McLaughlin wehrt sich gegen Kritik an Penske: "Es wurde zu sehr aufgebauscht"
Zu sehr aufgebauscht? Scott McLaughlin verteidigt Roger Penske im Skandal rund um das Indianapolis 500 - Das sind seine Argumente
(Motorsport-Total.com) - Scott McLaughlin zeigte sich frustriert darüber, wie die Indy-500-Kontroverse rund um Team Penske von Teilen des Fahrerlagers und der Medien behandelt wurde. Zwar war McLaughlin der einzige Penske-Pilot, der nach dem Verstoß nicht ans Ende des Feldes zurückversetzt wurde. An seinem Chevrolet mit der Startnummer 3 war der sogenannte Attenuator im Gegensatz zu den Schwesterautos nicht modifiziert worden, dennoch verlief seine IndyCar-Woche kaum ruhiger als bei Josef Newgarden oder Will Power.

© Penske Entertainment
Die Penske-Fahrer äußern sich zur Penske-Kritik Zoom
Denn auch McLaughlins Renningenieur und Teammanager Kyle Moyer war unter den drei Teammitgliedern, die Teamchef Roger Penske in dieser Woche freistellte. An seiner Stelle sprang Ben Bretzman beim Indy 500 als Renningenieur ein. Zudem wurde McLaughlin am Sonntagmorgen bei einem heftigen Trainingsunfall in die Luft katapultiert und musste das Rennen im Ersatzauto von Startplatz zehn aus in Angriff nehmen.
"Diese drei Jungs sind Freunde von mir, sie haben enorm viel für meine Karriere getan, um mich dorthin zu bringen, wo ich jetzt bin", sagte McLaughlin am Donnerstag auf der Pressekonferenz. "Deshalb ist es für mich auch ein Stück weit traurig. Letztlich fahre ich für Roger Penske, ich respektiere und verstehe die Entscheidung. Wir schauen nach vorn. Die klugen Leute im Fahrerlager wissen, dass es daraus keinen Vorteil gab, oder?"
"Es ist frustrierend, wie sehr das aufgebauscht wurde", so McLaughlin, der sich auch enttäuscht vom Verhalten einiger Personen aus dem Fahrerlager und dem Medienzentrum zeigte. "Ich bin ehrlich gesagt enttäuscht von einigen Kollegen und auch einigen Leuten in diesem Raum, wie sie das teilweise unverhältnismäßig aufgegriffen haben."
"Ich glaube, viele vergessen, was Roger Penske für diesen Sport alles geleistet hat - das wird in der Diskussion total ausgeblendet, und das finde ich schwer auszuhalten. Ich kann da nicht emotionslos bleiben. Aber letztlich ist es passiert. Die Strafen wurden akzeptiert. Es ist frustrierend, wie sehr das aufgebauscht wurde. Und dass es drei Menschen den Job gekostet hat, mit denen ich sehr eng bin."
Power spricht von "Schock"
Auch Will Power hat sich öffentlich zu den Entlassungen von drei Schlüsselpersonen bei Team Penske geäußert, denn darunter war auch sein langjähriger Renningenieur. Power, der Indy-500-Sieger von 2018, musste die 109. Ausgabe des Rennens vom 33. und letzten Startplatz aufnehmen.
Eine zusätzliche Herausforderung: Ohne seinen Chefstrategen Ron Ruzewski, der neben zwei weiteren Führungskräften nach dem Attenuator-Verstoß entlassen wurde, musste er mit neuer Führung das Rennen angehen.
"Ja, es ist irgendwie ein Schock und schade", sagte Power am Donnerstag. "Sie waren alle extrem gut in dem, was sie gemacht haben. Es war einfach der äußere Druck. Ich denke, Roger [Penske] musste eine schwere Entscheidung treffen. Aber ich kann sagen, dass diese Leute sehr glaubwürdig waren. Wie wir wissen, war der Verstoß minimal. Es hat keinen Performance-Vorteil gebracht."
"Ich habe Ron [Ruzewski] angerufen, er war ja auf meinem Auto, aber ich habe ihn nicht erreicht. Ich fühle mit allen, die davon betroffen sind. Es ist einfach hart. Ich weiß gar nicht, was ich sonst sagen soll. Allesamt sind es großartige Menschen, sehr kompetent, sie haben viele Rennen und Meisterschaften gewonnen, ein starkes Team aufgebaut. Echt schade."
Gespräch mit Roger Penske
Sowohl Tim Cindric als auch Ruzewski waren über zwei Jahrzehnte bei Penske, Kyle Moyer immerhin über zehn Jahre. Penske selbst erklärte den Fahrern persönlich die Entscheidung.
"Ich weiß, dass es ihm sehr schwerfiel. Er hat das auch gesagt. Er konnte die Nacht davor nicht schlafen. Es war eine harte Entscheidung", so Power. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein langes Gespräch war. Er hat einfach erklärt, was passiert ist. Man hat gemerkt, dass es ihm schwerfällt. Es war eine harte Situation für ihn."
Penske sei aber nicht der Typ, der lange an Dingen festhält: "Er trifft Entscheidungen und schaut nach vorn. So ist Roger. Deshalb ist er auch so erfolgreich. Er wird jetzt nicht einen Monat damit verbringen, sich den Kopf zu zerbrechen. Er wird überlegen, wie wir es besser machen können, und sicherstellen, dass so etwas nicht wieder passiert."
Power betonte, dass er niemandem einen Vorwurf mache: "Ich bin nicht aus, jemandem etwas heimzuzahlen. Es ist, wie es ist." Der Penske-Pilot weiß: Solche Situationen können ein Team zerstören - oder zusammenschweißen. Im vergangenen Jahr sorgte ein Push-to-Pass-Skandal für Aufsehen. Dennoch gewann Penske mit Newgarden das Rennen. Jonathan Diuguid unterstützte ihn am Sonntag als neuer Renningenieur.
Newgarden hält sich bedeckt
Trotz Startplatz 32 und dem Skandal um die Attenuators blieb der zweimalige Indy-500-Sieger motiviert. Am Donnerstag stellte sich Newgarden den Fragen der Medien - zumindest fast. Nach dem Regelverstoß an seinem und Will Powers Auto, der ihn ans Ende des Feldes zurückwarf, machte er gleich zu Beginn klar, dass er das Thema nicht weiter kommentieren will.
"Scheint, als wären heute viele Leute hier", begann er. "Ich möchte niemanden enttäuschen oder vor den Kopf stoßen. Ich bin hier, um über das Rennen zu sprechen. Ich bin mit meinem Team hier. Ich freue mich auf das Rennen - ich liebe dieses Rennen. Ich bin jedes Jahr begeistert, hier zu sein. Ich bin bereit, zu arbeiten. Wir haben großartige Arbeit geleistet bisher. Jetzt geht's los. Das ist alles, was ich dazu sagen will."
Voller Fokus auf das Sportliche
"Im Moment versuche ich, wie soll ich sagen, glücklich zu bleiben. Das ist das Indy 500. Ich habe es gerade schon gesagt: Ich freue mich jedes Jahr auf diese Zeit. Wir haben ein ausverkauftes Haus beim Indy 500 - wie es sich gehört. All die Leute, die kommen, machen das Event zu dem, was es ist. Darauf freue ich mich. So fühle ich mich."
Am Mittwoch hatte Penske die Trennung von Teampräsident Cindric und Geschäftsführer Ruzewski bekannt gegeben - beide waren seit über 20 Jahren Teil des Teams. Auch General-Manager Moyer wurde freigestellt. Cindric war auch Newgardens Renningenieur.
"Jedes Jahr gibt es andere Stressfaktoren. Wenn du es schaffst, dich ganz auf das zu konzentrieren, was vor dir liegt, wenn du weißt, was du beeinflussen kannst, dann bist du mental gut vorbereitet", so Newgarden vor dem Rennen. "Darauf konzentrieren wir uns. Alles andere ist zweitrangig."


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