• 23.11.2010 13:56

GT1 in Interlagos: Titelentscheidung zwischen den Seen?

In Brasilien könnten Andrea Bertolini und Michael Bartels vorzeitig den Titel holen - Warum der Italiener skeptisch ist und sich Nackenschmerzen wünscht

(Motorsport-Total.com) - Die Premierensaison der GT1-WM steht unmittelbar vor dem Showdown: Noch zwei Rennwochenenden und vier Läufe sind ausständig und schon am kommenden Wochenende in Interlagos könnte die Entscheidung im Titelkampf fallen. Das Maserati-Duo Andrea Bertolini und Michael Bartels führt mit 130 Punkten vor dem Ford-Fahrer Thomas Mutsch, der bei 95 Zählern hält. Das ergibt einen Vorsprung von 35 Punkten. Gelingt es der italienisch-deutschen Paarung, das Brasilien-Wochenende mit einem Vorsprung von 33 Punkten zu beenden, dann ist ihnen der Titel nicht mehr zu nehmen.

Titel-Bild zur News: Andrea Bertolini, Michael Bartels

Bartels' Partner Bertolini glaubt nicht, dass er in Interlagos schon jubeln darf

Beim Europa-Saisonfinale im spanischen Navarra sah es für Bartels und Bertolini bitter aus: Mehr als ein siebenter Platz im Qualifying-Rennen und ein sechster Platz im Hauptrennen war nicht möglich. Doch sie kamen nicht nur mit einem blauen Auge davon, sondern bauten ihre Führung in der WM-Wertung sogar aus, da Rivale Mutsch ohne WM-Punkte abreiste. In Brasilien will man sich nun voll auf den härtesten Konkurrenten konzentrieren, verrät Bertolini: "Wir müssen die gleichen Entscheidungen treffen, egal ob richtig oder falsch."

Dass die Strecke gegen den Uhrzeigersinn führt, macht dem Italiener keine Sorgen, im Gegenteil. "Ich hoffe, dass ich Nackenprobleme habe, denn das würde bedeuten, dass wir sehr schnell sind", scherzt Bertolini. Dennoch glaubt er nicht an eine vorzeitige Titelentscheidung: "Das wird wegen des Gewichts des Autos schwierig für Michael und mich. Die Ford GT sind leichter, außerdem sollten die langen Geraden und die Höhenunterschiede Thomas' Auto besser liegen als dem Maserati MC12."

Greift die Reiter-Truppe noch nach der Team-WM?

In der Team-Wertung musste die führende Vitaphone-Maserati-Truppe jedoch Federn lassen: Der Brasilianer Ricardo Zonta und der Deutsche Frank Kechele entschieden im Reiter-Lamborghini beide Rennen in Spanien für sich und liegen nur noch 18 Punkte zurück. Dennoch will Bertolini in Brasilien feiern: "Es wäre schön, wenn wir die Teamwertung gewinnen können - wenn schon nicht in Brasilien, dann eben in Argentinien eine Woche später."

Mit zwei Siegen im Rücken strotzt Zonta vor seinem Heimrennen vor Selbstvertrauen, zumal der Kurs in Interlagos auch seinem Auto entgegen kommen sollte: "Die Überholmöglichkeiten konzentrieren sich auf dieser Strecke auf die Start-Ziel-Gerade, die Motoren werden den Unterschied machen. Die Strecke sollte gut zum Lamborghini passen, da es gute Kurven mit viel Traktion und einige mittelschnelle Kurven gibt, die unserem Auto liegen sollte."

Das Lamborghini-Duo profitiert nun im Titelrennen von den konstanten Leistungen, die man während der gesamten Saison abgeliefert hat - zudem triumphierten Zonta und Kechele in Spa-Francorchamps, Peter Kox und Christopher Haase erkämpften sich Platz zwei auf dem Nürburgring. Genau diese Konstanz kann das All-Inkl.com Münnich-Team nicht vorweisen: Immer wieder wurde man von technischen Problemen und Pech um gute Resultate gebracht.

Corvette: Endlich der erste Sieg?

Für die Corvette-Teams wird es bei den Südamerika-Rennen in Brasilien und in Argentinien darum gehen, endlich den ersten Saisonsieg in einem Hauptrennen einzufahren. Das gelang bisher allen Marken in der GT1-WM - bis auf die Corvette Z06. Bei den Qualifying-Rennen durfte man bereits beim Saisonstart in Abu Dhabi jubeln, als Andi Zuber und Marc Hennerici triumphierten, auch Xavier Massen und Jos Menten gelang dieses Kunststück dann in Spa-Francorchamps. Jetzt will man auch in den Hauptrennen glänzen.


Fotos: FIA-GT1-WM in Navarra


Auch nicht ganz zufrieden sind die Maserati-Piloten Miguel Ramos und Enrique Bernoldi. Während die Teamkollegen mit der Nummer eins die WM-Wertung anführen, konnten der Portugiese und der Brasilianer selten so richtig mithalten - Podestplätze waren bisher Fehlanzeige. Ein Umstand, den Lokalmatador Bernoldi in Interlagos ändern will: "Ich bin sehr zuversichtlich und ich möchte um den Sieg kämpfen, damit ich meinem Team in der Team-Wertung helfen kann."

Bernoldi ist alles andere als ein Interlagos-Neuling, zumal er bereits in Formel-1-Zeiten auf der Strecke zwischen den Seen gefahren ist: "Meine Erinnerung an die Formel-1-Zeiten sagt mir, dass man etwas härter arbeiten muss, da die Strecke gegen den Uhrzeigersinn verläuft. Sie fühlt sich daher anders an - ich bin schon gespannt, wie sich ein GT1-Auto hier fährt. Die Strecke verlangt dir mehr ab als andere Kurse, da es viele schnelle und auch einige langsame Kurven gibt."Die Strecke eignet sich außerdem zum Überholen, also sollte es den Fahrern und den Piloten Spaß machen." Ob seine gute Streckenkenntnis ein Vorteil sein wird? Der Brasilianer ist unsicher: "Die Fahrer sind auf sehr hohem Niveau, sie werden die Strecke sehr schnell lernen."

Nissan und Aston Martin wollen auf das Podest

Bei Nissan läuft die Saison bisher durchwachsen: Als Highlight hat die Sumo-Mannschaft einen Sieg in Silverstone zu Buche stehen, die Swiss-Truppe von Ottmar Welti ist von Rennsiegen aber noch weit entfernt, auch wenn man im Laufe der Saison deutlich Boden gut gemacht hat. Auf der Habenseite steht auch der derzeitige dritte Platz der Sumo-Truppe in der Team-Wertung, den es nun zu verteidigen gilt. Dazu will auch der deutsche Sumo-Pilot Michael Krumm einen Beitrag leisten.

Er rechnet mit einem starken Wochenende, auch wenn er den Kurs nur von TV-Bildern kennt: "Es wird spannend, dort zu fahren, vor allem, weil ich die Rennen jahrelang im Fernsehen verfolgt habe. Es sollte auch zum GT-R passen, also bin ich optimistisch." Was ihm dennoch Sorgen macht, sind die Fahrerwechsel in der Boxengasse: "Da wir das Steuer rechts haben, sind wir beim Fahrerwechsel auf der anderen Seite. Das Ziel sind die Punkte und wenn möglich ein Top-drei-Platz."

Auch der altgediente Aston Martin DB9 soll beim Übersee-Finale noch einmal vorne mit dabei sein. In dieser Saison waren die Leistungen meist schwankend, Tomas Enge und Darren Turner gelang aber immerhin ein Sieg auf dem Nürburgring. Für Christopher Nygaard und seinen deutschen Partner Stefan Mücke reichte es für zwei fünfte Plätze, doch beim vergangenen Rennwochenende in Spanien musste man zusehen, da der Schaden am Aston Martin nach einem Trainingsunfall zu groß war.

In Interlagos will Nygaard angreifen: "Die Strecke hat ein interessantes Layout und sollte dem Aston Martin mit seinen langen schnellen Kurven liegen. Das Podest war bei allen Rennen unser Ziel, das ändert sich auch hier nicht. Vielleicht schaffen es Stefan und ich mit etwas Glück, ins Ziel zu kommen, dann sollten wir vorne dabei sein. Als Team fühlen wir uns stark, doch leider hatten wir viel Pech. Jetzt hoffen wir auf einen versöhnlichen Ausklang."


Die Starterliste in Brasilien:

Vitaphone Racing Team (Maserati MC12) - Michael Bartels (GER)/Andrea Bertolini (ITA)
Vitaphone Racing Team (Maserati MC12) - Miguel Ramos (POR)/Enrique Bernoldi (BRA)
Swiss Racing Team (Nissan GT-R) - Karl Wendlinger (AUT)/ Henri Moser (SUI)
Swiss Racing Team (Nissan GT-R) - Seiji Ara (JPN)/Max Nilsson (SWE)
Matech Competition (Ford GT Matech) - Thomas Mutsch (GER)/Richard Westbrook (GBR )
Matech Competition (Ford GT Matech) - Nicolas Armindo (FRA)/Neel Jani (SUI)
Young Driver AMR (Aston Martin DB9) - Darren Turner (GBR) Tomas Enge (CZE)
Young Driver AMR (Aston Martin DB9) - Stefan Mücke GER) Christoffer Nygaard (DEN)
Hexis AMR (Aston Martin DB9) - Frédéric Makowiecki (FRA)/Yann Clairay (FRA)
Hexis AMR (Aston Martin DB9) - Clivio Piccione (MCO)/Jonathan Hirschi (SUI)
Mad-Croc Racing (Corvette Z06) - Thomas Serwin (DEN)/Xavier Maassen (BEL)
Mad-Croc Racing (Corvette Z06) - Duncan Huisman (NED)/Pertti Kuismanen (FIN)
Phoenix Racing /Carsport (Corvette Z06) - Marc Hennerici (GER)/Alex Margaritis (GRE)
Sumo Power GT (Nissan GT-R) - Jamie Campbell-Walter (GBR)/Warren Hughes (GBR)
Sumo Power GT (Nissan GT-R) - Peter Dumbreck (GBR)/Michael Krumm (GER)
Reiter (Lamborghini Murcielago 670 R-SV) - Peter Kox (NED)/Christopher Haase (GER)
Reiter (Lamborghini Murcielago 670 R-SV) - Ricardo Zonta (BRA)Frank Kechele (GER)
Triple H Team Hegersport (Maserati MC12) - Altfrid Heger (GER)/Alex Müller (GER)
Triple H Team Hegersport (Maserati MC12) - Nico Verdonck (BEL)/Alessandro Pier Guidi (ITA)
All-Inkl.com Münnich Motorsport (Lamborghini Murcielago 670 R-SV) - Christophe Bouchut (FRA)/Marc Basseng (GER)
All-Inkl.com Münnich Motorsport (Lamborghini Murcielago 670 R-SV) - Nicky Pastorelli (ITA)/Dominik Schwager (GER)
Marc VDS Racing Team (Ford GT Matech) - Maxime Martin (BEL)/Bas Leinders (BEL)
Marc VDS Racing Team (Ford GT Matech) - Matteo Bobbi (ITA)/Markus Palttala (FIN)