Wochen der Entscheidung für Jaguar brechen an
Bis zum 15. November muss Jaguar einen Käufer finden, sonst ist das Team Geschichte - Purnell weiterhin zuversichtlich
(Motorsport-Total.com) - Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Ford-Ausstiegs ließ bei Jaguar niemand den Kopf hängen, nach dem gestrigen Grand Prix von Brasilien war die Stimmung bei den "Raubkatzen" aber an einem ersten Tiefpunkt angelangt. Noch immer steht nicht fest, ob das Team aufgekauft wird, und obendrein schossen sich Klien und Webber gegenseitig aus dem Rennen um Punkte.

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Das war's! Der Jaguar-Traum vom Formel-1-Erfolg ist endgültig geplatzt...
Genau drei Wochen bleiben den Jaguar-Verantwortlichen noch, um irgendwo einen Käufer aus dem Hut zu zaubern, doch mehr als ermutigende Durchhalteparolen hört man im Moment nicht. 'Red Bull' bezeichnete eine Übernahme jüngst als "unwahrscheinlich", Hyundai will sich für einen Formel-1-Einstieg wohl etwas mehr Zeit lassen und Midland-Boss Alex Shnaider würde lieber ein eigenes Projekt aufziehen, obwohl er vor einigen Tagen unverbindlich eine Delegation zu Jaguar nach Milton Keynes geschickt hat.#w1#
Übernahme ist möglich, aber alles andere als sicher
Bei Jaguar ist man sich indes bewusst, dass die Zeit langsam davonläuft: "Diese Woche ist ehrlich gesagt ziemlich entscheidend", gab Teamchef Tony Purnell zu. "Es lief zwar bisher alles glatt, aber das Pendel kann in beide Seiten ausschlagen. Es ist nicht so, dass diese Woche schon eine Deadline ist, aber der 15. November rückt näher und alle wollen wissen, wo sie stehen. Ich bin ganz heiß darauf, es bald allen erzählen zu können."
Der 46-Jährige hofft auf "konkrete Nachrichten bis Ende der Woche", weil er vor dem Dilemma steht, dass er einem potenziellen Käufer einerseits ein intaktes Team präsentieren möchte, umgekehrt aber auch die Mitarbeiter verstehen kann, die langsam ernsthaft um ihre Zukunft fürchten müssen und dazu tendieren, sich bei anderen Teams zu bewerben. Je schneller ein Deal eingefädelt werden kann, desto besser für nächstes Jahr.
Während sich die Übernahmeverhandlungen um Jaguar überaus komplex gestalten, scheint es mit der Motorenschmiede Cosworth, die ebenfalls zum Ford-Konzern gehört, weniger Probleme zu geben, wie Purnell bestätigte: "Cosworth und Jaguar sind voneinander nicht abhängig. Zwar haben wir für Cosworth noch keinen Deal in der Tasche, aber dass Cosworth verkauft wird, steht fest, denn es gibt wahnsinnig viele Interessenten. Auch an Jaguar sind Interessenten dran, aber da ist der Ablauf viel komplizierter."
Cosworth ein attraktiveres Kaufobjekt als Jaguar
Der Hauptunterschied liegt darin, dass ein Käufer von Cosworth das laufende Tagesgeschäft theoretisch mehr oder weniger unverändert weiterlaufen lassen kann, wenn er das denn so will, während Ford für Jaguar Garantien verlangt, dass das Team zumindest drei Jahre lang unter gewissen finanziellen Voraussetzungen weitergeführt wird. Sollte das Team nämlich vor Ablauf des bestehenden Concorde Agreements aussteigen, wäre Ford als unterzeichnende Partei zu einer hohen Strafzahlung verpflichtet.
Unabhängig von den Geschehnissen hinter den Kulissen ließ Purnell gestern in Interlagos durchblicken, wie wehmütig er das Ende des Jaguar-Projekts betrachtet: "Es waren doch so wunderschöne Autos", sagte er, stets mit einem Auge auf die beiden Boliden in der Box schielend. "Das ganze Team hat trotz der schlechten Neuigkeiten von Ford unbeirrt weitergearbeitet und vollen Einsatz gezeigt. Wir können stolz auf uns sein."

