Wie gut war das GP2-Feld 2007?

Timo Glock sicherte sich in diesem Jahr erstmals den GP2-Titel, aber was ist dieser gegen ein Feld ohne Hamilton, Rosberg und Kovalainen überhaupt wert?

(Motorsport-Total.com) - In den ersten beiden Jahren seit ihrer Gründung galt die GP2-Serie unumstritten als hochklassigste Nachwuchsmeisterschaft in Europa, schließlich schafften die beiden Champions von 2005 und 2006, Nico Rosberg und Lewis Hamilton, den Sprung in die Formel 1 - und wie. Und dann gibt es da ja auch noch weitere Kandidaten wie Heikki Kovalainen oder Nelson Piquet jun.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Das GP2-Feld, so heißt es, war 2007 weniger stark besetzt als 2005 und 2006

Viele Kritiker sind allerdings die Meinung, dass das GP2-Starterfeld in der zurückliegenden Saison nicht mehr ganz so hochkarätig war, was dadurch untermauert wird, dass Timo Glock mühelos zum Titel durchmarschiert wäre, wenn ihn nicht ständig technische Probleme eingebremst hätten. Dennoch setzte er sich am Ende elf Punkte vor Lucas di Grassi durch, der in der Vergangenheit kein GP2-Topfahrer war, in diesem Jahr aber plötzlich um den Titel mitfahren konnte.#w1#

Viele haben bereits Formel-1-Erfahrung

Andererseits gab es relativ viele Piloten, die schon Formel-1-Erfahrung vorweisen können: neben Meister Glock auch noch Giorgio Pantano, Kazuki Nakajima, der an diesem Wochenende seinen ersten Grand Prix bestreiten wird, Adam Carroll, Mike Conway, Sébastien Buemi, Ho-Pin Tung, Michael Ammermüller, Antonio Pizzonia, Sakon Yamamoto, Jason Tahinci und Filipe Albuquerque - all diese Fahrer durften zumindest schon einmal in die Königsklasse des Motorsports reinschnuppern.

"Manche dieser guten Fahrer hatten vielleicht nicht die besten Voraussetzungen." Paul Jackson

Daher glaubt auch iSport-Teamchef Paul Jackson nicht, dass die Qualität des Fahrerfeldes 2007 schlechter war als in den vorangegangenen beiden Jahren: "Ich sehe das anders", erklärte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Vielleicht waren es nicht die Namen wie Rosberg oder Hamilton, aber es gibt dennoch ein paar sehr gute GP2-Fahrer. Manche dieser guten Fahrer hatten vielleicht nicht die besten Voraussetzungen."

"Ich denke, dass da einige viel versprechende Burschen unterwegs sind - Nakajima zum Beispiel, Bruno Senna, auch Karun Chandhok hat für einen Rookie einen sehr guten Job gemacht. Er ist ein Versprechen für den asiatischen Raum. Soucek hatte am Jahresende ein paar gute Resultate. Er könnte auch seinen Weg machen. Ich denke, dass wir nächstes Jahr eine qualitativ hochwertige Saison erleben werden", fügte Jackson an.

Zuber-Plädoyer für die GP2

Andreas Zuber hat indes so seine ganz eigene Meinung, warum am GP2-Feld herumgenörgelt wird: "Die Leute, die mit Hamilton Geld verdienen, sagen natürlich, dass die Qualität nicht mehr da ist, weil Lewis nicht mehr da ist. Die Leute, die mit Rosberg Geld verdienen, sagen natürlich auch, die GP2 hat Qualität verloren. Das ist ganz klar", analysierte der Austro-Araber bereits im Juli in einem Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

"Namen wie Rosberg oder Piquet oder Hamilton wollen diese Leute hoch herausbringen, obwohl sie eh schon hoch oben sind." Andreas Zuber

"Namen wie Rosberg oder Piquet oder Hamilton wollen diese Leute hoch herausbringen, obwohl sie eh schon hoch oben sind", sagte er. "Kovalainen war aber zum Beispiel ein No-Name. Erst seit er in der Formel 1 ist, hat er einen super Namen. Das erhoffen uns wir natürlich auch. Timo hat eh schon einen Namen, Conway, Filippi - da gibt es viele schnelle Rennfahrer in diesem Jahr. Die hoffen natürlich auch, den Sprung in die Formel 1 zu schaffen und ihren Namen zu etablieren wie ein Kovalainen."

Und weiter: "Ein Nico Rosberg - der ist natürlich sehr schnell, das ist klar - hat zum Beispiel einfach den Namen Rosberg. Das ist etwas Spezielles. Bei Piquet ist es genauso: Der hat das Talent, ist sehr schnell, ganz ein netter Typ - und er hat auch den Namen Piquet. Über Lewis Hamilton müssen wir gar nicht reden - super! Das sind einfach drei andere Gestalten. Es gibt auch in der GP2 aktuell sehr viele gute Rennfahrer, aber wir müssen uns den Namen eben erst erarbeiten. So wie Kovalainen. Das wird nicht leicht, aber wir werden es schaffen."

Aus der Euroserie in die GP2

Dabei gehört Zuber nach seinem zweiten Jahr in der GP2 schon zur Elite, schließlich verbringt kaum ein Fahrer mehr als zwei Jahre in der höchsten Nachwuchsklasse unter der Formel 1 - zumindest nicht freiwillig. Indes drängen aus Formel 3 und Co. schon wieder neue Gesichter für 2008 in die GP2, von denen Jackson Romain Grosjean, Sébastien Buemi und den Deutschen Nico Hülkenberg aus der Formel-3-Euroserie besonders hervorhebt.

"Asmer ist definitiv ein interessanter Kandidat." Paul Jackson

Doch auch die Britische Formel-3-Meisterschaft, einst die prestigeträchtigste Nachwuchsserie in Europa, genießt noch einen guten Ruf - und somit auch ihr neuer Meister Marko Asmer aus Estland: "Asmer ist definitiv ein interessanter Kandidat", streute Jackson dem Noch-Hitech-Piloten Rosen. "Ich weiß nicht, ob er das notwendige Budget und die Sponsoren beisammen hat, um in die GP2 aufzusteigen, aber er ist sehr gut, das ist offensichtlich."

Nächstes Jahr wird die GP2 mit Glock auch noch ihr letztes verbliebenes Aushängeschild verlieren - sieht man einmal von Senna ab, der sportlich den Beweis, dass er ein Star werden kann, noch schuldig geblieben ist. Gut möglich allerdings, dass sich einige der neuen Namen rasch etablieren werden - der Zeitpunkt dafür wäre angesichts der Konkurrenzsituation wahrscheinlich so günstig wie noch nie in der Formel-1-Feederserie...