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Formel E im Vergleich: "In der F1 wäre nach einer Handvoll Runden Schluss"
Florian Modlinger ist als Formel-E-Projektleiter bei Porsche tätig und blickt auf die technische Evolution der Serie zurück - Er vergleicht die Meisterschaft mit der F1
(Motorsport-Total.com) - Seit 2014 gehört die Formel E mit elektrischen Formelfahrzeugen zur globalen Motorsportlandschaft und im Laufe der Zeit haben sich die Fahrzeuge, das Format und auch die Strecken immer weiterentwickelt. Florian Modlinger ist bei Porsche als Formel-E-Projektleiter tätig und spricht in der Porsche-Sonderzeitschrift zu den 24 Stunden von Le Mans über die Entwicklung der Serie und zieht dabei einen interessanten Vergleich zur Formel 1.

© Andreas Beil
Porsche in der Formel E: Das macht die Serie aus Zoom
In der Formel E geht es um Effizienz, denn die Fahrer können in einem Rennen nicht einfach stumpf Gas geben, sondern müssen die Batteriekapazität bestmöglich managen, um schnell ins Ziel zu kommen, ohne vorher ohne Strom auszurollen. Das ist eines der Alleinstellungsmerkmale der Serie, die mittlerweile Weltmeisterschaftsstatus hat.
"Unser Maß für den Fortschritt ist die sogenannte Gesamtfahrzeug-Effizienz: Sie entscheidet, wie lange und wie schnell wir mit einer Akkuladung fahren können", erklärt Modlinger. "Dabei geht es um mehr als die Batterie: Luftwiderstand, Rollwiderstand, Energieverluste an allen beweglichen Bauteilen - all das sind immense Hebel für die Effizienz."
Energie Sparen gehört zur DNS
"Der Anteil der Rekuperationsenergie an der Gesamtenergie verdeutlicht die Effizienzsteigerung besonders: Damals lag dieser etwa bei 25 Prozent, inzwischen haben wir bis zu 55 Prozent erreicht. Fahrzeugwechsel zur Rennmitte sind lange passe. Inzwischen haben wir hochperformante Rennfahrzeuge."
Laut Modlinger gehört es zur "DNA der Serie" die Energie zu haushalten. Er zieht dabei den Vergleich mit der Tour de France, denn auch die Radfahrer müssen sich lange zurückhalten, um in entscheidenden Phasen noch genügend Energiereserven in den Beinen zu haben. "Dieser Spannungsbogen ist für viele ungewohnt, produziert aber enorm viel Action", sagt er.
Einen weiteren Vergleich zieht er aus dem Ballsport: "Es ist wie bei Fußball und Futsal: Es gibt einen Ball und zwei Tore, aber weil die Regeln anders sind, unterscheiden sich die Spiele deutlich. Unser Produkt ist viel 'gamifizierter' als klassischer Motorsport, dadurch erreichen wir ein jüngeres Publikum."
Jüngeres Publikum dank Formats
Diese Gamifikation ist aber kein Gimmick, sondern soll die Teams und Hersteller antreiben, die "Gesamteffizienz weiter zu steigern". "Uns stehen für jedes Rennen 38,5 kWh Energie zur Verfügung, aber die Distanzen unterscheiden sich", sagt er. "Längere Rennen reduzieren unsere Energie pro Runde künstlich, sodass wir mehr haushalten müssen. Steigern wir aber beispielsweise über Software-Funktionen die Effizienz, können wir bei gleichem Energieverbrauch schneller fahren."
Und da kommt die Formel 1 ins Spiel: "Jeder kennt Monaco. Wir nutzen dort dieselbe Strecke wie die Formel 1. Die Grand-Prix-Rennwagen ermöglichen etwa 18 Prozent schnellere Rundenzeiten, das ist deutlich. Ein Formel-1-Auto käme in Monte Carlo mit dem Äquivalent unserer 38,5 kWh aber nur eine Handvoll Runden weit - dann wäre sein Benzintank leer. Wir fahren mehr als 45 Minuten am Stück."
Doch heißt das, dass die Elektromobilität doch die Technologie der Zukunft ist? Modlinger hält sich bei diesem Thema zurück: "Das möchte ich nicht beurteilen. Aber das Beispiel verdeutlicht den enormen Wirkungsgrad des elektrischen Antriebsstrangs. Im Porsche 99X Electric liegt er bei über 97 Prozent. Die E-Motoren unserer Straßensportwagen erreichen ein ähnliches Niveau."
"Die hybriden Formel-1-Triebwerke kommen auf weniger als 55 Prozent, davon sind die Kolbenmotoren der Serienautos noch mal Welten entfernt", stellt er klar. "Ich persönlich glaube, dass eher andere Entwicklungsfelder beim E-Fahrzeug Potenzial bergen, zum Beispiel der Energiespeicher."


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