• 08.07.2011 14:14

  • von Roman Wittemeier

Zwischengas-Verbot: Von Verschwörung und Verbrennung

Eddie Jordan, Ross Brawn und Christian Horner über das neue Zwischengas-Verbot: Viele Diskussionen um unterschiedliche Ansätze bei den Triebwerken

(Motorsport-Total.com) - An diesem Wochenende tritt das neue Zwischengas-Verbot in der Formel 1 in Kraft. Die Zeiten der schnellen Anströmung der Diffusoren im Schleppbetrieb sollen damit vorbei sein. Wie wird sich das Verbot auswirken? Weche Teams macht die Neuregelung am meisten zu schaffen? Diese Fragen wurden im ersten Freien Training in Silverstone nicht beantwortet. Im Regen ließen sich keine Rückschlüsse ziehen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Wird Sebastian Vettel durch das Zwischengas-Verbot eingebremst?

Auf den ersten Blick hat sich also gar nichts geändert. Womöglich wird dies auch im Verlauf des weiteren Silverstone-Wochenendes bestätigt. Diese Ansicht hat zumindest Ex-Formel-1-Teamchef Eddie Jordan. "Man könnte fast eine Verschwörung dahinter vermuten: Die Besten sollen wieder mal eingebremst werden. Diejenigen, die die besten Lösungen gefunden haben", sagt Jordan. "Aber meiner Meinung nach funktioniert das nicht. Red Bull ist immer noch am schnellsten."

"Entstanden ist es nur durch Beschwerden anderer Teams", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, ohne andere Teams mit diesen Worten angreifen zu wollen. "Es könnte erhebliche Auswirkungen haben." Auch Red-Bull-Designer Adrian Newey äußerte die Befürchtung, dass der RB7 von Sebastian Vettel und Mark Webber durch das Zwischengas-Verbot etwas flügellahm werden könnte.

Aber nicht die Tatsache, dass die Neuregelung eingeführt wurde, beschäftigt Horner am meisten. Es ist die Art und Weise, wie die FIA sie formuliert hat. Es herrscht Unmut, denn beim Thema Zwischengas-Verbot werden angeblich alle Teams über einen Kamm geschoren. Dabei gibt es aus Sicht von Red Bull erhebliche Unterschiede. Renault arbeitet mit veränderten Zündzeitpunkten und lässt Luft einströmen, Mercedes beispielsweise lässt im Schleppbetrieb weiterhin Benzin einströmen - zwei unterschiedliche Konzepte.

"Wir haben gewisse Elemente des Autos ganz genau darauf abgestimmt. Wenn sich die Regeln ändern, hat das natürlich großen Einfluss. Wichtig ist, dass alle Motorenhersteller gleichermaßen betroffen sind. Die Motorenhersteller haben mit der FIA verhandelt, die nun entscheiden muss", sagt Horner mit Blick auf die Herangehensweise des Automobil-Weltverbandes.


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


"Man muss sich nun ganz genau anschauen, welche Auswirkungen es hat, wenn beispielsweise eine anhaltende Benzineinspritzung erfolgt. Bei uns ist so etwas nie geschehen. Aus Gründen der Standfestigkeit lässt Renault im Schleppbetrieb Luft einströmen, wodurch auch die Auslassventile gekühlt werden. Das macht Renault seit Jahren so", erklärt er in der 'BBC'.

"Die FIA hat das genau im Auge", winkt Ross Brawn ab. "Wenn man auf die Motoren-Mappings von 2009 zurückgeht und auch damals das Gas beim Bremsen etwas offen stehen ließ, dann wird sich die FIA den Grund dafür erklären lassen und entsprechend reagieren. Es ist unwahrscheinlich, dass man damals ohne Grund das Gas offen stehen ließ. Es muss Vorteile gebracht haben."

Der Mercedes-Teamchef kann mit der Neuregelung und mit dem Zeitpunkt von deren Einführung gut leben. "Wenn man alles so gelassen hätte, dann könnte es eine wahre Protestwelle geben. Das wollen wir natürlich nicht", sagt Brawn. "Ich hätte natürlich gern alles beim Alten gelassen, aber ich will die Formel 1 nicht in einem Dschungel von Protesten und Einsprüchen erleben."

¿pbvin|512|3861||0|1pb¿Im Hintergrund schwebt natürlich auch die Hoffnung mit, dem Topteam Red Bull etwas näher rücken zu können. "Der jetzige Kompromiss ist gut. Man hätte schon vor Wochen Protest einlegen können, aber jene Teams haben stillgehalten, weil man sich stufenweise zu einer Änderung der Regeln durchringen konnte. Die Teams mit Zwischengas-Systemen bekamen Zeit, sich darauf einzustellen", sagt der Brite.

Aus Sicht von Brawn sei die aktuelle Diskussion in keinster Weise mit jenen Debatten um den Doppeldiffusor 2009 vergleichbar. Damals habe außer Zweifel gestanden, dass das Element dem Wortlaut des Reglements entsprach. "Jetzt ist aber jemand gekommen, der einen berechtigten Einwand vorbrachte, daher musste man reagieren", sagt der Mercedes-Teamchef.