Zank um Tokensystem: Wird die Entwicklung freigegeben?

Das Mercedes-Update in Monza schockte die Konkurrenz, die sich unter der aktuellen Token-Regelung chancenlos wähnt: Sie pocht nun auf eine Freigabe der Entwicklung

(Motorsport-Total.com) - Die Token-Regelung sorgt in der Formel 1 weiterhin für erhitzte Gemüter - vor allem nach dem Grand Prix von Italien. Mercedes nutzte vor dem Rennen die verbleibenden sieben Entwicklungs-Wertmarken der Saison 2015, mit deren Hilfe die Weiterentwicklung beschränkt und in weiterer Folge die Kosten gesenkt werden sollen, und schockte damit die Konkurrenz. Als Lewis Hamilton in der Endphase des Rennens vom Team aufgefordert wurde, Gas zu geben, um die Folgen einer möglichen Bestrafung zu lindern, fuhr er plötzlich souveräne Rundenzeiten.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen

Ist die Reihenfolge in der Formel 1 durch die Token-Regelung einzementiert? Zoom

"Bereits am Freitag sah das schon recht besorgniserregend aus", meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Ferrari schien im Qualifying näher als erwartet, aber im Rennen haben wir dann Lewis am Ende auf einem benutzten härteren Reifen gesehen - und das war ziemlich beeindruckend. Sie dürfen also die Führung bis dahin nur verwaltet haben. Sind sind in einer eigenen Liga."

Was er damit sagen will: Das Token-System hat 2015 nicht gegriffen. Die Konkurrenz sei nicht näher gekommen, ganz im Gegenteil: Mercedes hat seinen Vorsprung sogar ausgebaut. Große Änderungen sind dieses Jahr nicht mehr zu erwarten. Ferrari verfügt noch über vier von zehn Token, Honda über vier von insgesamt neun, Renault hat seine zwölf Token noch nicht angerührt.

Honda und Ferrari wollen Entwicklungs-Freigabe

Eine zusätzliche Ohrfeige für die Konkurrenz ist die Erklärung von Mercedes, man habe die meisten Änderungen bei der Antriebseinheit bereits für 2016 gemacht. Die Silberpfeile können es sich also leisten, bereits für die kommende Saison zu arbeiten.

"Mercedes ist in einer eigenen Liga." Christian Horner

Laut 'F1-Insider.com' fordern Honda und Ferrari nun eine komplette Freigabe der Entwicklung, damit das Kräfteverhältnis in der Formel 1 nicht einzementiert bleibt. Angeblich steht auch Mercedes dieser möglichen Änderung nicht mehr komplett negativ gegenüber.

Mercedes verteidigt Token-Regelung

Obwohl man generell ein Verfechter der Token-Regelung ist, wie Mercedes-Motorenchef Andy Cowell bestätigt: "Durch das Token-System reduzieren wir die Entwicklung der Antriebseinheit im Laufe der Zeit zunehmend." Dadurch hätte man auch die Kosten besser im Griff. Bei einer Freigabe droht hingegen ein sündteures Entwicklungsrennen von Antriebseinheiten, die ohnehin schon jetzt für enorme Kosten sorgen.

Ob Red Bull in Sachen Motorleistung dieses Jahr noch Fortschritte machen wird, ist indes unklar. Alles hängt davon ab, ob man das geplante Renault-Update - die Franzosen haben diese Saison noch überhaupt keine Token investiert - einsetzen wird.

"Noch wurde nicht bestätigt, wann es kommt und wie viel Leistung es bringt", tappt Horner noch im Dunkeln "Wenn wir eine Ahnung haben, wie viel Leistung es bringt, dann müssen wir abwägen, ob es sich auszahlt, eine Gridstrafe dafür in Kauf zu nehmen."