Winkelhock: "Es muss einfach alles passen"
Der MF1 Racing-Testfahrer im Gespräch mit 'F1Total.com' über seinen Wechsel in die Formel 1, Reglementänderungen und das "Sprungbrett DTM"
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Markus, du bist jetzt Testfahrer bei Midland und früher auch DTM gefahren. Wie groß war für dich die Umstellung auf den Monoposto-Sport?"
Markus Winkelhock: "Die Umstellung ging eigentlich relativ leicht. Ich bin ja ein Jahr lang DTM gefahren und dann habe ich in Paul Ricard mit der Renault World Series, wo ich letztes Jahr gefahren bin, getestet. Ich bin zwei, drei Stunden mit dem Auto gefahren und habe mich wieder richtig wohl gefühlt. Das war gar kein Problem."

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Winkelhock will sich als Testfahrer in der Formel 1 einen guten Ruf erarbeiten
Frage: "Die DTM ist recht bekannt dafür, dass sie zuschauerfreundlich gestaltet ist. Wie ist für dich die Atmosphäre in der Formel 1?"
Winkelhock: "Die DTM ist was das Fahrerlager angeht auf jeden Fall zuschauerfreundlicher. Bei der Formel 1 kommt nicht jeder Fan ins Fahrerlager. Ich glaube das System, dass man hier hat, würde bei der Formel 1 nicht funktionieren. Da würde sich jeder tot trampeln. Deswegen glaube ich, dass das System, das die Formel 1 hat, für die Formel 1 okay ist. Die DTM ist familienfreundlicher und das ist für die DTM in Ordnung."#w1#
Frage: "Denkst du, die DTM bereitet einen Fahrer gut auf die Formel 1 vor?"
Winkelhock: "Ich denke, die DTM ist ein gutes Sprungbrett für die Formel 1. Früher hieß es immer aus der DTM kommt man nicht mehr zurück in die Formel-Autos, aber mittlerweile ist das anders. Ich bin jetzt wieder im Formel-Auto, Christijan Albers ebenso. Gary Paffett hat die DTM gewonnen und ist jetzt Testfahrer bei McLaren-Mercedes. Es geht schon dahin, dass die DTM eine Aufsteigerserie ist."
Frage: "Jetzt waren wir gerade beim Thema Nachwuchsfahrer. Wie bewertest du die Leistungen der Neuzugänge wie zum Beispiel Liuzzi oder Speed?"
Winkelhock: "Eigentlich ganz gut. Liuzzi hat in Melbourne bis zu seinem Abflug ein gutes Rennen gehabt. Speed war auch gut dabei. Also ich kann es eben selbst beurteilen und muss sagen, dass es am Anfang nicht leicht ist, wenn man in die Formel 1 kommt, weil dort die besten Fahrer der Welt fahren. Wenn man sich in der Formel 1 etablieren will, muss schon alles passen."
Frage: "Ist das für einen jungen Fahrer besonders schwierig?"
Winkelhock: "Auf die jungen Fahrer lastet natürlich Druck. Sie müssen eine gute Leistung zeigen. Deswegen ist es, was die Kopfsache betrifft, nicht leicht, zu 100 Prozent da zu sein. Aber ich denke mal, die machen schon einen guten Job."
Frage: "Es sind drei Rennen der Formel-1-Weltmeisterschaft vorbei. Gab es für dich positive oder negative Überraschungen von bestimmten Teams?"
Winkelhock: "Eine Überraschung war für mich, dass Williams mit Nico Rosberg am Anfang so stark dabei war. Ansonsten war ich mir ziemlich sicher, dass auch McLaren und Renault wieder ganz vorne mitfahren. Es wird dieses Jahr auf jeden Fall spannend und durch die neuen Motoren hat sich einiges gedreht. Ich denke vor der Saison hat niemand so richtig gewusst, wo er steht. Das war schon eine gute Regeländerung, mit der sie ein bisschen Spannung reingebracht haben."
Frage: "Wo wir schon bei dem Thema Motoren sind, es gibt Vorschläge, die Entwicklung der Motoren anzuhalten. Was hältst du von dieser Idee?"
Winkelhock: "Das hängt davon ab, in welchem Bereich sie das machen wollen. Die Entwicklung geht natürlich immer weiter. Das Problem ist, dass einfach alles sehr viel Geld kostet und aus der Sicht von meinem Team, die finanziell natürlich nicht so stark sind wie zum Beispiel Toyota oder Ferrari, sind solche Sachen natürlich Vorteile."
Frage: "Wie stehst du dann dem Vorschlag gegenüber, die Kosten in der Formel 1 allgemein zu senken?"
Winkelhock: "Das ist sehr schwierig zu sagen. Ich denke aus unserer Sicht wäre es natürlich eine Änderung, die uns auf jeden Fall liegen würde. Wie die anderen Teams darüber denken, weiß ich nicht. Wahrscheinlich gerade andersherum. Aus unserer Sicht wäre es gut."
Frage: "Wie beurteilst du die vorgeschlagene Ausweitung des Formel-1-Kalenders auf 20 Rennen aus der Sicht des Fahrers?"
Winkelhock: "Ich habe noch keine komplette Formel-1-Saison mitgemacht, deswegen kann ich es mir nur vorstellen. Aber ich glaube, dass das ganze Reisen irgendwann an den Fahrern, Mechanikern wie auch am ganzen Team nagt. Ich weiß nicht, ob 20 Rennen vielleicht doch ein bisschen viel sind. Aber ich kann es nicht genau sagen, ich weiß nicht, wie anstrengend die komplette Saison ist, weil ich es noch nicht mitgemacht habe."
Frage: "Es wird auch über die Einführung von Hybrid-Motoren für die Formel 1 diskutiert. Kannst du dazu etwas sagen?"
Winkelhock: "Ich bin davon nicht so überzeugt. Man sollte alles so lassen, wie es ist. Die Motoren sind schon okay. Man hat mit dem V8-Motor einen kleinen Schritt zurückgemacht, was die Leistung betrifft. Ich halte eigentlich nichts davon."
Frage: "Was denkst du zum Thema Einheits-Reifenhersteller?"
Winkelhock: "Das ist schwierig zu sagen. Für die Chancengleichheit ist es wahrscheinlich gut, aber da gibt es wahrscheinlich eine geteilte Meinung. Ich denke es ist spannend, durch das, dass es zwei verschiedene Reifensätze gibt. Man weiß nie, wer mit welchem Satz Reifen wie lange draußen bleibt. Da ist eine gewisse Spannung drin."
Frage: "Gibt es etwas, was dir an der Formel 1 besonders oder weniger gut gefällt?"
Winkelhock: "Ich habe bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich bin noch nicht lange dabei. Es gibt keine Sachen, die meiner Meinung nach geändert werden müssten. Dazu fehlt mir auch die Erfahrung."

