• 02.08.2003 13:10

  • von Marcus Kollmann

McNish: Hitze für den R23B kein großes Problem

Nicht nur die Fahrer sind von hohen Temperaturen betroffen, sondern auch die Effizienz der Boliden ? Renaults Testfahrer erklärt warum

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring könnte der Formel 1 das bisher heißeste Rennen in diesem Jahr bescheren, denn für den Rennsonntag werden bereits jetzt Temperaturen von 36 Grad Celsius vorhergesagt. Die Michelin-Ingenieure erwarten sogar, dass sich der Asphalt auf bis zu 45 Grad Celsius erwärmen wird.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

McNish bescheinigt dem R23B hervorragende Eigenschaften

Während den französischen Pneus die enorme Hitze keine Problem zu bereiten scheint, müssen die Teams jedoch einige Dinge beachten, um eine unter diesen Bedingungen möglichst optimale Konkurrenzfähigkeit zu garantieren. Auf Grund des diesjährigen Reglements sind jedoch keine großen Arbeiten an den Autos nach dem Einzelzeitfahren am Samstag und vor dem Rennen am Sonntag erlaubt, was die ganze Angelegenheit für die Teams noch schwieriger gestaltet.

Reifen, Abtrieb und Motorenleistung leiden unter der Hitze

"Die Reifen sind der erste Bereich der durch die ansteigenden Temperaturen betroffen sind", erklärt RenaultF1-Testfahrer Allan McNish. "Die niedrigere Luftdichte bedeutet weniger Abtrieb und verringert auch die Leistung des Motors, aber diese zwei Bereiche werden nicht so stark beeinflusst ".

Die Aufgabe der Michelin-Ingenieure ist es, mehrere Tage im Voraus vorherzusagen welche Streckenbedingungen auf jedem Kurs zu erwarten sind. "Der Konkurrenzkampf zwischen den zwei Herstellern bedeutet, dass ihre Produkte immer spezieller werden", fährt McNish fort.

Optimales Betriebsfenster für die Reifen wird immer enger

"Die Reifen sind für eine besondere Rennstrecke und für einen besonderen Temperaturbereich und für einzelne Autos entwickelt. Die Erfahrung der Hersteller und Sachkenntnis bestimmt, wie gut angepasst ihre Produkte sind. Das Ergebnis ist, dass das optimale Betriebsfenster für die Reifen immer enger wird. Das bedeutet, dass es sehr leicht ist Dinge falsch zu machen. Jedoch ist Michelin seit Saisonbeginn zu 100 Prozent am Ball", bescheinigt der Schotte dem Reifenpartner von Renault hervorragende Arbeit.

Die Auswirkungen höherer Temperatur betreffen aber auch die Formel-1-Autos. "Selbst wenn man die Autos zwischen zehn Uhr am Morgen und zwei Uhr am Nachmittag nicht verändert, kann die Balance völlig anders sein", erklärt der Schotte.

Ständige Anpassung des Autos an die Streckenbedingungen ein Muss

"Man hört ja oft wie sich Fahrer darüber beklagen, dass sich das Auto von der einen zur anderen Session anders verhalten hat. Der Grund dafür ist, dass kleine Änderungen große Folgen haben können. Deshalb muss man das Auto auch kontinuierlich den Streckenbedingungen anpassen."

Ein Grund, warum zum Beispiel bestimmte Teams bei Testfahrten einen schnellen Eindruck hinterlassen, wenn es aber darauf ankommt diese Erwartungen nicht erfüllen können, liegt ebenfalls in den Temperaturen, erläutert McNish weiter.

Trockene Hitze in Europa bereitet kaum Probleme ? Ausnahme Budapest

Nicht aber nur die Reifen und das Auto sind von der Hitze betroffen, sondern vor allem auch die Piloten. "In Europa hat man normalerweise eine sehr trockene Hitze, welche kaum Probleme bereitet. Die einzige Ausnahme stellt Budapest dar, wo es sehr heiß und sehr feucht ist und die Strecke keine Geraden zum Relaxen bietet. Es ist aber immer sehr anstrengend", verdeutlicht der Testfahrer, dass seine Rennfahrerkollegen bei Hitze Schwerstarbeit zu verrichten haben.

Dabei gibt es jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Piloten, die alle unterschiedlich mit den heißen Bedingungen zu Recht kommen. Im Vorteil sind dabei diejenigen die von Natur aus wenig schwitzen und deren Autos über eine gute Kühlung verfügen.

Exzellente Aerodynamik für Renault in Sachen Fahrzeugkühlung ein Vorteil

Im letzteren Bereich sieht McNish den Renault R23B als großen Vorteil für die Stammfahrer Jarno Trulli und Fernando Alonso an, denn das Auto ist nicht nur bei heißen Bedingungen konkurrenzfähig, sondern auch Hitzeprobleme die der Zuverlässigkeit zusetzen könnten gibt es nicht.

"Das Auto geht sehr gut mit den Reifen um, was wirklich ein Vorteil bei heißen Bedingungen ist. Darüber hinaus hat die exzellente Aerodynamik den Vorteil, dass wir bei der Optimierung der Kühlung kaum an Leistung verlieren. Der Verlust an aerodynamischer Effizienz beträgt ungefähr 1 Prozent, was außergewöhnlich ist", erklärt McNish, der einen weiteren Beweis für die Vorteile des R23B an diesem Wochenende auf dem Hockenheimring erwartet.