Ayhancan Güven zur AMG-Kollision: "Warum ausgerechnet da?"

Ayhancan Güven war der lachende Dritte in der Kollision zwischen Jules Gounon und Daniel Juncadella - Wie der Türke seine Fahrt an die Spitze erlebte

(Motorsport-Total.com) - "Warum da? Das ist einer der gefährlichsten Angriffe!" - Ayhancan Güven traute seinen Augen kaum, als er die Kollision der beiden führenden Mercedes-AMG vom Team Landgraf und ZVO Racing sah. Er selbst war der große Profiteur des kontroversen Unfalls zwischen den Mercedes-AMG-Assen.

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Joos war der große Nutznießer der AMG-Kollision Zoom

Die Situation brachte Güven an die Spitze und Joos Sportwagentechnik den zweiten Sieg im ADAC GT Masters nach dem Samstagsrennen am Lausitzring ein. "Ich wusste, als Gounon es dort probiert hat, dass eine Chance für mich da war", so der 24-Jährige gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

"Ich dachte mir: Warum da? Dann das war einer der gefährlichsten Angriffe. Man kann es in der Spitzkehre versuchen oder so. Vielleicht hat Dani [Juncadella] einen Fehler gemacht, ich weiß es nicht. Aber als er weit ging, sah ich, dass ich ihn einholen konnte."

Doch es kam noch besser für ihn: Der führende Gounon wurde mit Reifenschaden langsamer. Nun ging es um die Führung und Juncadella war gerade aus dem Rhythmus. "Mir war klar, dass ich es in diesem Moment machen musste. Sonst wäre es wieder schwieriger geworden. Denn das war der Moment, wo er den Kontakt hatte, ein wenig unter Schock stand. Das war einfach der Zeitpunkt."

Es gelang ihm, in der Spitzkehre vorbeizuziehen, womit der Weg zum zweiten Saisonsieg geebnet war. "Danach haben wir das Auto einfach unbeschadet gehalten. Wir haben gewonnen, darüber bin ich superhappy. Hoffentlich können wir morgen den zweiten Platz [in der Meisterschaft] halten."


Fotos: ADAC GT Masters: Hockenheim 2022, Samstag


Engelhart in erster Runde "mit vollem Risiko"

Teamkollege Christian Engelhart, der seinen 17. Sieg im ADAC GT Masters geholt hat und damit in der ewigen Bestenliste weiter in Richtung Daniel Keilwitz marschiert, spricht von einem "mutigen Versuch. Ich denke, wenn ich mich in Raffaele hineinversetze, dann würde ich das auch nicht verstehen." Marciello hatte nach dem Rennen mit großem Unverständnis auf Gounons Attacke reagiert.

Engelhart selbst hatte einen guten Start, der sich jedoch als Fluch herausstellen sollte. In der Spitzkehre wagte er einen Angriff auf die Spitze. Doch er rutschte raus und verlor dadurch wieder alle Positionen, die er auf den ersten Meter gutgemacht hatte.

"Ich habe versucht, volles Risiko zu gehen", so der Meister von 2020. "Ich war extrem spät auf der Bremse. Leider gerade so ein paar Meter zu spät. Ich habe dann ein Rad auf die äußere Fläche bekommen. Es ist halt so, dass im Moment, weil innen der Asphalt kaputt ist, der ganze Grip außen ist. Ganz außen ist eigentlich die beste Linie. Aber rutscht man nur einen Meter weiter, dann ist es die schlechteste Linie."

"Es ist immer schwierig einzuschätzen, wie der Grip in der ersten Runde ist. Ich bin volles Risiko gegangen, habe dann aber, statt eine Position noch zu gewinnen, leider eine Position verloren. Dann wurde ich auch noch in Kurve 8 ganz schön von dem Lamborghini angeschoben. Das fand ich dann nicht so fair. Er hat mich von der Strecke geschoben und ist dann vorbeigefahren. Alles andere als eine optimale erste Runde, würde ich sagen."


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Beim Boxenstopp profitiert

Sein weiterer Stint sei dann gut gelaufen, erzählt er weiter. "Und dann hatten alle dieselbe Strategie beim Boxenstopp, nämlich erst in der letztmöglichen Runde reinzufahren. Das ist dann natürlich immer spannend. Ich war ganz nah an der Stoßstange von meinem Vordermann an der Linie. Er hat ein bisschen früh gebremst."

"Dementsprechend war die Chance da, Plätze gutzumachen. Am Ende haben wir zwei Plätze gutgemacht, was eher selten ist. Das war ein super Boxenstopp, ganz nah am Minimum." Den Rest erledigte dann Ayhancan Güven, dem Engelhart bescheinigt, "ganz abgeklärt und cool" gefahren zu sein.

Letztlich gratulieren auch beide Fahrer dem neuen Meister Raffaele Marciello. "Dass es mit der Meisterschaft schwierig wird, war nach dem Sachsenring klar. Da war der Rückstand eigentlich schon zu groß, und Raffaele ist eine tolle Saison gefahren. Deswegen hat er den Titel auch verdient. Ich freue mich für ihn und gratuliere ihm", so Engelhart.

Güven sagt: "Gratulation an Raffaele und Landgraf. Sie haben in diesem Jahr gezeigt, wie man die Meisterschaft gewinnt. Wir alle wissen, wie das geht, aber die Umsetzung ist alles andere als einfach. Sie haben es perfekt umgesetzt. Wir kämpfen morgen um den Vizetitel."