IndyCar-Chef: Müssen Integrität des Rennens nach Penske-Verstoß wahren

Roger Penske steht erneut am Pranger, obschon er wenig dafür kann - Sein Team hat in seiner Serie schon wieder einen Skandal produziert - "Das wird er niemals dulden"

(Motorsport-Total.com) - IndyCar hat unmittelbar vor dem prestigeträchtigsten Rennen des Jahres seinen zweiten Penske-Skandal innerhalb von nur etwas mehr als einem Jahr: Zwei der drei Penske-Autos wurden am Montag nachträglich in der Startaufstellung für das Indianapolis 500 nach hinten versetzt, nachdem im Qualifying Ungereimtheiten an den hinteren Crashstrukturen ihrer Dallara-Chevrolets aufgefallen waren.

Titel-Bild zur News: Doug Boles lud nach schlafloser Nacht zu einer eigens einberufenen Pressekonferenz

Doug Boles lud nach schlafloser Nacht zu einer eigens einberufenen Pressekonferenz Zoom

Team Penske wird für die Regelverstöße mit zwei Geldstrafen in Höhe von je 100.000 US-Dollar belegt. Zudem werden die jeweiligen Renningenieure, Tim Cindric (#2) und Ron Ruzewski (#12), für das Rennen gesperrt.

In der Szene sorgt der Vorfall für erhebliches Aufsehen - nicht zuletzt, weil Penske nicht nur das erfolgreichste Team im Feld stellt, sondern mit Roger Penske selbst auch der Eigentümer der Serie ist. Dieser steht nun, obschon er nicht mehr viel ins Tagesgeschäft des IndyCar-Teams eingebunden ist, nach dem Push-to-Pass-Skandal 2024 erneut am Pranger.

Boles: "Roger Penske würde so etwas niemals dulden"

Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass Doug Boles, Präsident von IndyCar und des Indianapolis Motor Speedway, am Montag eigens eine Pressekonferenz zu diesem Thema einberief und die Situation einordnete, auch mit Blick auf Roger Penske persönlich.

"Ich kann Ihnen sagen: Roger Penske würde so etwas nicht gutheißen", sagt Boles. "Ich hatte die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, und ich kann Ihnen sagen: Das ist verheerend für ihn. Nichts bedeutet Roger Penske mehr als der Indianapolis Motor Speedway und das Indy 500."


Die Pressekonferenz mit Doug Boles in voller Länge

Penske sei zwar am Ende für alles verantwortlich, was in seinem Unternehmen passiert. Doch laut Boles sei nicht davon auszugehen, dass der Teambesitzer selbst von der Regelübertretung wusste. "Ich denke nicht, dass Roger Penske versteht, was da möglicherweise passiert ist. Vieles davon hat ihn gar nicht erreicht."

Modifizierte Bauteile am Heck - und eine fragwürdige Reaktion

Im Zentrum der Affäre steht eine technische Modifikation am sogenannten "Rear Attenuator" - der Crashstruktur am Heck. Bei den Autos von Power und Newgarden wurde eine Fläche am Übergang vom Chassis in diese Struktur aufgefüllt und geglättet, wodurch die aerodynamischen Eigenschaften verbessert wurden. Diese Änderung fiel während der Technischen Abnahme vor der "Fast 12"-Session auf.

"Bei Power wurde das Bauteil bei der Abnahme auffällig. Und als wir dann bei Newgarden das gleiche Bauteil überprüft haben, wurde klar: Auch da ist etwas nicht regelkonform", schildert Boles. "Daraufhin hat unser technischer Leiter Kevin 'Rocket' Blanch gesagt: Holt das Auto raus, das ist illegal."

Was folgte, sorgte für zusätzlichen Unmut im Paddock: Team Penske begann, direkt in der Boxengasse an den fraglichen Bauteilen zu arbeiten - ein für viele Beobachter fragwürdiger Vorgang. Pesnke war scheinbar vorbereitet und wollte die fragwürdige Stelle noch in der Startaufstellung legal machen. Das aber wurde nach einem Protest der anderen Teams untersagt.

"Ich glaube, da hat sich in der Boxengasse etwas an Verwirrung aufgebaut, als Crewmitglieder anfingen, an der modifizierten Stelle herumzuschleifen", so Boles. "Das hat dann einige Gerüchte ausgelöst, die wir klären mussten."

McLaughlin nicht betroffen, Abel bleibt draußen

Nicht betroffen vom Urteil ist Scott McLaughlin. Dessen #3 war am Wochenende schwer verunfallt, doch das betreffende Bauteil wurde sichergestellt und untersucht. "Dieses Teil war absolut regelkonform", erklärt Boles. McLaughlin darf daher als Zwölfter ins Rennen gehen - also als letzter Fahrer aus dem ursprünglich ermittelten Fast-12-Feld.

Keine Chance auf ein nachträgliches Nachrücken hat hingegen Jacob Abel. Der Youngster war der einzige Fahrer, der sich sportlich nicht qualifizieren konnte, doch durch die Penske-Disqualifikation gab es leise Hoffnungen auf einen freien Platz.

IndyCar bleibt jedoch bei den 33 schnellsten Fahrern. "Am Samstag haben alle Autos die technische Abnahme bestanden", sagt Boles. "Es gibt für mich keinen Grund, das Ergebnis dieser Qualifikation infrage zu stellen."

IndyCar betont Unabhängigkeit - Penske nicht involviert

In einem Punkt bemüht sich Boles um klare Kommunikation: Die Strafen gegen Team Penske seien unabhängig entschieden worden - ohne Beteiligung von Roger Penske. "Die Entscheidung wurde von einer Gruppe rund um mich und IndyCar-CEO Mark Miles getroffen", so Boles. "Roger Penske war in keiner Weise involviert."

Die vergangenen 24 Stunden seien extrem belastend gewesen, betont Boles. "Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen. Ich habe heute Morgen nicht einmal geduscht. Ich habe sofort Mark angerufen, und wir haben gemeinsam überlegt, wie wir die Integrität dieses Rennens wahren können."

Bereits 2024 gab es Aufregung um ein mögliches Push-to-Pass-Vergehen im Straßenrennen von St. Petersburg. Dass sich nun, ausgerechnet vor dem Indy 500, erneut Fragen zur Legalität der Autos stellen, dürfte für Roger Penske einen empfindlichen Imageschaden darstellen - sowohl als Teambesitzer als auch als Inhaber der gesamten Serie.

Wie sich das sportlich auswirkt, wird sich am kommenden Wochenende zeigen. Für Spannung wird gesorgt sein, denn mit Josef Newgarden steht der amtierende Indy-500-Titelverteidiger diesmal unter ganz anderen Vorzeichen am Ende des Feldes.

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