Wilson: "Muss noch viel lernen"
Dass er auf Anhieb im Jaguar schnell ist, hat Wilson bereits bewiesen, doch der Engländer bleibt auf dem Boden
(Motorsport-Total.com/sid) - Es war fast Mitternacht, als Justin Wilson durch die Dunkelheit der Jaguar-Fabrik im englischen Milton Keynes schlich. In einem erleuchteten Raum wurde das Supertalent der Formel 1 von einigen Mechaniker erwartet.

© Jaguar Racing
Ist laut seinem Manager ein Naturtalent wie "Schumi": Justin Wilson
Wilson musste sich in das enge Cockpit der "grünen Raubkatze" zwängen - und fand trotz seiner "Leuchtturm-Größe" von 1,92 Meter genügend Platz. Erst nach der erfolgreichen Sitzprobe begannen die Verhandlungen über seinen Wechsel von Minardi zu Jaguar, der wenige Tage später offiziell verkündet wurde.
Wilson-Aktie steigt durch Wechsel zu Jaguar im Wert
Wer in der Formel 1 Fuß fassen will, muss verdammt schnell fahren und ausgefallene Ideen haben. Der sympathische Schlaks bringt beides mit. "Das war alles schon ein bisschen komisch. Mein Manager hat angerufen, und ich habe keine Fragen gestellt. In der Fabrik war ich froh, dass ich in den Jaguar gepasst habe. Schließlich war das vor zwölf Monaten bei Minardi nicht so", erklärte Wilson einen Tag nach seinem 25. Geburtstag beim Großen Preises von Deutschland in Hockenheim.
Um zu Jahresbeginn ein Minardi-Cockpit zu ergattern, legte sein Manager Jonathan Palmer eine "Wilson-Aktie" für 500 britische Pfund das Stück auf. Weil viele Käufer Gefallen daran fanden, kamen die benötigten zwei Millionen Euro locker zusammen.
Manager: Wilson ein Naturtalent
Das Geld ebnete dem Formel-3000-Champion von 2001 neben starken Leistungen bei Minardi den Weg zu Jaguar. Für sein Engagement in den verbleibenden fünf Rennen erhält Wilson keinen Cent vom Rennstall, er bekommt aus den Aktien-Einnahmen lediglich knapp 100.000 Euro als Jahresgehalt. Wenn er später richtig Geld verdienen sollte, gehen zehn Prozent der Jahresgage an die Investoren.
Legt man das Jahresgehalt von Weltmeister Michael Schumacher in Höhe von 38 Millionen Euro als Maßstab an, könnte das durchaus ein gutes Geschäft werden. Manager Palmer, von 1983 bis 1989 selbst Formel-1-Fahrer und einmal Vierter, ist von seinem Schützling überzeugt: "Er ist viel besser als ich, ein Naturtalent. Er kann
mal so gut wie Michael werden."
Parallelen zwischen M.Schumacher und Wilson
Parallelen gibt es durchaus - auch der fünfmalige Weltmeister schaffte 1991 nur dank einer Mitgift von angeblich 700.000 Mark den Sprung in die Königsklasse. Dort überzeugte er die Experten beim ersten Rennen in Spa.
Genau wie Wilson, der sich zu Beginn dieses Jahres durch spektakuläre Überholmanöver im unterlegenen Minardi sofort einen Namen machte. Im ersten Zeittraining im Jaguar war der Engländer am Freitag in Hockenheim auf Anhieb schneller als Michael Schumacher im Ferrari.
Wilson: "Will ich auch nächstes Jahr in der Formel 1 fahren"
"Unglaublich, dass ich Michael geschlagen haben. Aber ich muss noch viel lernen", sagte Wilson: "Schließlich will ich auch nächstes Jahr in der Formel 1 fahren."
Jaguar will den Vertrag erst für 2004 verlängern, wenn das Team endgültig von den Qualitäten des Fahrers überzeugt ist. Schon jetzt hat es Justin Wilson allen Kritikern wie dem dreimaligen Weltmeister Jackie Stewart bewiesen. Der Mann passt nicht nur ins Cockpit, er ist auch verdammt schnell.

