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Hintergrund: A1GP - powered by Ferrari
Wer hinter dem A1GP/Ferrari-Deal die Fäden gezogen hat, warum er einen Meilenstein für die Serie bedeutet und was das alles mit dem F2007 zu tun hat
(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstagmorgen gab A1GP-Chef Tony Teixeira bekannt, was 'Motorsport-Total.com'-Leser schon seit Wochen wissen: Die italienische Nobelsportwagenmarke Ferrari wird ab der Saison 2008/09 die selbsternannte Weltmeisterschaft des Motorsports ausstatten - und zwar gleich für sechs Jahre.

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Ferrari und die A1GP-Serie werden bis mindestens März 2014 zusammenarbeiten
Ferrari ersetzt damit den bisherigen Motorenhersteller Zytek; Lola könnte aber weiterhin die Chassis produzieren, weil die Ressourcen in der Gestione Sportiva nicht ausreichen, um mehr als 20 Teams zu versorgen. Also werden die Italiener lediglich ihr Know-how einbringen, die Produktion wird dann aber an einen externen Hersteller abgegeben. Ob es sich dabei tatsächlich um Lola handeln wird, steht jedoch noch nicht fest.#w1#
Formel-1-Ferrari F2007 als Basis

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Tony Teixeira möchte auch ein F1-Team kaufen - vielleicht Toro-Rosso-Ferrari? Zoom
Bereits fix ist hingegen, dass Ferrari das Chassis auf das aktuelle Formel-1-Modell F2007 aufsetzen wird, das als Basis dienen soll. Freilich wird vor allem die Heckpartie breiter sein, weil schließlich der etwas größere Motor hineinpassen muss, aber speziell die Front könnte dem möglichen Weltmeisterwagen - Kimi Räikkönen hat vor dem Saisonfinale in Brasilien ja noch Titelchancen - durchaus ähneln.
"Uns ist in erster Linie wichtig, dass man damit jemanden überholen kann", erklärte Teixeira. "Die Formel-1-Autos sind in ihrem jetzigen Format nicht dafür geeignet. Ferrari muss aber irgendwo beginnen, daher haben wir uns geeinigt, dass der F2007 als Ausgangspunkt dienen soll." Was die Optik angeht, zeigte er sich zuversichtlich: "Ich glaube ganz ehrlich, dass es ein unglaublich aussehender Rennwagen sein wird."
Wegen der in der A1GP-Serie üblichen Nationallackierungen ist es nicht möglich, dass alle Boliden im klassischen Ferrari-Rot lackiert werden - dies würde ja auch gar keinen Sinn machen, weil man die Teams dann nichtmehr voneinander unterscheiden könnte -, aber zumindest der Schriftzug "powered by Ferrari" wird auf allen Autos präsent sein. Dies gilt auch für sämtliche Merchandisingartikel der Rennställe.
Motor soll mehr als 550 PS leisten

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Das Safety-Car der A1GP-Serie ist schon jetzt ein reinrassiger Ferrari Zoom
Leistungsmäßig wird der Ferrari-Motor übrigens einen Fortschritt gegenüber den V8-Boliden von Zytek darstellen, die Stand 2007/08 525 PS leisten - 550, wenn der Powerboost eingesetzt wird. Geplant ist aber eine Fortführung des V8-Konzepts. Die genauen Leistungsdaten können erst bekannt gegeben werden, sobald die ersten Prüfstandsläufe absolviert sind. Stärker als das seit dieser Saison eingesetzte Safety-Car, ein Ferrari 599 GTB, werden die Triebwerke aber auf jeden Fall sein.
Wirtschaftlich macht der Deal für beide Seiten Sinn: Ferrari erhält mit der A1GP-Serie eine perfekte Plattform, um sich speziell im asiatischen Raum noch stärker aufzustellen, der dank der Teams aus China, Indien, Indonesien, dem Libanon, Malaysia und Pakistan überproportional vertreten ist, und A1GP profitiert umgekehrt nach der finanziell schwierigen Startphase durch mehr Glaubwürdigkeit, was neue Sponsoren anlocken könnte.
Teixeira hat die Kritiker satt

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Willi Weber mit seinem A1GP-Champ von 2006/07, Nico Hülkenberg Zoom
Teixeira war dies ein großes Anliegen, weshalb er drei Monate seiner Zeit in den Deal investiert hat. Umso mehr freut er sich über den Abschluss: "Wir sind es leid, von unseren Kritikern ständig zu hören, dass wir nächstes Jahr sowieso nicht mehr da sein werden. Dieser Deal beweist endlich, dass sogar ein renommierter Name wie Ferrari das riesige Potenzial erkannt hat, dass für die A1GP-Serie brachliegt."
Lange Überredungsarbeit in Richtung Maranello war offenbar nicht notwendig, denn nach dem ersten Besuch von Ferrari-Sportchef Stefano Domenicali beim Test in Silverstone im August ging alles recht schnell. Beim Grand Prix von Italien in Monza traf sich Teixeira dann mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, um quasi dessen Sanktus einzuholen - schließlich hätte sich Ferrari ohne dessen Zustimmung bestimmt nicht auf den Deal eingelassen.
Hinter den Kulissen hatte - um das zu erkennen, muss man kein großes Genie sein - auch Willi Weber seine Finger im Spiel, der in Maranello seit der Schumacher-Ära ein gern gesehener Gast und Eigentümer des deutschen A1GP-Teams ist, das im Vorjahr mit Nico Hülkenberg Meister wurde und in dieser Saison mit Christian Vietoris an den Start geht. Weber hatte Michael Schumacher schließlich auch dazu überredet, bei der letzten A1GP-Meisterfeier die Trophäen zu übergeben.
Weber vom Ferrari-Deal begeistert

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Robbie Kerr vom britischen Team freut sich schon auf die neuen Ferrari-Boliden Zoom
"Diese Partnerschaft", sagte er, "ist ein genialer Coup - idealistisch gesehen, aber auch in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Auf rein emotionaler Ebene könnte es gar keine bessere Entscheidung geben. Gibt es einen Markennamen, der Motorsport besser verkörpert als Ferrari? Ich glaube nicht. Ferrari ist ein Name mit vielen Fangenerationen, ein Name mit einem einzigartigen Umfeld, der mich persönlich auch nach Jahrzehnten noch fesselt."
Natürlich freuen sich auch die Fahrer darauf, bald in einem echten Ferrari zu sitzen. Großbritanniens Robbie Kerr sagte stellvertretend für seine Kollegen: "Aus Fahrersicht ist diese Nachricht der Hammer! Bis jetzt war die einzige Chance, einen Formel-Ferrari zu fahren, die Formel 1. Diese Vereinbarung bedeutet nun, dass es künftig Ferrari-Technologie in der A1GP geben wird, und das ist etwas, was mir sehr gefällt."
Und dann ist da noch die neue A2GP-Serie, deren Gründung im Zuge der Ferrari-Bekanntgabe fast untergegangen wäre. Ähnlich der GP2-Asia handelt es sich dabei um eine Regionalmeisterschaft, allerdings mit etwas leistungsschwächeren Fahrzeugen als in der A1GP-Königsklasse. Gut möglich auch, dass Teixeira zwischen A1GP und A2GP ein Auf- und Abstiegssystem einführen wird - ähnlich wie beispielsweise im Fußball.

