Zugstreben-Aufhängung: Geht McLaren den Ferrari-Weg?

Angeblich setzt McLaren beim neuen Boliden wie dieses Jahr Ferrari auf eine Zugstreben-Vorderradaufhängung - Zu Saisonbeginn wurde diese noch verschmäht

(Motorsport-Total.com) - Zu Saisonbeginn musste sie als Sündebock für die Probleme von Ferrari herhalten - doch mit dem Erfolg ändert sich auch der Ruf: Die Rede ist von der Zugstreben-Radaufhängung, die die "Scuderia" dieses Jahr auch an der Vorderachse einsetzt. Gerüchten zufolge soll nun auch McLaren drauf und dran sein, diese Lösung in der kommenden Saison einzusetzen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Lewis Hamilton

Kopiert McLaren in der kommenden Saison die Ferrari-Vorderradaufhängung?

Im Vergleich zur gängigen Druckstreben-Aufhängung sorgt das Zugstreben-System für einen niedrigeren Schwerpunkt und eine bessere Traktion, doch die Gefahr ist, dass sich die Aufhängung durch den kleinen Winkel der Zugstrebe und des Dreieckslenkers zu stark verwindet. Offenbar hat man aber in Maranello einen Weg gefunden, um die Technik, die an der Vorderachse zuletzt von Minardi bei Fernando Alonsos Boliden aus dem Jahr 2001 eingesetzt wurde, zum Arbeiten zu bringen.

Ferrari bekam Zugstreben-Aufhängung in den Griff

Red Bull hatte 2009 für ähnlich viel Wirbel gesorgt, als Stardesigner Adrian Newey die Druckstreben-Aufhängung an der Hinterachse durch eine Zugstreben-Variante ersetzte. Das Konzept war zwar für die Fahrwerkstechniker alles andere als optimal, doch die aerodynamischen Vorteile überwogen deutlich - heute ist das System Standard.

Gut möglich, dass der Rückstand Ferraris bei den ersten Rennen auch darauf zurückzuführen ist, dass man das neue Aufhängungssystem erst optimieren musste - zudem ging die "Scuderia" dieses Jahr in vielen Bereichen neue Wege, was die Herausforderung nicht leichter machte. Inzwischen scheint man der Lage aber Herr geworden zu sein.

McLaren vs. Ferrari: Konträre Leistungskurven

"Offensichtlich lagen wir am Anfang, nach den Wintertests, ein Stück zurück", so Technikchef Pat Fry - ein langjähriger McLaren-Mann - in Ungarn. "Wir haben in dieser Phase gelernt und uns dieses Wissen später zunutze gemacht. In den ersten Rennen hatten wir Schwierigkeiten. Ich erinnere mich an Melbourne, wo wir rund zwei Sekunden hinter der Spitze hergefahren sind."

"Dann haben wir einen riesigen Aufwand betrieben, im Windkanal, in der Produktion und in der Design-Abteilung. Die gesamte Arbeitskraft war eine Reaktion auf die Herausforderung, die uns bevorstand. Meiner Meinung nach haben wir einen Großteil der übrigen Teams überholt, was die Entwicklung im Saisonverlauf angeht. Wir sind gut genesen, aber es ist noch immer ein langer Weg, der uns bevorsteht."

Bei McLaren sah die Leistungskurve konträr aus: Als einziges Team verzichtete man auf die Stufe in der Nase und dadurch auf die Möglichkeit, mehr Luft unter das Auto zu bringen. Technikchef Paddy Lowe argumentierte, dass das bewährte McLaren-Konzept anders funktioniert als die Lösungen der Konkurrenz und auf eine hohe Frontpartie nicht angewiesen sei. Doch nach dem starken Auftakt fiel man immer weiter zurück - vor allem im vorderen Bereich wurden viele unterschiedliche Lösungen ausprobiert. Zuletzt machte man mit einem neuen Aerodynamikpaket wieder Boden gut.