Abt: "Formel E ist definitiv kein Spaßprojekt!"

Daniel Abt schildert im Interview, warum er die Formel E für eine ernste Rennserie hält, allerdings keine Karriere dort anstrebt - An den Fanboost glaubt er nicht

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag beginnt in Peking eine neue Ära im Motorsport: Die Formel E wird ihr allererstes Rennen der Geschichte abhalten. Neben Nick Heidfeld wird aus deutschsprachiger Sicht auch GP2-Pilot Daniel Abt unterwegs sein. Der Kemptener fährt für das familieneigene Abt-Team und hat im Vorfeld mit 'Motorsport-Total.com' über die neue Serie gesprochen. Im Interview erfahrt ihr, was Abt von der Saison erwartet, warum er nicht glaubt, dass er den Fanboost bekommt und warum er sich keine reine Formel-E-Karriere vorstellen kann.

Titel-Bild zur News: Daniel Abt

Daniel Abt wird beim ersten Formel-E-Event der Geschichte am Start sein Zoom

Frage: "Daniel, an diesem Wochenende ist es soweit: Du startest mit der Formel E in ein neues Abenteuer. Dein Team Abt war neben e.dams bei den Tests immer vorn mit dabei. Mit welchen Erwartungen startest du in die Saison?"
Daniel Abt: "Ich glaube, das ist für alle noch etwas schwierig zu sagen. Wir haben natürlich schon gemerkt, dass wir ganz gut aufgestellt sind. Ein paar andere Teams sind das auch, aber es war immer unser Anspruch, da vorne mitzufahren - und das ist natürlich auch mein Anspruch."

"Man muss sehen, wie sich das entwickelt. Es sind sehr, sehr viele gute Fahrer dabei. Ich habe jetzt viele Testtage nicht mitfahren können, deswegen habe ich einen kleinen Erfahrungsrückstand, aber ich glaube trotzdem, dass wir vom Team her gut aufgestellt sind und dass wir in Peking zum Favoritenkreis zählen werden."

Frage: "Die große Unbekannte ist die brandneue Technologie. Kann man schon ungefähr abschätzen, wie viele Fahrer in Peking überhaupt das Ziel erreichen?"
Abt: "Das ist schwer zu sagen. Ich persönlich habe bislang noch überhaupt keine Zuverlässigkeitsprobleme gehabt - außer vielleicht beim ersten Rollout, wo man noch ein paar Software-Probleme hatte. Ansonsten sind meine Autos immer einwandfrei gelaufen, und auch sonst habe ich nicht so viele Dinge mitbekommen, die da irgendwie schiefgelaufen wären."


Fotos: Formel-E-Generalprobe in Donington


"Ich glaube schon, dass man da mit einem ordentlichen Rennen rechnen kann. Dass gerade bei einer solch neuen Technik manche Dinge auch mal ausfallen können, ist ganz normal. Aber das passiert ja auch in der Formel 1 nach einem Dreivierteljahr noch. Ich glaube schon, dass es ganz ordentlich ist."

Keine Popularität, kein Fanboost

Frage: "Kann man das Racing mit anderen Serien vergleichen?"
Abt: "Ich glaube nicht. Die Formel E ist ein ganz neues Konzept. Es ist anders, das muss man ganz klar sagen. Es gibt halt andere Dinge, die man beachten muss. Speziell das Energiemangement ist das Hauptthema und wird wahrscheinlich über Sieg oder Niederlage entscheiden. Von daher ist es einfach etwas anderes. Es ist spannend, und ich glaube, es mit irgendetwas anderem zu vergleichen, wäre falsch."

Frage: "Völlig neu ist auch das Konzept des Fanboosts, bei dem die Fahrer mit den meisten Votingstimmen einen zusätzlichen Schub erhalten. Was hältst du von diesem Feature?"
Abt: "Ich bräuchte es nicht, finde es aber auch nicht schlimm. Man wird sich dann mit Sicherheit anschauen, wie das ankommt und ob das funktioniert - und dann schauen, wie es weitergeht."

Daniel Abt

Das Auto von Abt präsentiert sich in vielfältiger Farbenpracht Zoom

"Ich gehe mal nicht davon aus, dass ich ihn bekommen werde, einfach weil da natürlich Fahrer aus Ländern kommen, die deutlich höhere Einwohnerzahlen haben - und dann sind auch sehr viele bekanntere Namen als ich dabei. Ich schätze mal, dass es für uns deutsche Fahrer schwer werden wird, den Fanboost zu bekommen - aber damit muss man leben. Ich glaube nicht, dass es das Rennen entscheiden wird."

Frage: "Also ist es ein reines Popularitätsvotum?"
Abt: "Ja, darauf wird es wohl hinauslaufen."

Keine eigene Formel-E-Karriere

Frage: "Könntest du dir vorstellen, dich ganz auf die Formel E zu konzentrieren oder willst du im kommenden Jahr auch in weiteren Rennserien unterwegs sein?"
Abt: "Nur Formel E wird es definitiv nicht werden. Für mich als Rennfahrer ist das zu wenig, und vom Anspruch her möchte ich schon noch mit schnelleren Autos unterwegs sein. Von dem her ist die Formel E zwar spannend, und ich freue mich auch drauf, aber nur die Formel E alleine zu machen, wäre mir persönlich als junger Rennfahrer noch zu wenig. Was es dann neben Formel E sein wird, das weiß ich im Moment noch nicht. Da muss man schauen, wie sich die Dinge entwickeln."

Frage: "Das klingt fast, als ob du die Serie nur als Spaßprojekt sehen würdest. Welche Eindrücke hast du bislang von der Serie gewonnen? Wird sie Erfolg haben?"
Abt: "Das weiß ich nicht. Ich sehe es definitiv nicht als Spaßprojekt! Das ist schon ernst, und wir als Team nehmen das auch sehr, sehr ernst. Wir haben wirklich tolle Partner neben uns, da kann man das gar nicht als Spaßprojekt sehen. Nur für mich als jungen Rennfahrer wäre es zu wenig, sich nur auf eine Rennserie zu stützen, die noch so am Anfang steht. Ich brauche noch andere Herausforderungen. Und nur zehn oder neun Rennen im Jahr zu fahren, wäre mir zu wenig. Ich kann schon noch mehr machen."


Fotostrecke: Formel E - Die Fahrer

"Ob sie Erfolg haben wird, muss man im nächsten Jahr sehen. Es ist auf jeden Fall eine tolle Serie und hat sehr gute Voraussetzungen. Ich freue mich wirklich drauf, aber ich freue mich auch, nebenher noch irgendetwas anderes zu machen."

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