Großer Preis von Russland / Sotschi

Großer Preis von Russland / Sotschi

Porträt

Das Sochi Autodrom brachte Russland 2014 erstmals auf die Formel-1-Landkarte. Als geldverschlingendes Prestigeobjekt des Präsidenten Wladimir Putin in der westlichen Welt vielfach kritisiert, war die Grand-Prix-Premiere im Olympischen Park der vorangegangenen Winterspiele ein organisatorischer Erfolg, auch was die Zuschauerzahlen betrifft. Dabei erlebt man im eher mediterran anmutenden Sotschi, malerisch an der Küste des Schwarzen Meeres gelegen, ein ganz anderes Bild vom größten Land der Erde als in Moskau oder Sankt Petersburg.

Der Kurs, der zwischen Eisstadien und Olympiahallen hindurchführt, im Fernsehen aber steril wirkt, beinhaltet zwölf Rechts- und sechs Linkskurven. Er zählt mit einer Länge von 5,848 Kilometern zu den längsten Strecken im Kalender. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt rund 229 km/h, womit auch in Sachen Tempo ein Wert erreicht wird, der für einen vorderen Platz in den Bestenlisten gut ist. Trotzdem schrauben die Teams viel Abtrieb auf das Auto, was vielen langsamen 90-Grad-Kurven geschuldet ist. Das Set-up der Fahrzeuge ähnelt dem in Singapur.

Bodenhaftung ist ein Schlüsselfaktor, denn die Strecke wird nur selten befahren und grüßt an den Freitagen mit staubiger Oberfläche. Dazu kommt, dass sie einen Straßenkurs-Charakter besitzt, die Mauern also direkt neben dem Asphalt lauern und die Fahrer kaum Spielraum für Fehler haben.

Die Reifen ans Limit bringt nur die langgezogene Kurve drei, die nach außen hängt und ein Novum im Kalender darstellt. Es geht mit mehr als 200 km/h rein, mit mehr als 300 km/h raus. Die außergewöhnliche 180-Grad-Linkskurve, die rund um die zentrale Plaza verläuft, erinnert an Kurve acht in Istanbul - eine Passage mit mehreren Scheitelpunkten. Konstant hohe Fliehkräfte fordern die Nackenmuskulatur der Fahrer. Auch die letzte Kurve vor Start und Ziel ist eine Herausforderung, schließlich lässt sich an dieser kniffligen Stelle viel Zeit gewinnen, aber auch verlieren.

Für Ärger sorgt indes immer wieder die erste Kurve mit ihrer asphaltierten Auslaufzone, die zum "Abkürzen" einlädt. Vor allem in der ersten Rennrunde sind die Sportkommissare gefragt, faires oder unfaires Verhalten in der Startphase genau zu prüfen.