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"Wir sprechen mit Honda": So kommentiert Red Bull das Porsche-Aus

Der Porsche-Deal ist geplatzt, aber was sagt eigentlich Red Bull dazu? Jetzt sprechen Teamchef Christian Horner und Motorsportkonsulent Helmut Marko ...

(Motorsport-Total.com) - Am Freitagmorgen hat Porsche offiziell bestätigt, was in der Branche ohnehin kein Geheimnis mehr war: "Partnerschaft zwischen Porsche AG und Red Bull GmbH kommt nicht zustande", heißt es in der Überschrift der Presseaussendung. Jetzt haben sich auch die Red-Bull-Chefs Christian Horner und Helmut Marko erstmals öffentlich zu den Hintergründen des gescheiterten Deals geäußert.

Titel-Bild zur News: Porsche und Red Bull

Die Verhandlungen zwischen Porsche und Red Bull sind letztendlich gescheitert Zoom

Man sei "zu dem Einvernehmen gekommen, dass es für Red Bulls Engagement in der Formel 1 nicht das Richtige ist", sagt Horner im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' über Porsche als 50-Prozent-Partner. Genau diese 50 Prozent sind der springende Punkt: Red Bull möchte unabhängig bleiben - und Entscheidungen nicht mit einem Partner abstimmen müssen.

Horner: "Wir haben uns vor etwas mehr eineinhalb Jahren dazu bekannt, Antriebshersteller zu werden. Wir haben massiv in die Fabrik und Personal investiert, und der erste Red-Bull-Motor wurde vor einem Monat erstmals angeworfen. Das ist ein enorm aufregendes nächstes Kapitel für Red Bull, und der Plan war nie davon abhängig, dass ein externer Partner oder ein Automobilhersteller einsteigt."

Dazu muss man wissen: Porsche hatte vor, 50 Prozent sowohl des Chassis- als auch des Motorenteams zu übernehmen und somit gleichberechtigter Partner zu werden. Dafür war geplant, eine gemeinsame Dachgesellschaft zu gründen, in der alle großen Entscheidungen getroffen werden. "Auf Augenhöhe", wie die offizielle Sprachregelung zu Beginn der Verhandlungen lautete.

Das wurde in einem sogenannten "Termsheet", einer Art Vorvertrag, auch zu Papier gebracht. Porsche hätte dafür aber keine eigene Formel-1-Infrastruktur aufbauen müssen, sondern wäre mit Geld und Know-how beim Technologiecampus von Red Bull in Milton Keynes eingestiegen. Das Porsche-Investment wird auf insgesamt 1,5 Milliarden Euro für zehn Jahre geschätzt.

Geld, das Red Bull gut hätte brauchen können, würde man meinen. Horner schränkt aber ein: "Nur, wenn es zu unserer DNA und zu unserer langfristigen Strategie gepasst hätte. Es war nie eine finanzielle Diskussion. Porsche ist eine tolle Marke. Aber die DNA ist eine ganz andere. Während der Gespräche wurde klar, dass wir strategisch nicht zusammenpassen."

Horner: Hersteller muss sich in Red-Bull-Gefüge eingliedern

Gleichzeitig realisierte man bei Red Bull, dass man auch ohne großen Hersteller lebensfähig ist: "Red Bull hat demonstriert, was es in der Formel 1 zu leisten imstande ist. Als unabhängiges Team und jetzt auch Motorenhersteller freuen wir uns darauf, gegen die Automobilhersteller mit unserem eigenen Antriebsstrang und unserem eigenen Chassis anzutreten", sagt Horner.

"Wir sind voll auf die Red-Bull-Powerunit fokussiert", stellt er klar und macht die Tür auf für andere Hersteller, die potenziell an einem Formel-1-Einstieg interessiert sein könnten: "Sollte es einen gleichgesinnten Partner geben, der etwas zu diesem Projekt beitragen kann, dann würden wir das natürlich in Betracht ziehen. Aber das ist keine Grundvoraussetzung."

Marko: Verhandelt er jetzt mit Honda?

Ein solcher Partner könnte Honda sein. Helmut Marko hat erst vor einigen Monaten ausverhandelt, dass Honda bis Ende 2025 Red Bulls Formel-1-Motoren baut. Inzwischen haben die Japaner Lunte gerochen und gemerkt, dass man den Ausstieg aus der boomenden Formel 1 vielleicht zu früh beschlossen hat. Werkscomeback zur Saison 2026 nicht ausgeschlossen.

Einziges Hindernis: Honda entwickelt seine Formel-1-Antriebe derzeit im japanischen Sakura. Ob man dazu bereit wäre, diesen Standort aufzugeben und nach Milton Keynes zu Red Bull Powertrains zu übersiedeln, ist unklar. Theoretisch könnte Sakura auch komplexe Themen wie die Batteriezellenentwicklung übernehmen und so Milton Keynes zuarbeiten.

Helmut Marko bestätigt im Interview mit 'Ö3': "Wir sprechen mit Honda. Wir brauchen aktuell niemanden. Aber wenn es sich ergibt, dass Synergien und Vorteile kommen, dann sind wir offen." Und er verrät: "Erstaunlicherweise haben wir einige Anfragen bekommen, nachdem die Porsche-Absage jetzt offiziell geworden ist."

Warum Red Bull keine Sorgen hat

Aus seiner Sicht habe sich "im Laufe der Gespräche herausgestellt, dass diese Kooperation für das Gesamtprojekt keinen Vorteil gebracht hätte, für die eine wie auch für die andere Seite". Und: "Die Effizienz von Red Bull Racing war im Vordergrund. Dass das Team so erfolgreich, wie es in den letzten zehn Jahren oder zwölf Jahren gelaufen ist, dass das weiterhin Bestand hat."

"Wir sind gut aufgestellt. Wir haben den schnellsten Fahrer bis 2028. Wir haben Adrian Newey, den besten Designer. Und wir haben eine Motorenfabrik, die innerhalb von 55 Wochen voll in Betrieb gegangen ist. Der erste Motor ist bereits gelaufen. Das heißt, wir sind völlig autark", sagt Marko, betont aber genau wie Horner, man sei "für Kooperationen offen".


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Dass Red Bull die Idee vom eigenen Antriebsstrang nochmal aufgibt, erscheint ausgeschlossen, wenn man Horner zuhört: "Wir werden neben Ferrari das einzige Team sein, das Motor und Chassis unter einem Dach im selben Campus entwickelt. Wir glauben, dass das für die langfristige Konkurrenzfähigkeit des Teams absolut der richtige Weg ist."

RB17: Hypercar mit eigenem Red-Bull-Motor?

Red Bull Powertrains passt auch deshalb so gut ins Zukunftskonzept von Red Bull, weil dort zum Beispiel der Antriebsstrang für den RB17 entwickelt werden könnte. Der RB17 ist ein Hypercar mit mehr als 1.100 PS, das 2025 in Produktion gehen soll. 50 Stück von dem Spaßvehikel sind geplant. Ein Start auch bei den 24 Stunden von Le Mans wäre zumindest theoretisch denkbar.

Horner bestätigt, dass durch Red Bull Powertrains "natürlich auch andere Möglichkeiten entstehen", und nennt in diesem Zusammenhang explizit den RB17: "Zum Beispiel könnten wir für den RB17 möglicherweise unseren eigenen Antriebsstrang entwickeln. Es ergibt für uns strategisch einfach sehr viel Sinn, alles unter dem Dach eines Campus zu entwickeln", sagt er.

Für Marko wäre eine erneute Zusammenarbeit mit Porsche auch eine emotionale Angelegenheit gewesen. 1971 triumphierte er auf Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans. Ob er deswegen jetzt traurig sei? "Nein. Es hat am Anfang sehr gut ausgeschaut. Aber wenn man draufkommt, dass der Erfolg so nicht gegeben ist, dann muss man ganz realistisch sagen: Okay, das war richtig so."