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Raffaele Marciello nach Titelgewinn mit Spitze: "Viele Fakes im Fahrerlager"

Raffaele Marciello sichert sich in Hockenheim vorzeitig den ADAC-GT-Masters-Titel, doch mit Mercedes-AMG-Kollege Jules Gounon geht er hart ins Gericht

(Motorsport-Total.com) - "Ich habe gemerkt: Es gibt keine Freunde im Motorsport." Raffaele Marciello hat es zwar geschafft, er krönte sich am Samstag in Hockenheim zum ADAC-GT-Masters-Champion 2022. Doch die Sache wurde in der zweiten Rennhälfte, als Marciello zum Zuschauen verdammt war, spannender als gedacht.

Titel-Bild zur News: Raffaele Marciello

Raffaele Marciello ist Deutscher GT-Meister 2022 Zoom

Der Italo-Schweizer übergab den Landgraf-Mercedes #48 in Führung liegend an Dani Juncadella, der in seinem Stint zunehmend unter Druck von Jules Gounon im ZVO-Mercedes #4 geriet. Es kam rund eine Viertelstunde vor dem Ende zur Kollision vor der Südtribüne. Gounon fing sich einen Reifenschaden ein, Juncadella fiel noch bis auf P5 zurück.

Das reichte zwar für Marciellos Titel, doch der kann sich eine Breitseite gegen Gounon nicht verkneifen: "Es war tricky. Das zeigt, dass es im Fahrerlager viele Fake-Gesichter gibt, die immer nett sind zu dir. Und dann denken sie beim Fahren nicht wirklich nach. Es war offensichtlich kein cleverer Move von Jules. Damit hat er wohl auch P2 in der Meisterschaft verloren."

Der Landgraf-Mercedes-Pilot findet für sich keine Erklärung, was in diesem Moment in Gounon vorgegangen sein muss. Und kündigt mit Blick auf die Zukunft bereits an, dass er ihm die Sache in einer ähnlichen Situation nicht leicht machen wird: "Wenn ich ihm mal helfen soll: Warum sollte ich das tun, wenn er heute fast meine Titelhoffnungen zerstört?"

Raffaele Marciello: Es gibt keine Freunde im Motorsport

Marciellos Fazit nach Gounons Aktion: "Ich habe gemerkt: Es gibt keine Freunde im Motorsport." Tatsächlich hat Marciello in dieser Saison gleich vier verschiedene Teamkollegen im ADAC GT Masters gehabt. Auf Jonathan Aberdein folgten zunächst Lorenzo Ferrari und Maro Engel, ehe er für die letzten drei Wochenenden Dani Juncadella zur Seite gestellt bekam.

"In Oschersleben waren wir schnell, aber mein Teamkollege war zu Beginn das Problem. Ich scheue mich nicht davor, das zu sagen. Als wir den Teamkollegen gewechselt haben, lief alles besser. Zandvoort war sicher das schlechteste Wochenende für uns. Wir waren nicht so schnell, auch von der Performance her", blickt Marciello zurück.


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Aber: "Wir waren immer schnell, wenn alles gut lief und ich einen schnellen Teamkollegen hatte." Das war vor allem ab dem vierten Wochenende auf dem Nürburgring der Fall, als Engel aushalf. Marciellos Ergebnisse seitdem: 1-2-5-3-2-2-5. Zudem gelangen ihm in diesem Zeitraum drei Polepositions, darunter auch am heutigen Samstag in Hockenheim.

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Und diese Poleposition münzte Marciello am Start souverän in die Führung um. Wie erklärt er sich die große Lücke, die er bereits in der ersten Runde herausfahren konnte? "Es gab ein paar Kämpfe hinter mir zwischen dem Porsche, dem Lambo und dem AMG. Da haben sie ein wenig Zeit verloren, denn danach blieb die Lücke mehr oder weniger gleich", meint er.

Zwar habe man bei Landgraf "ein paar Probleme mit dem Extragewicht vom Sachsenring" gehabt, doch Marciello zog im ersten Stint sein Ding ungerührt durch. Offenkundig wurden die Probleme erst im zweiten Stint, als Juncadellas Vorsprung auf Gounon immer weiter zusammenschmolz. Zusammen mit diesen beiden gewann Marciello im Sommer noch die 24h von Spa.

Zudem darf man bei Mercedes-AMG noch über den Gesamtsieg bei den 12h von Bathurst und ein Doppelpodium bei den 24h am Nürburgring jubeln. Marciello war darüber hinaus in der IGTC bei den 8h von Indianapolis erfolgreich und gewann die Gesamtwertung und mit Juncadella und Gounon auch den Endurance-Cup in der GT-World-Challenge Europe.

Dritter AMG-Fahrertitel im ADAC GT Masters

Ist man bei Marciello und Mercedes-AMG jetzt gewohnt an Siege und Meisterschaften? Marciello glaubt nicht, denn: "In der Vergangenheit hat vor allem AMG nicht so oft gewonnen. Das letzte Mal, dass AMG hier [im ADAC GT Masters] Meister geworden ist, war 2015 mit dem SLS. Das ist also das erste Mal, dass der AMG GT3 in Spa und in dieser Meisterschaft siegt."

Der Landgraf-Pilot holt für Mercedes-AMG erst den dritten Fahrertitel im ADAC GT Masters nach Maximilian Götz/Sebastian Asch 2012 und Sebastian Asch/Luca Ludwig 2015. "Es war ein besonderes Jahr für uns. Alles lief gut. Wir hatten Glück, wenn wir es gebraucht haben. Wir hatten fast nie Pech", freut sich Marciello.


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"Das Gefühl ist immer ein anderes, vor allem im ADAC GT Masters. Es gibt viele Rennen und viele Punkte pro Rennwochenende. Man muss immer Punkte holen und das ist nie einfach." In Sachen Konstanz war der Italo-Schweizer in der Saison 2022 jedoch nicht zu schlagen. Daher geht der Titel des Deutschen GT-Meisters auch verdient vorzeitig an Marciello.