Knackpunkt Bremsbalance: Darum ist die Formel E schwierig

Venturi-Pilot Maro Engel erklärt die Schwierigkeiten an einem Formel-E-Boliden: Speziell das Thema Bremsbalance sorgt für Kopfzerbrechen im Auto

(Motorsport-Total.com) - Fragt man die Fans der Formel 1, dann würden sich viele wünschen, dass die Boliden wieder schwieriger zu fahren sind. Sie haben genug davon, dass die Fahrzeuge wie auf Schienen liegen und Computerprogramme gefühlt die komplette Arbeit übernehmen. Doch die Piloten sind während einer Runde enorm beschäftigt, die richtigen Einstellungen vorzunehmen und teilweise von Kurve zu Kurve die Bremsbalance zu verändern.

Titel-Bild zur News: Maro Engel

Einen Formel-E-Boliden am Limit zu bewegen, ist nicht einfach Zoom

Ähnliches gilt für die Boliden der Formel E. Mit einem Topspeed von 225 km/h sind sie im Vergleich relativ langsam, doch das heißt nicht, dass sie auch einfach zu fahren sind. Venturi-Pilot Maro Engel erklärt gegenüber 'Motorsport-Total.com', was das Fahren zu einer Herausforderung macht - unabhängig vom schwierigen Tagesformat, das auf den Stadtkursen keinen Raum für Fehler lässt.

Zum einen wäre da das hohe Gewicht des Fahrzeugs, das 880 Kilogramm inklusive Fahrer nicht unterschreiten darf. "Durch die Batterien sind sie für ein Formelfahrzeug einfach ein bisschen schwerer", sagt Engel. Dadurch sind die Boliden ein Stück weniger agil - aber nicht weniger kraftvoll: "Sie haben ein Drehmoment, das sofort da ist", beschreibt er weiter. In drei Sekunden schaffen es die Formel-E-Boliden von 0 auf 100.

Zwar werden die Fahrer durch die geringeren Fliehkräfte körperlich nicht so stark gefordert, wie in anderen Serien, doch auf den engen Stadtkursen muss die Konzentration immer hochgehalten werden. Engel & Co. müssen in ihren Boliden ständig den Energieverbrauch im Blick haben und gleichzeitig mit den Tücken des Fahrzeuges zurechtkommen, denn durch die Regeneration wartet ein völlig neues Fahrgefühl. "Das beeinflusst das Fahrverhalten stark", so der Deutsche.


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Speziell die Bremsbalance ist dadurch in der Formel E ein Thema für sich. "Gerade in einem Rennstint musst du wahnsinnig viel mit der Bremsbalance arbeiten - mehr als in jedem anderen Rennauto der Welt", schildert der Venturi-Pilot und beschreibt es etwas näher: "Du fängst mit einer Bremsbalance an, bei der nur die Bremsen das Auto verlangsamen. Innerhalb der ersten drei Runden musst du dann eine Balance einstellen, bei der fast 50 Prozent der Bremsleistung auf der Hinterachse von der Regen kommen."

"Dementsprechend musst du die Bremsbalance deutlich nach vorne stellen, weil du die Hinterachse sonst komplett überbremsen würdest. Wir reden da von Riesenänderungen", erklärt er weiter. "Wenn die Batterie am Ende des Stints warm wird, geht das gleiche Spiel wieder zurück. Allein dieser Teil ist eine Riesenherausforderung. Wenn du dort einen Fehler machst, bist du auf einem Stadtkurs sofort in der Wand. Dementsprechend sieht man das auch öfters."

Robin Frijns

Macht man in der Formel E einen Fehler, dann ist die nächste Wand nicht fern Zoom

Trotz aller Schwierigkeiten hatte der 31-Jährige zuletzt verlauten lassen, dass die Elektrorennserie für einen Fahrer eine Menge Spaß mache. Von außen mag die Formel E vielleicht manchmal recht einfach ausschauen, dennoch sind wohl eine Menge Übung und auch Talent gefragt, um den Boliden am Limit zu bewegen - nicht umsonst haben einige Piloten die Nase gegenüber ihrer Konkurrenz deutlich vorn.