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  • 01.04.2013 11:16

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Coup in Aussicht: Gastiert die Formel E in Monaco?

Alejandro Agag befindet sich in Gesprächen über ein Rennen im Fürstentum und möchte die Fans per Telefonvoting über einen Zusatzboost abstimmen lassen

(Motorsport-Total.com) - Formel-E-Serienchef Alejandro Agag hat bekanntgegeben, in Gesprächen über ein Monaco-Rennen der Elektrorennserie zu sein. "Wir denken, dass ein Rennen in Monaco stattfinden wird. Wir haben sehr positive Gespräche", sagt er. Die Formel E wird im kommenden Jahr ihre erste Meisterschaft austragen. Der vorläufige Kalender wurde bereits Anfang des vergangenen Monats von der FIA veröffentlicht.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Rast die Formel E bald durch die Straßen des berühmten Fürstentums?

Im nächsten Jahr wird die Formel E auf den Straßen von Peking, Buenos Aires, London, Miami, Rio de Janeiro, Rom und dem malaysischen Putrajaya gastieren. Trotzdem erklärt Agag, dass er noch zwei weitere Rennen zum Kalender für die Saison 2014 hinzufügen möchte, bevor er den endgültigen Plan im September der FIA übergibt. Ihn erwartet eine große Auswahl, da 23 Städte signalisiert haben, dass sie gerne ein Formel-E-Rennen austragen würden. Monaco wäre der größte Coup.

Kein anderer Grand Prix wird mehr mit der Formel 1 in Verbindung gebracht als Monaco, zudem war das Rennen bereits bei der ersten Austragung 1950 im Kalender. Die Formel 1 ist die einzige große Rennserie, die das kleine mediterrane Königreich besucht, da für die Vorbereitungen viele Störwochen anfallen. Die Formel E könnte das ebenfalls nicht vermeiden, aber sie hat einen Vorteil, mit dem die Formel 1 nicht konkurrieren kann: Monacos regierender König Prinz Albert ist nicht nur Rennfan, er ist gleichzeitig auch ein eifriger Umweltschützer. Und er ist nicht der einzige.

"Die USA sind begeistert über die Formel E", sagt Agag und ergänzt: "Wir werden drei Rennen in den USA abhalten." Los Angeles und Miami wurden bereits bekanntgegeben, New York wäre der nächste logische Schritt. Agag: "Südamerika ist ebenfalls begeistert über uns. Asien: begeistert. Europa? Spärlich. Deutschland ist penetrant. Deutsche Städte senden uns Emails, wie übrigens auch die nordischen Staaten, denn diese sind einfühlsamer der Umwelt gegenüber und promoten die Nutzung von Elektroautos in Städten."

Power-Boost per Telefonvoting

Agag gab auch noch bekannt, dass die Formel E Vorreiter für verschiedene Initiativen sein will, die die Serie für Fans interaktiver machen soll als jede andere Rennserie. Jedes Auto bekommt drei Power-Boosts pro Rennen, ein vierter wird dem Fahrer gewährt, der über ein Telefonvoting die meisten Stimmen der Fans zur Hälfte des Rennens generieren konnte. "Wir nennen das Fanboost", sagt Agag.

Er fügt an, dass das dazugehörige Videospiel ein Feature bietet, welches von keinem Rivalen in Rennspielen oder anderen Sportarten angeboten wird. Die Spieler werden in der Lage sein, das Rennen online zu spielen, während es stattfindet. "Das gab es noch nie. Wir reden gerade mit einer Softwarefirma in Kalifornien darüber, denn das wird eine große Herausforderung. Die Olympischen Spiele lassen einen auch nicht gegen Usain Bolt laufen - und könnten es auch gar nicht", so Agag.

F1 2012

Online-Rennen gibt es in der Formel 1 schon - aber nicht zeitgleich mit dem Original Zoom

"Wir müssen sehr innovativ sein, und wir haben keine Angst, neue Konzepte auszuprobieren. Wir vergleichen uns mit niemand anderem und wir sehen uns in keinem Wettbewerb mit irgendetwas. Wir wollen die Formel E differenziert und separat positionieren", sagt Agag. Dies gehe sogar in den Bereich TV-Übertragung hinein. Neben Meetings mit traditionellen Sendern wie 'Fox Sports' in den USA, erwägt Agag auch, die Formel E kostenlos weltweit online zu übertragen.

Werden die Älteren mit Internet vergrault?

"Wir überlegen, komplett andere Wege bei der Übertragung zu gehen. Beim kostenlosen Streamen kann sich das jeder anschauen", sagt er. "Das hängt von den Reaktionen der Sponsoren ab. Wir haben bereits Anfragen von TV-Stationen, und Free-TV hätte sicherlich ein größeres Publikum als das Internet. Denn obwohl das Internet unter den jungen Menschen sehr populär ist, wird ein 60-Jähriger, dem man sagt, dass er sich einen Videostream ansehen soll, niemals einschalten. Wir könnten beides anbieten, trotzdem geht das Internet besser mit unserer Philosophie einher, weil es digital und jung ist."

Auch mit diversen Formel-1-Teams sei der Spanier bereits in Kontakt über einen Startplatz. Es gibt zehn Slots, und bisher wurden nur zwei davon bekanntgegeben. Einer gehört der asiatischen Truppe China Racing, der andere einem britischen Team, das von Unternehmer Lord Drayson geleitet wird. Diverse Ex-Formel-1-Piloten werden am Steuer erwartet und sie werden einen guten Anreiz haben: Agag lässt verlauten, dass 500.000 Dollar Preisgeld pro Rennen ausgeschüttet werden - also fünf Millionen Dollar pro Jahr.

"Ein 60-Jähriger, dem man sagt, dass er sich einen Videostream ansehen soll, wird niemals einschalten." Alejandro Agag

Obwohl die erste Saison noch mehr als zwölf Monate entfernt ist, blickt Agag schon in Richtung der zweiten Saison. Die nächstjährige Saison startet im Mai und geht bis November, "2015 werden wir im März beginnen und im November aufhören", so Agag. Bis dahin hat die Formel 1 vielleicht schon einen Konkurrenzkampf auszutragen.