass die Zusammenarbeit Schritt für Schritt gewachsen ist.

"Es hat ganz klein angefangen, aber dann haben wir gemerkt, dass sie richtig Spaß daran haben. Wir haben auf einmal gemerkt, dass Infos im Aerodynamik-Bereich kommen, die wir so nicht hatten. So wie viele gute Dinge, sie wachsen einfach mit der Zeit. Man muss sich herantasten."

Sergio Perez

In der Formel 1 ist Red Bull bei der Aerodynamik der Maßstab Zoom

Die Aerodynamik hat ein komplett neues Entwicklungsfeld in der MotoGP eröffnet. Mittlerweile spielt sie in allen Fahrzuständen eine wesentliche Rolle, von der Beschleunigung über den Topspeed bis zur Bremsphase und dem Turning-Verhalten.

"Bisher hat ein MotoGP-Projekt ein, zwei Aerodynamiker gehabt, weil man das Motorrad mit der Verkleidung auf Topspeed ausgerichtet hat. Dann musste man noch die Kühlung im Kopf behalten." Nun ist es deutlich komplexer geworden.

Auch die Auswirkungen des Ride-Height-Systems und vor allem die Bewegungen des Fahrers in der Kurve werden in die Aero-Berechnungen einbezogen. "Es ist schon ein sehr komplexes Thema und es gibt keine Rechenformel, die das löst", hält Beirer fest.

"Das war schon extrem spannend, sich hineinzuarbeiten. Was wir in der kurzen Zeit erlebt haben, hat richtig Spaß gemacht. Das hat uns eindeutig besser gemacht und wir genießen die Zusammenarbeit."

Auch über den Winter 2023/24 haben die Werke über die Aerodynamik massiv an Performance gefunden, wie die Rundenzeiten bei den Testfahrten gezeigt haben. Deshalb mahnte Beirer bereits, ob man die Aerodynamik nicht schon vor dem neuen Reglement 2027 beschränken sollte.

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