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AMG-Kollision in Hockenheim: Darum gab es für Gounon "kein Zurück" mehr

Im Kampf um den Hockenheim-Sieg kollidierten die beiden Mercedes-AMG von Jules Gounon und Dani Juncadella: Warum es anders lief, als 2021 im DTM-Finale

(Motorsport-Total.com) - Es ist nicht der erste, aber der brisanteste Zwischenfall zwischen den beiden Mercedes-AMG-Speerspitzen in diesem Jahr. Und dann ausgerechnet am Tag der Titelentscheidung pro Raffaele Marciello im ADAC GT Masters. Im Samstagsrennen von Hockenheim kam es im Kampf um die Führung zur Kollision zwischen dem ZVO-Mercedes #4 (Gounon/Schiller) und dem Landgraf-Mercedes #48 (Marciello/Juncadella).

Titel-Bild zur News: Daniel Juncadella, Raffaele Marciello

In Hockenheim kamen sich erneut die AMGs Landgraf und ZVO ins Gehege Zoom

"Ich habe eine Lücke gesehen. Dani hatte in der Kurve zuvor einen kleinen Moment und habe mich dazu entschieden, in die Lücke zu stechen. Leider haben wir uns berührt", beschreibt Gounon den Zwischenfall 14 Minuten vor Rennende aus seiner Sicht. Der Überraschungsmove vor der Südtribüne schien zunächst erfolgreich zu sein.

Gounon und Juncadella mussten zwar über den Dragster-Strip ausweichen, doch der ZVO-AMG übernahm die Führung. Diese war Gounon aufgrund eines Reifenschadens jedoch zwei Kurven später wieder los. Der Franzose beteuert gegenüber 'Motorsport-Total.com', "niemals mit Kontakt" zu überholen, "vor allem nicht meinen Freund Dani."

"Aber letztlich habe ich mich zu diesem Manöver committet, und wenn du dich bei diesen Geschwindigkeiten committest, dann gibt es kein Zurück. Deswegen haben wir uns dann berührt." Der Leidtragende Juncadella war die Führung eine halbe Runde später endgültig los, als Ayhancan Güven im Joos-Porsche #91 in der Spitzkehre vorbeizog.

Dani Juncadella: In der Kurve etwas zu riskant

In der Schlussphase wurde der Spanier auch noch von der Lambo-Meute hinter ihm aufgeschnupft. Einzig Mick Wishofer im Emil-Frey-Lambo #14 (Wishofer/Lappalainen) ließ Juncadella noch hinter sich. Wie hat er die Szene mit Gounon gesehen? "Er hat sich eine Kurve ausgesucht, in der es ein für ihn ein bisschen zu riskant ist", hält der Spanier fest.

Juncadella gegenüber 'Nitro' weiter: "Er wusste, dass ich zu kämpfen habe mit dem Zusatzgewicht [vom Sachsenring] und den Reifen, daher war er auch ein wenig schneller in dieser Phase. Er hat das Auto ein bisschen verloren, und deshalb kam es zur Berührung. Für mich war es unmöglich, zu erkennen, dass er dort überholen würde."


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Ob es Gounon an einer anderen Stelle geschafft hätte, bezweifelt der Franzose selbst: "Ich wollte in der Spitzkehre überholen, das ist der beste Platz. Aber wir hatten ein kleines Defizit auf der Geraden und haben dort ein wenig verloren. Ich war zu weit hinten, um in diesen Kurven einen Angriff zu lancieren." Doch einen Versuch wäre es wert gewesen.

Mercedes-AMG ohne One-Team-Approach wie in der DTM

Juncadella gibt zu, dass er Gounon bei einem Angriff in der Spitzkehre "das Leben nicht allzu schwer gemacht". Er wusste, dass der ZVO-Mercedes die bessere Pace hat. Stichwort Mercedes: Von Seiten des Herstellers gab es keinerlei Einmischung, so wie man das noch im Vorjahr beim kontroversen DTM-Finale auf dem Norisring erlebt hat.

In Hockenheim kam der One-Team-Approach der Affalterbacher nicht zum Tragen, wie Gounon und Kundensportleiter Stefan Wendl bestätigen. "Es ist Kundensport. Dieses Wochenende fahre ich für ZVO, und die wollen gewinnen, und Dani und Lello fahren für Landgraf", winkt der Champion von 2017 ab. Und Wendl findet ähnliche Worte.

"Erst mal sollten wir die Jungs loben, dass sie Rennfahrer sind. Das hört sich vielleicht erst mal schief an, nach dem letzten Jahr in der DTM. Aber es sind unterschiedliche Meisterschaften, unterschiedliche sportliche Reglements, unterschiedliche Herangehensweisen", sagt Wendl im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Folgt am Sonntag in Hockenheim der Heimsieg?

Man könne "als Hersteller, genau wie als Team und als Fahrer, nur so weit gehen, wie es das Reglement erlaubt. Da freue ich mich, dass wir hier im ADAC GT Masters tollen Sport sehen." Dennoch wäre ein ruhigerer Rennverlauf am Sonntag besser für das Nervenkostüm aller Entscheidungsträger und Fahrer im Mercedes-AMG-Lager.

"Das Rennen selber war ein bisschen spannender, als wir das dachten. Und es ist auch anders ausgegangen, als ich es mir vorgestellt habe. Aber die Jungs sind für unterschiedliche Teams gefahren und sie haben versucht, sich zu überholen", so Wendl, der hofft, dass die beiden Autos im zweiten Rennen wieder "ein Wörtchen um den Sieg mitsprechen können."

Böses Blut gibt es - zumindest zwischen Gounon und Juncadella - nicht. Der Spanier versichert: "Letztlich gehört das zum Rennsport." Sein AMG-Kollege ergänzt: "Wir sind gute Freunde neben der Strecke, aber darauf kämpfen wir eben manchmal gegeneinander."