Formel E: Jetzt sprechen die Fahrer

Gleich vier namhafte Fahrer konnte die Formel E als Teil ihres Projektes vorstellen - Lucas di Grassi beschreibt erste Eindrücke: "Die Drehkraft ist beeindruckend"

(Motorsport-Total.com) - Noch gibt es einiges zu tun, wenn die neue Formel-E-Serie im kommenden Jahr in ihre erste Saison starten will, doch die Veranstalter stecken schon seit langem mitten in den Vorbereitungen. Acht von zehn Veranstaltungsorten wurden bisher festgelegt, allerdings wurden auch erst zwei der vermutlich zehn Teams bekanntgegeben. Auch Fahrer sind noch keine unter Vertrag. Doch auf einer Pressekonferenz kamen nun einige Fahrer zu Wort, die wohl Teil des Elektroprojekts der FIA werden.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi

Lucas di Grassi spürt viele Unterschiede zur Formel 1 Zoom

Und Jaime Alguersuari, Vitantonio Liuzzi, Lucas di Grassi und Nicolas Prost sind bei weitem keine Unbekannten. Erfahrungen mit den Elektroboliden hat von den vier Piloten aber bislang nur einer gemacht: Testfahrer Lucas di Grassi durfte bisher als einziger Fahrer Eindrücke sammeln, die der ehemalige Formel-1-Pilot nun beschreiben möchte: "Es gibt ein paar Betrachtungen, die aus Fahrersicht ziemlich interessant sind", sagt der Brasilianer.

"Das erste, was man merkt, ist die Abwesenheit von Vibrationen und Lärm - nicht beim Fahren, sondern wenn man stillsteht oder nur wenig rollt. Man kann also hören, was das Auto macht", so di Grassi. Dies könne man sonst nicht, der Motor würde alles übertönen. "Du kannst hören, was die Reifen tun, was die Aufhängung tut - es gibt so viele verschiedene Geräusche, die man nur bemerkt, wenn man ein Elektroauto fährt. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man ein Auto mit Verbrennungsmotor fährt", zeigt sich der 28-Jährige begeistert.

Sind gute Formel-1-Fahrer gute Formel-E-Fahrer?

"Was auch ziemlich beeindruckt, ist die Drehkraft, die der Motor liefert", erklärt er weiter. "Selbst wenn die Anzahl an Pferdestärken erheblich weniger als bei einem Formel-1- oder LMP1-Boliden ist, ist die erste Beschleunigung ziemlich schwierig zu kontrollieren. Wenn man zu viel Gas gibt, hat man mit Sicherheit viel Wheelspin. Die Fahrer werden lernen müssen, damit umzugehen. Der Fahrstil wird aber sehr ähnlich sein. Fahrer, die in der Formel 1 und in anderen Kategorien gut sind, werden auch in der Formel E ziemlich gut sein", ist di Grassi überzeugt.


Formulec EF01 in Moskau

Dann dürfte sich beispielsweise auch Jaime Alguersuari gute Chancen in der Formel E ausrechnen. Der Spanier findet das neue Konzept "sehr herausfordernd - besonders für die Fahrer. Schon der Fakt, dass man ein Rennevent nur an einem Tag abhalten will, bringt seine eigenen Schwierigkeiten", weiß der ehemalige Toro-Rosso-Pilot und zählt auf: "Man testet am Morgen, hat dann das Qualifying und das Rennen. Das bedeutet, dass man keinen Unfall haben darf, und dass man natürlich auch die Strecken nicht kennt. Die Situation ist für jeden gleich - aber es macht es auch für jeden schwieriger."

Zeitgemäßes Abenteuer und interessantes Projekt

Nicolas Prost, der Sohn des vierfachen Formel-1-Weltmeisters Alain Prost kennt Elektrofahrzeuge schon aus seiner Zeit in der Andros-Electric-Trophy. "Beim ersten Mal war ich auch skeptisch, weil es ein Elektroauto war, aber nach 30 Minuten hatte ich das schon vergessen", schildert der Franzose seine Eindrücke von damals. Prost glaubt, dass die neue Rennserie viele Menschen ansprechen werde: "Die Show wird gut sein, und die Leute werden die Autos in den Städten erleben können, was natürlich immer sehr schön ist."

Jaime Alguersuari

Auch Jaime Alguersuari soll Teil des neuen Formel-E-Projekts werden Zoom

"Bisher sieht das alles sehr gut aus", zieht er sein erstes Resümee. Für Prost sei es genau die richtige Zeit, um eine solche Serie ins Leben zu rufen: "Man muss mit der Zeit gehen, Umweltschutz ist heutzutage wichtig. Es ist interessant, diesen Weg zu gehen." Das findet auch der nächste ehemalige F1-Pilot, Vitantonio Liuzzi: "Es ist ein interessantes Projekt für die Zukunft", so der Kommentar des Italieners, der weiß, dass noch viel Entwicklungsarbeit wartet. "Aber mit Toyota und Audi gibt es ja schon Vorreiter in der Hybrid-Technologie - auch wenn das ein anderes Abenteuer ist. Ich bin sehr gerne dabei und freue mich schon auf das nächste Jahr."

Für jene erste Saison konnte die Formel E gleich noch einen neuen Partner vorstellen: 'MP & Silva' wird die Serie bei ihren Promo-Aktivitäten begleiten. "Wir freuen uns darauf, mit der Formel E vom Beginn ihrer Medienstrategie an zu arbeiten", sagt Agenturchef Andrea Radrizziani. "Wir sind in einer guten Position, sie dabei zu unterstützen, aus ihrem Produkt eine großartige TV-Show zu machen, die ein frisches und junges Publikum anspricht."