• 09.03.2007 13:01

Deutsches Quartett im Jahr eins nach Schumacher

Im Jahr eins nach Michael Schumacher gehen dessen Bruder Ralf, Nick Heidfeld, Nico Rosberg und Adrian Sutil für Deutschland an den Start

(Motorsport-Total.com/sid) - Michael Schumacher ist 22.000 Kilometer von der Formel 1 weg - und seine Nachfolger drängeln sich ohne den Frührentner vor dem Saisonstart 2007 am 18. März in Melbourne schon kräftig um die besten Plätze. Fünf Monate nach dem Rücktritt des Rekordweltmeisters beginnt für die Königsklasse beim Großen Preis von Australien ein neues Zeitalter. Auch wenn "Schumi" als eine Art Luxusberater einer der teuersten Ferrari-Angestellten bleiben dürfte, tritt der 38-Jährige nicht mit seinem Team die Reise nach Down Under an.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld ist wahrscheinlich der viel versprechendste deutsche Starter

Für Schumacher heißt es plötzlich wie für jeden anderen deutschen Fan auch: Wecker stellen und Daumen drücken - in erster Linie Ferrari, bestimmt aber auch Bruder Ralf (Toyota) und den anderen drei deutschen Fahrern Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), Nico Rosberg (Williams-Toyota) und Neuling Adrian Sutil (Spyker-Ferrari).#w1#

Schumacher nicht bei allen Rennen anwesend

Schumacher, der seinen Sport mehr als 15 Jahre geprägt und in dieser Zeit alle bedeutenden Rekorde an sich gerissen hat, fehlt erstmals seit 1999 bei einem Grand Prix. Damals musste er wegen eines doppelten Beinbruchs nach einem schweren Unfall im englischen Silverstone für sechs Rennen pausieren. Nach Auskunft seiner Pressesprecherin gibt es derzeit noch keinen Plan, ob Schumacher in seiner neuen Funktion in diesem Jahr bei Rennen erscheinen wird.

Als großer Favorit wird der Spanier Fernando Alonso gehandelt, der nach zwei Titelgewinnen mit Renault den Hattrick im Visier hat. Das allerdings mit einem neuen Arbeitgeber: Der 25-Jährige soll das einstige Topteam McLaren-Mercedes in die Erfolgsspur zurückführen. 2006 gelang den Silberpfeilen nicht ein einziger Sieg, daher steht der deutsch-englische Rennstall vom Start weg mächtig unter Druck. Sollte auch mit Alonso nicht die Wende gelingen, dürfte das wohl ernste Konsequenzen haben, die nur schwer abzuschätzen sind.

"Natürlich muss der Titel unser Ziel sein", sagt Alonso, der sich nach eigenen Angaben im neuen Umfeld sofort wohl gefühlt hat. Die Motivation im Team sei enorm, jeder glaube fest an den Erfolg. Und auf die Frage nach seinen Titelfavoriten meint der mit neuer Kurzhaarfrisur auftretende Weltmeister mit einem breiten Grinsen: "Ich glaube, Ferrari wird Schumacher nicht vermissen, die bleiben gut."

Bei den Italienern tritt der Finne Kimi Räikkönen in jedem Fall ein schweres Erbe an, doch der "Iceman" ist nach den vielen Pannen im Silberpfeil heiß auf die neue Aufgabe: "Ich will den WM-Titel, und ich fühle: In diesem Auto kann ich es schaffen." Dabei hat der Ferrari-Pilot sogar einen kleinen Vorsprung gegenüber Alonso. Denn nach dem Rückzug von Michelin fährt die Formel 1 in diesem Jahr mit Einheitsreifen von Bridgestone. Und mit den Gummis der Japaner war Ferrari auch schon 2006 unterwegs.

Vom deutschen Fahrerquartett wird nun von Ralf Schumacher am meisten erwartet. Arbeitgeber Toyota startet ins sechste Jahr - und wartet noch immer auf den ersten Sieg. Dabei haben die Japaner mit rund 350 Millionen Euro erneut den größten Etat aller elf Teams. Doch für "Schumi II" hat der Mönchengladbacher Nick Heidfeld die besten Karten von den deutschen Startern: "BMW hat im vergangenen Jahr einen hervorragenden Job gemacht." Er selbst möchte in jedem Rennen in der Lage sein, um Podiumsplätze zu kämpfen, sagt Ralf Schumacher. Doch insgeheim träumt er davon, das erste Rennen für Toyota zu gewinnen: "Das ist mein Ziel, das ist wirklich sehr wichtig für mich."

Heidfeld visiert vierten Platz bei Konstrukteuren an

Für Heidfeld wäre Platz vier mit dem Team in der Endabrechnung ein Erfolg. Er selbst hofft, dass er seine bisher beste Position in der Formel 1 steigern kann. Das war der achte Platz für "Quick Nick", der mit seinem Vollbart gut in ein Ökomobil passen würde. Sein Fernziel sei nach wie vor der WM-Titel: "Wir sind auf dem Weg dahin. In dieser Saison Weltmeister zu werden, ist aber illusorisch." Letztes Jahr habe man mit dem Sprung von Platz acht auf Rang fünf mehr erreicht, als man sich erhofft hatte. Darauf könne das Team aufbauen.

Nico Rosberg, vor einem Jahr schon als Shooting-Star gefeiert, muss aufpassen, dass er mit dem Williams-Team nicht den Anschluss verliert. Entsprechend vorsichtig ist der Wiesbadener mit seinen Prognosen: "Mit dem Toyota-Motor allein werden wir den Rückstand nicht aufholen." Denn bei den Motoren sei durch das Reglement jeder fast auf einem ähnlichen Niveau. Rosberg: "Das heißt: Die Zeit muss woanders gefunden werden, nämlich am Auto." Er hoffe, dass er mit einem standfesten Williams konstant in die Punkte fahren kann: "Siebenter, Achter am Anfang - das wäre schon super."

Völlig befreit kann sich dagegen Adrian Sutil (Gräfelfing) ins Auto setzen, denn bei dem Hinterbänklerteam Spyker-Ferrari kann er eigentlich nur gewinnen. Es sei einfach wunderschön, in die erste Formel-1-Saison zu gehen. Davon habe er immer geträumt. Über seine Ziele sagt der 24-Jährige: "Ich muss meinen Teamkollegen schlagen." Das ist der Niederländer Christijan Albers. Auf die Frage, ob auch WM-Punkte realistisch sind, meint Sutil: "Ja, das ist das Ziel Ende des Jahres."