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Red Bull verzichtet womöglich auf Renault-Ausbaustufe

Red Bull und Toro Rosso könnten womöglich auf die lang erwartete neueste Renault-Entwicklung verzichten - Wie viel Geld kostet Red Bull die Trennung von Renault?

(Motorsport-Total.com) - Die Ehe zwischen Red Bull und Renault wird mit Saisonende geschieden. Noch steht nicht fest, ob das britisch/österreichische Team in Zukunft mit Ferrari-Antrieben an den Start gehen wird. Im Herbst müssen Red Bull und Renault ihre auslaufende Partnerschaft noch bei sieben weiteren Rennen bestreiten. In Monza wurde das Defizit gegenüber Mercedes und Ferrari eklatant. Die Renault-getriebenen Autos hatte nur gegen McLaren-Honda eine Chance, wo die Situation ebenfalls nicht rosig ist.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Auf Ricciardo könnte noch ein weiterer Motorwechsel inklusive Strafe warten Zoom

Mercedes verwendete für das jüngste Antriebsupdate für Monza alle restlichen sieben Token. Und auch Ferrari setzte drei Token für die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors ein. Bei Renault herrscht dagegen Stillstand. Seit Monaten warten die Red-Bull-Verantwortlichen auf Fortschritte. Die Zuverlässigkeitsprobleme wurden zwar etwas besser in den Griff bekommen, an Leistung fehlt es weiterhin.

So hat Renault immer noch alle zwölf Token für diese Saison zur Verfügung. Die weiterentwickelte D-Spezifikation lässt auf sich warten, angeblich gab es auf den Prüfständen zu viele Probleme. In Monza wechselten Red Bull und Toro Rosso genug Triebwerke, um theoretisch die Saison zu Ende fahren zu können. Nur bei Daniel Ricciardo ist nach dessen Schaden im dritten Freien Training wahrscheinlich ein weiterer Antriebswechsel vorgesehen.

Deswegen könnte in Austin - falls Renault die Ausbaustufe bis dahin fertig hat - Ricciardo mit einer weiteren Rückversetzung in der Startaufstellung den neuen Antrieb verwenden. Vielleicht setzt aber auch kein Renault-Team diese Ausbaustufe ein. "Das ist eine Möglichkeit", wird Red-Bull-Teamchef Christian Horner von 'Motorsport.com' zitiert. "Es hängt von der Qualität des Antriebs ab. Man muss kalkulieren, ob die verbesserte Performance die Gridstrafe aufwiegen kann."

Christian Horner, Helmut Marko

Man hat Horner und Marko schon glücklicher im Fahrerlager gesehen Zoom

Es hängt aber auch von der Zuverlässigkeit der D-Spezifikation ab: "Im Moment wird viel im Hintergrund gearbeitet, um die Haltbarkeit zu verbessern", meint Horner. "Es ist keine tolle Situation, aber so ist es nun mal. Es ist mehr als frustrierend, aber wir müssen Rennen für Rennen weitermachen." Sollte die D-Spezifikation nicht zum Einsatz kommen, dann wäre es für den französischen Hersteller ein bitterer Schlag in die Magengrube, denn so würde man wichtige Tests im Rennbetrieb verpassen und müsste auf das nächste Jahr warten.

Horner: Mercedes in einer eigenen Liga

Auch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist skeptisch: "Es gibt immer unterschiedliche Gründe für einen Motorwechsel. Zunächst muss es einen klaren Performancevorteil geben, andernfalls macht es keinen Sinn", hält der Österreicher bei 'Motorsport.com' fest. "Wir haben noch nicht alle Informationen über die D-Spec. Sollte sie viel besser sein, werden wir eine Strafe in Kauf nehmen, denn wir müssen die bestmögliche Performance zeigen."

Nur ein großer Fortschritt kann Red-Bull-Renault weiter nach vorne bringen. In Monza wurde der Leistungsnachteil eklatant. Horner ist beeindruckt von der neuen Mercedes-Ausbaustufe: "Am Freitag sah das beängstigend aus. Sie hatten dann offensichtlich das Problem bei Rosberg und es sah danach aus, dass sie den Motor etwas zurückgedreht haben. Aber trotzdem war der Fortschritt am Freitag signifikant, besorgniserregend. Sie sind zur Zeit in ihrer eigenen Liga."

"Der Fortschritt am Freitag war signifikant, besorgniserregend. Sie sind zur Zeit in ihrer eigenen Liga." Christian Horner über Mercedes

"Im Rennen sahen wir bei Lewis, welche Pace er am Ende mit gebrauchten Reifen fahren konnte. Das war ziemlich unglaublich", spricht Horner die Schlussphase des Monza-Rennens an, als Hamilton von der Boxengasse zu schnellen Runden getrieben wurde. "Ich schätze, er hat die restlichen Rennrunden nur kontrolliert. Ich denke, sie sind meilenweit voraus." Red Bull wird aber in Zukunft wohl nicht in den Genuss des Mercedes-Antriebs kommen.

Die Trennung von Renault wird für Red Bull auf jeden Fall sehr teuer. Auf der einen Seite fließt von Bernie Ecclestone für die mäßigen Erfolge der Jahre 2014 und 2015 weniger Geld als für die WM-Jahre. Dazu wird Red Bull die Motoren in Zukunft wohl komplett bezahlen müssen. Bei Renault war man quasi das Werksteam. Als Kunde von Ferrari müsste man womöglich die vollen Kosten tragen.

Daniel Ricciardo

Die Sponsoren Infiniti und Total sind eng mit Renault verbunden Zoom

Außerdem verliert Red Bull mit Infiniti und Total Sponsoren. Die Verträge wären analog zu Renault noch im nächsten Jahr gültig gewesen. Infiniti ist die Luxusmarke von Nissan. Renault ist mit 43,5 Prozent größter Anteilseigner von Nissan. Laut Informationen von 'auto motor und sport' würde Red Bull von diesen beiden Sponsoren 88 Millionen Dollar verlieren. Geld, das Renault für das künftige Werksteam gut brauchen wird.