• 15.09.2001 21:09

Zanardis Zustand nach Horror-Unfall weiterhin unbekannt

Dem Italiener wurden bei einem Unfall auf EuroSpeedway Lausitz beide Beine abgerissen und die Hüfte zerschmettert

(Motorsport-Total.com/sid) - Ein schwerer Unfall des Italieners Alex Zanardi hat das erste Rennen der US-Cart-Serie auf europäischem Boden auf dem EuroSpeedway Lausitz überschattet. Der ehemalige Formel-1-Pilot drehte sich in der 142. Runde im Reynard-Honda bei der Ausfahrt aus der Boxengasse und stand quer auf der Strecke. Der nachfolgende Kanadier Alex Tagliani Reynard-Ford) konnte nicht mehr ausweichen und bohrte sich mit etwa 320 km/h in Zanardis Auto.

Titel-Bild zur News: Alex Zanardi (Mo Nunn Racing) bei seinem Unfall am Samstag

Zanardis Gesundheitszustand ist weiterhin nicht bekannt

Der Italiener, zweimaliger Champion der Cart-Serie, wurde an der Strecke versorgt und danach ebenso wie Tagliani ins Klinikum Berlin-Marzahn geflogen.

Zanardi sei in "extrem kritischem Zustand", er habe viel Blut verloren, teilte ein Cart-Sprecher mit. Aber er reagiere auf Fragen und könne ohne Hilfe atmen, hieß es weiter. Rennarzt Steve Olvey, der in ständigem Kontakt zum Krankenhaus stand, teilte später mit, dass dem Italiener beide Beine abgerissen wurden, das eine oberhalb und das andere unterhalb des Knies. Außerdem wurde Zanardis Hüfte zerschmettert. Die Operation dauerte rund fünf Stunden. Zu diesem Zeitpunkt stand nicht fest, ob der Rennfahrer außer Lebensgefahr sei. "Kein Kommentar", verlautete dazu aus der Klinik.

Tagliani, der ebenfalls Beinverletzungen erlitt, sei in recht stabiler Verfassung. Die ARD brach nach dem schweren Unfall sofort die Live-Übertragung ab: "Dies sind Bilder, wie wir sie in dieser Woche nicht sehen wollen."

Zanardis Landsmann und Fahrerkollege Max Papis sagte geschockt: "Ich bete für meinen Freund Alex."

Der 34 Jahre alte Zanardi, 1999 Formel-1-Teamkollege von Ralf Schumacher bei Williams, hatte das Rennen bis 12 Runden vor Schluss angeführt und war auf dem Weg zu seinem ersten Saisonsieg. Bei dem Aufprall wurde sein Auto förmlich in zwei Teile gerissen. Überall lagen Trümmer auf der Strecke.

Nach 154 Runden auf dem 3,255 km langen Tri-Oval in der Lausitz fuhr der Schwede Kenny Bräck zu seinen vierten Saisonerfolg. Dadurch übernahm er auch die Führung in der Gesamtwertung mit 131 Punkten. Bräck gewann vor Papis und dem Kanadier Patrick Carpentier. Das 16. von 21. Saisonrennen wurde vor 87.689 Zuschauern wegen des Unfalls unter Gelb-Phase beendet.

Die Veranstalter hatten entschieden, das Rennen trotz der verheerenden Terror-Anschläge in den USA auf der 350 Millionen Mark teuren Anlage durchzuführen. "Wir zeigen hier mit dem Rennen unsere Solidarität und Verbundenheit mit dem amerikanischen Volk", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe in seiner Begrüßungsrede.

Im Gedenken an die Opfer in New York und Washington war das als "German 500" angekündigte US-Cart-Rennen in "The American Memorial" umbenannt worden. Zudem wurde das Showprogramm stark gekürzt. Die Teilnehmer trugen rot-weiß-blaue Schleifen, an den Autos wurde am Cockpit ein schwarzer Aufkleber angebracht. Insgesamt spendeten Cart und Fahrer zudem 550.000 Dollar für einen Hilfsfonds.

Als Cart-Präsident Joseph F. Heitzler die Fahrer um kurz vor 14.00 Uhr mit dem obligatorischen "Gentlemen, start your engines" auf die Strecke schickte, lugte sogar kurz die Sonne aus den dichten Wolken über der Lausitz hervor. Der anhaltende Regen hatte am Donnerstag und Freitag das Programm noch gehörig durcheinander gewirbelt.