• 15.03.2007 08:23

  • von Inga Stracke

Wurz: "Niemand erwartet Wunder von mir"

Alexander Wurz dämpft im Interview die hohen Erwartungen der Fans, kann aber den Beginn der Rennsaison kaum noch erwarten...

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Alexander, an diesem Wochenende geht deine dritte Karriere los. Wie aufgeregt bist du?"
Alexander Wurz: "Das kommt und geht. Heute in der Früh war ich schon ein bisschen aufgeregt, aber jetzt, wo ich hier stehe, bin ich wieder ganz locker. Morgen wird schon ein bisschen das Kribbeln kommen, aber das ist ja das Schöne! Das habe ich in den letzten sechs Jahren vermisst."

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Für Alexander Wurz beginnt an diesem Wochenende eine neue Karriere

Frage: "Wie sehr freust du dich, dass es endlich losgeht?"
Wurz: "Natürlich freue ich mich wahnsinnig, ich bin voll happy, denn ich warte jetzt doch schon lange - nicht nur seit meiner letzten vollen Saison, sondern weil mir Frank Williams schon im Sommer bestätigt hat, dass ich hier im Auto sitzen werde. Das war eine lange Periode, aber das ist okay, denn jetzt sind wir hier und jetzt geht es endlich los. Es war ein langer Winter, aber Australien ist dafür ein cooler Platz für das erste Rennen."#w1#

Frage: "Nach sechs Jahren erstmals wieder ein Rennen..."
Wurz: "Ganz stimmt das nicht, denn in Imola 2005 bin ich ja auch gefahren - gar nicht so schlecht, da wurde ich Dritter. Das Auto war damals allerdings sehr gut. Meine letzte volle Saison war 2000. Jetzt müssen wir hart arbeiten, denn wir dürfen nicht vergessen, wir kommen vom achten Platz der Konstrukteurs-WM - es herrschen also grundsätzlich andere Voraussetzungen. In Imola hatte ich ein Auto, mit dem man auf das Podest fahren konnte. Das ist mir auch gelungen. Wir waren letztes Jahr wirklich mit dem Rücken zur Wand - mit der Standfestigkeit, auch mit der Aerodynamik. Dieses Jahr, mit den Einheitsreifen, gibt es nie diesen Überraschungseffekt, dass du zufällig mal am richtigen Reifen bist. Das heißt, jeder ist immer gleich, jedes Rennen wird die gleiche Hackordnung sein. Da müssen wir einfach richtig hinhalten, damit wir überhaupt Punkte machen können."

Frage: "Hat sich in den vergangenen Jahren im Fahrerlager irgendetwas verändert?"
Wurz: "Es gibt weniger Frauen im Fahrerlager (grinst; Anm. d. Red.)! Im Ernst: Die Formel 1 ist von 14:00 bis 16:00 Uhr noch immer gleich - da geht es um die Wurst, um das Eingemachte, darum, alle anderen zu schlagen. Rundherum ist es aber wie generell die globale Industrie: Alles ist professioneller geworden, On-the-Edge-Technologie ist in die Formel 1 gekommen - es ist brutal, was in der Entwicklung vorwärts geht. Grundsätzlich hast du aber immer noch die 22 besten Fahrer der Welt - und die zu bügeln, das ist sauschwer."

Frage: "Was ist die Zielsetzung für das erste Rennwochenende?"
Wurz: "Schwierig. Wir müssen erst einmal schauen, wo wir stehen. Wir sind in etwa, was wir nach den Wintertests gesehen haben, in diesem ganz brutal hart umkämpften Mittelfeld - gegen die Giganten aus dem Land der aufgehenden Sonne, sprich Toyota und Honda, die natürlich ein gigantisches Budget haben, gute Leute, gute Fahrer. In diesem Paket sind wir drin. Da müssen wir uns erst einmal behaupten. Hoffentlich sind wir möglichst nahe an den Top-4-Teams dran. Es wird für uns schwierig, aus eigener Kraft Punkte zu machen, aber ich gebe Gas, wir geben alles."

Frage: "Inwiefern wird es ein harter Kampf mit Nico Rosberg?"
Wurz: "Beim Testen haben wir gesehen, dass wir immer gleichauf sind. Dann und wann gibt es ein paar Zerquetschte und ein paar Hundertstelsekunden dazwischen - das wird die Tagesform entscheiden. Es ist okay so, wenn wir uns gegenseitig anstacheln. Solange wir uns nicht gegenseitig abschießen auf der Strecke, ist mir alles recht. Rennen und Qualifying sind allerdings immer eine andere Geschichte. Ich muss schauen, wie ich mich mental wieder auf das Qualifying einstellen kann. Ich glaube, niemand - auch nicht Frank - erwartet Wunder von mir. Wichtig ist, dass wir als Team daran arbeiten, eine gesunde Basis zu bilden, dass wir möglichst wenige Fehler machen und das Auto ins Ziel bringen."

Frage: "Nico Rosberg bezeichnet die neuen Reifen als Betonklötze. Welchen Eindruck hast du von den neuen Reifen?"
Wurz: "Sie haben sicherlich eine Spur weniger Grip als im Vorjahr, aber eigentlich ist das gehüpft wie gesprungen, denn die Reifen - als Betonklötze sehe ich sie nicht - sind für alle gleich. Das ist das Reglement, so müssen wir alle fahren. Grundsätzlich kein Problem."

Frage: "Wer sind für dich vorne die Favoriten?"
Wurz: "Ich denke, McLaren und Ferrari werden sich ein heißes Match liefern, wobei ich momentan glaube, dass Ferrari ein bisschen die Nase vorne hat. BMW und Renault sind ganz, ganz knapp dahinter. Zwischen diesen vier Teams wird es auch auf die Tagesform ankommen. Sonst kann im Augenblick keine in die Top-4-Teams hineinfahren. Das heißt, wenn die alle ins Ziel kommen, sind die ersten acht Plätze vergeben. Deshalb wird es eine extrem brutale Saison. Alle Fans von Williams, von Nico, von mir müssen sich vor Augen führen, dass wir in einer ganz schwierigen Situation sind."

Frage: "Deine Botschaft an die Fans in Österreich?"
Wurz: "Bitte beide Daumen drücken!"