Indy-500-Skandal: Penske nutzte Modifikation schon seit Anfang 2024!

Neue Wende im Skandal um Penske beim Indianapolis 500: Die geglättete Kante kam bereits seit Anfang 2024 zum Einsatz - Und wurde bisher nie entdeckt

(Motorsport-Total.com) - Die Kontroverse rund um das Team Penske beim Indianapolis 500 2025 weitet sich aus. Inzwischen deuten neue Hinweise darauf hin, dass die beanstandete Modifikation an der hinteren Crashstruktur bereits 2024 eingesetzt wurde - ohne dass es jemals aufgefallen war. Damit rückt nun die Qualität der technischen Kontrollen bei IndyCar in den Fokus: Wie konnte das eineinhalb Jahre übersehen werden?

Titel-Bild zur News: Die zugeklebte Kante an der Crashstruktur am Auto von Scott McLaughlin bei dessen Pole zum Indy 500 2024

Die zugeklebte Kante an der Crashstruktur am Auto von Scott McLaughlin bei dessen Pole zum Indy 500 2024 Zoom

Den Stein ins Rollen brachte ein Bericht des Indy Star. Die Zeitung entdeckte im Museum des Indianapolis Motor Speedway am Dallara-Chevrolet, mit dem Josef Newgarden die 108. Auflage des Rennens im Vorjahr gewonnen hatte - ebenfalls eine geglättete Kante zwischen Chassis und hinterer Crashstruktur.

Zwar konnte zunächst nicht geklärt werden, ob es sich beim ausgestellten Fahrzeug um exakt jene Konfiguration handelte, die auch im Rennen eingesetzt wurde. Doch es dauerte nicht lange, bis in den sozialen Medien Bilder vom Indy 500 2024 auftauchten, die klar zeigten, dass das Siegerfahrzeug auch beim Fotoshooting im Anschluss an das Rennen die Kante zwischen dem Chassis und der hinteren Crashstruktur ("Attenuator") zugeklebt war.

Zwar lässt sich nicht völlig ausschließen, dass die Struktur nach dem Rennen ausgetauscht wurde. Doch es gibt kaum einen logischen Grund für einen solchen Tausch, und erst recht nicht zu einer solchen Modifikation für ein Fotoshooting. Daher liegt der Verdacht nahe, dass Newgarden das Rennen mit einem Fahrzeug in nicht regelkonformer Spezifikation gewonnen hat - ohne dass dies damals aufgefallen ist.

Auch an einem anderen Penske-Fahrzeug ist die Modifikation auf Fotos aus dem Jahr 2024 zu erkennen: Scott McLaughlins Auto trug die Abdeckung bereits bei seiner Pole-Feier im Vorjahr. Ironie des Schicksals: Nach seinem Unfall im Training zum diesjährigen Indy 500 wurde sein Fahrzeug bei der technischen Nachkontrolle als regelkonform eingestuft.

Modifikation schon Anfang 2024

Nach Informationen des Motorsport Networks, zu dem Motorsport-Total.com gehört, soll Penske die Modifikation bereits zu Saisonbeginn 2024 vorgenommen haben. Hintergrund ist, dass die aktuelle Version der hinteren Crashstruktur erst 2023 eingeführt und zu Beginn des Folgejahres aktualisiert wurde - mit genau jener Kante, die durch die Füllmasse aerodynamisch geglättet wird.

Ob diese Konfiguration bei Newgarden auch im Rennen des Indianapolis 500 2024 eingesetzt wurde, ist weiterhin nicht endgültig bewiesen. Noch existiert kein Foto mit ausreichend hoher Auflösung, um die besagte Stelle zweifelsfrei als modifiziert zu identifizieren. Es scheint jedoch nur eine Frage der Zeit, bis entsprechendes Bildmaterial auftaucht.

Newgarden hatte sich 2024 in einem packenden Finish gegen McLaren-Pilot Pato O'Ward durchgesetzt und als erster Fahrer seit Helio Castroneves (2001/02) das Indy 500 in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gewonnen. Dafür kassierte er ein zusätzliches Preisgeld von 440.000 US-Dollar. Insgesamt strich er umgerechnet rund vier Millionen Euro ein.

Team Penske hatte vor dem Rennen 2024 bereits am Pranger gestanden, nachdem Newgarden und Scott McLaughlin beim Saisonauftakt in St. Petersburg das Push-to-Pass-System illegal genutzt hatten. Will Power war ebenfalls mit einer Software unterwegs gewesen, die das zugelassen hätte, hatte die Überholhilfe aber ausschließlich auf legale Weise genutzt.

Newgarden begründete das Vergehen später mit einem Missverständnis über die Systemlogik beim nicht zur Meisterschaft zählenden Event auf dem Thermal Club Raceway. Er zeigte sich in einer emotionalen Pressekonferenz beim Rennen im Barber Motorsports Park reumütig, doch nicht jeder glaubte ihm. Ein weiterer Regelverstoß nur wenige Wochen später hätte für Team und Serie wohl gravierende Konsequenzen gehabt.

IndyCar hat sich zu den neuen Vorwürfen bislang nicht geäußert. Eine nachträgliche Änderung des Rennergebnisses von 2024 gilt als ausgeschlossen. Für das Ansehen der Serie - deren Eigner Roger Penske auch Teambesitzer ist - sind die neuerlichen Befunde dennoch höchst problematisch. Wie ein Team eineinhalb Jahre lang nicht erwischt werden konnte, sorgt für große Fragezeichen.

Ein ausführliches Special mit allen Fragen und Antworten rund um den Penske-Skandal werden wir in den kommenden Tagen veröffentlichen.

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