Aguri: Fahrerverschleiß lässt ratlose Piloten zurück

Aguri hat in der abgelaufenen Saison insgesamt fünf Fahrer eingesetzt und alte Piloten kurzfristig abgesägt - Nathanael Berthon sucht heute noch nach dem Grund

(Motorsport-Total.com) - Konstanz war bei Aguri in der Formel-E-Saison 2015/2016 ein Fremdwort. Der japanische Rennstall stellte sich zu beinahe jedem Meisterschaftslauf neu auf und schickte als einziger Rennstall insgesamt fünf Piloten an den Start - bei keinem anderen Team waren es mehr als drei. Abgesehen von Antonio Felix da Costa war kein Pilot bei mehr als drei Events am Start, was auch dazu beigetragen hat, dass der Rennstall am Ende nur Rang acht belegte.

Titel-Bild zur News: Antonio Felix da Costa, Qing-Hua Ma

Antonio Felix da Costa und Qing-Hua Ma sind nur zwei von fünf Fahrern bei Aguri Zoom

Dabei hatte man durch die Entscheidung, als einziger Rennstall mit dem Antrieb aus dem Vorjahr antreten zu wollen, ohnehin schon ein Handicap vor der neuen Saison. Der Franzose Nathanael Berthon war der Erste, der sich an der Seite von Felix da Costa im Auto mit der Startnummer 77 versuchen durfte. Zwar holte er bei seinem Debüt in Peking als Achter gleich vier Zähler, danach war er allerdings deutlich hinter seinem Teamkollegen einzuordnen.

Der Franzose schiebt diesen Umstand auf Probleme, die ausgerechnet immer seine Boliden heimsuchten: "Nur in Donington hatte ich kein Problem, und dort habe ich die schnellste Zeit gesetzt, die Aguri jemals gefahren ist", sieht er seine Leistung bei 'fiaformulae.com' nicht so schlecht. "Es ist schon frustrierend, wenn dein Teamkollege so gut performt und du es nicht kannst, weil du ein Problem hast", hadert der Franzose, der aus der GP2-Serie kam.

Berthon und Duran kurzfristig ausgetauscht

Berthon bekam allerdings nur drei Einsatzchancen, bevor ihm das Team mitteilte, dass er in Buenos Aires ersetzt werden würde. "Es war wirklich in letzter Minute. Sie haben mich angerufen und mir gesagt, dass sie Salvador Duran ins Auto setzen werden. Ich kenne die Gründe dafür nicht, ob es vielleicht wegen dem ePrix in Mexiko oder so war, aber das ist auch nicht mein Business", erklärt Berthon.

Bis dahin habe er sich nämlich eigentlich wohl im Team gefühlt, weswegen die Nachricht für ihn ein Schock war. "Es war eine Überraschung und auch eine Enttäuschung, weil ich wirklich im Team involviert war und an das Projekt geglaubt habe", so Berthon, der weiterhin versuchen wird, in der Serie Fuß zu fassen. "Es war schwierig, in drei Rennen einen Unterschied zu machen", sieht er sich um eine faire Chance gebracht.

Salvador Duran

Salvador Duran wurde nach drei Rennen wieder ausgebremst Zoom

Doch auch Berthons Nachfolger Salvador Duran war nur kurzfristig an Bord dabei. Nachdem er durch die Aufgabe des Trulli-Teams auf der Straße stand, kehrte er in Argentinien zu seinem alten Team Aguri zurück. Sein Heimrennen in Mexiko-Stadt nahm man noch mit, doch auch sein Abenteuer war nach nur drei ePrix ohne Zähler wieder vorbei. "Es war schwierig nach Monaten außerhalb des Autos wieder hereinzukommen", sagt der Mexikaner.

Ma als Start der langfristigen Planung

"Am Ende kamen wir nach Paris und das Team teilte mir mit, dass sie das Team verkauft haben", berichtet Duran über sein plötzliches Aus in Frankreich. Stattdessen fuhr der Chinese Qing-Hua Ma ab sofort für das Team. "Sie hatten einen neuen Investor aus China, die einen chinesischen Fahrer wollten, also konnte ich nicht mit ihnen weitermachen", so der Mexikaner. Mittlerweile ist die Identität als Techeetah geklärt und Ma als fester Bestandteil für 2016/2017 an Bord.

Ma durfte sich bei den Events in Paris, Berlin und London bereits probieren, bislang jedoch ohne Erfolg. Beim Rennen in Deutschland bekam der Chinese mit Rene Rast sogar einen neuen Teamkollegen, der Felix da Costa ersetzte, der aufgrund einer Terminüberschneidung mit der DTM nicht fahren konnte. Rast hatte schon länger über den Hauptingenieur Leo Thomas Kontakt zum Team und durfte die Chance in Berlin nutzen.

Allerdings verlief der einmalige Ausflug des Deutschen wenig erfolgreich. Zwar konnte er rein sportlich durchaus überzeugen, doch weil ihm ein Konkurrent beim Start den Heckflügel abfuhr, gab es für ihn beim Heimspiel nichts zu holen. Irgendwann würde Rast aber gerne zurückkehren: "Es wäre schön, wenn ich ein ganzes Jahr fahren könnte", hatte er gegenüber 'Motorsport-Total.com' erklärt. "Aber soweit ist es noch nicht."


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Im kommenden Jahr sollte beim von Aguri Suzuki gegründeten Team etwas mehr Ruhe einkehren. Der Japaner ist nicht mehr an Bord, doch die neue Techeetah-Truppe konnte sich den Antrieb von Branchenprimus Renault sichern. Mit Jean-Eric Vergne hat man zudem einen versierten Piloten verpflichtet, der in der Formel E schon jetzt mehr Erfahrung aufweist, als alle Aguri-Kurzzeitfahrer zusammen.