Willis: Testabkommen "ein Nachteil" für BAR-Honda
BAR-Hondas Technischer Direktor über die Regeländerungen 2005, die Testbeschränkungen und Zukunftspläne der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was habt ihr heute und in Australien über die neuen Regeln bereits gelernt?"
Geoffrey Willis: "Es ist noch zu früh, um zu sagen, wer stark und wer schwach ist. Was den Einsatz des Autos angeht, so haben wir schon im vergangenen Jahr gezeigt, dass wir gut auf Änderungen reagieren können. Das Schwierige ist derzeit, dass wir nur wenig fahren. Aber da werden wir im Laufe der Saison noch Zuversicht gewinnen, noch ist es in der ersten Session ja sehr ruhig. Es wird wie im vergangenen Jahr sein."

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Geoffrey Willis: "Zu den Autos von vor 30 Jahren kommt man ohnehin nicht zurück"
Frage: "Was habt ihr gemacht, um mit den extremen Bedingungen hier zurechtzukommen, und ist Malaysia der ultimative Test für das ganze Jahr?"
Willis: "Vom Kühlsystem her gibt es hier keine besonders große Herausforderung. Es sind zwar extreme Temperaturen, aber wir alle sind darin erfahren. Es ist recht einfach, die Kühlung des Motors und der Elektronik hinzubekommen. Wir haben beim letzten Test noch einige Veränderungen für dieses Rennen getätigt. Das Hauptproblem wird der Reifenverschleiß im Rennen werden, darüber müssen wir sorgfältig nachdenken. Aber ich denke, dass beide Reifenfirmen recht konservativ sind, daher erwarte ich keine großen Überraschungen."#w1#
Frage: "Was war die Motivation dahinter, Jenson Button und Takuma Sato in Melbourne aus dem Rennen zu nehmen, damit sie für dieses Rennen hier neue Motoren bekommen?"
Willis: "Die Formel 1 ist ein Wettbewerb und es war eine Möglichkeit für uns, alle haben das so verstanden. Ich bin auch überrascht, dass niemand sonst so entschieden hat. Ich weiß, dass einige darüber nachgedacht haben, es dann aber nicht durchzogen. Die Regeln ließen dies eben zu, nun ist diese Tür zu, also wird es nicht wieder passieren."
Auch Willis für ein Zwei-Tage-Rennwochenende
Frage: "Ihr dürft kein drittes Auto einsetzen. Worin besteht dabei die Auswirkung auf das Ergebnis und erschwert das eure Arbeit?"
Willis: "Was die Ergebnisse angeht, so ist es noch zu früh. Wir haben aber sicher einen Vorteil verloren, den wir im vergangenen Jahr noch hatten. Ein dritter Fahrer, gerade ein erfahrener Mann wie Anthony Davidson, wäre schon sehr nützlich. Er könnte bei der Reifenwahl helfen, und mehr Reifensätze hätte man dann auch. Da wir haben im vergangenen Jahr so gut waren, fiel dies eben weg. Wir müssen, ebenso wie die anderen Top-Teams, damit zurechtkommen."
Frage: "Worin besteht für euch der Sinn des Freitags und was sollte daran in Zukunft geändert werden?"
Willis: "Für die Teams ohne drittes Auto passiert da wenig. Wir machen das Minimum, um uns zwischen beiden Reifentypen zu entscheiden. Den Freitag brauchen wir für das Setup eigentlich nicht mehr. Es wäre wirklich an der Zeit, das Format der Rennwochenenden zu ändern."
Frage: "Du hast lange mit Jacques Villeneuve gearbeitet. Kannst du deine Erfahrung diesbezüglich mit uns teilen und erklären, ob du von seiner Pace im Sauber überrascht bist?"
Willis: "Das ist schwer zu beantworten. Ich habe den Eindruck, dass Jacques mit seiner momentanen Situation nicht recht glücklich ist. Ich bin sicher, dass er mit dem Rennen in Melbourne nicht zufrieden war. Aber ich stehe außerhalb des (Sauber-)Teams, ich kenne also die Probleme nicht. Er ist ein Fahrer, der hart arbeitet, und er hat sehr viel Erfahrung. Aber die Autos haben sich, seit er für uns vor zwei Jahren gefahren ist, stark verändert. Er sehr sensibel, was das Verhalten des Autos und des Motors angeht, und er gibt darüber genau Auskunft. Ich denke, dass er mit seinen Ingenieuren momentan in einem regen Austausch steht. Er ist ein Wettbewerbsmensch, ich bin sicher, dass er versuchen wird, zurückzukommen."
BAR-Honda würde gerne mehr testen
Frage: "Von der FIA gab es unlängst einige Vorschläge für eine künftige Formel 1. Eine Reduzierung des Abtriebs um 90 Prozent und die Rückkehr von breiten Hinterreifen waren auch darunter. Hältst du es für möglich, damit die Autos von vor 30 Jahren wieder aufleben zu lassen, oder findet ihr die 90 Prozent verlorenen Abtrieb in zehn Minuten wieder?"
Willis: "Es gibt hier mehrere Punkte. Es ist sehr einfach, zu sagen: 'Wir machen eine Regeländerung, die Überholmanöver einfacher macht.' Wir sehen in diesem Jahr, dass es schwerer ist, einem Auto zu folgen. Auch das Überholen ist schwerer, dabei haben wir nur recht wenig Abtrieb verloren. Wenn wir uns also ein Ziel setzen wollen, dann müssen wir das sorgsam machen und auch realistische Aerodynamikstudien anstellen, damit wir wissen, was passiert, wenn wir die Balance zwischen aerodynamischem und mechanischem Grip ändern. Wir müssen auch sicherstellen, dass die Formel 1 die Königsklasse bleibt. Wenn wir den Abtrieb auf verbleibende zehn Prozent herunterschrauben, dann wird das schwer zu halten sein. Ich denke, die Autos müssen enger miteinander kämpfen, Überholmanöver sind da zweitrangig. Viele Rennen vor 15 oder 20 Jahren, die wir als gut in Erinnerung haben, hatten auch wenig Überholmanöver. Zu den Autos von vor 30 Jahren kommt man ohnehin nicht zurück, denn das ist heute alles anders. Sie sind zuverlässiger, 99 Prozent des Rennens kann man alles aus ihnen herausholen."
Frage: "Im Vorfeld dieser Saison gab es Diskussionen um die Testbeschränkung, an der Ferrari nicht teilnimmt. Wie groß ist der Vorteil, den Ferrari daraus schöpft?"
Willis: "Für BAR-Honda ist es Nachteil, diesem Abkommen zugestimmt zu haben, aber wir haben es dennoch getan, weil wir denken, dass es positiv ist, den Umfang der Tests zu kontrollieren, zumal diese einen großen Teil unserer Ausgaben ausmachen. Wir haben dennoch das Gefühl, dass wir mehr Testfahrten bräuchten, als wir vereinbart haben. Es ist aber ein gutes Zeichen, dass zumindest neun Teams sich einigen konnten. In dieser Saison wird es viele Entwicklungen geben, zum Ende hin könnten uns also fast die Testtage ausgehen. Aber ich denke, dem haben wir alle zugestimmt und alle werden sich auch weiterhin daran halten."
Frage: "Was denkst du über Red Bull Racing?"
Willis: "Man hat den Eindruck, als sei es ein wiedererwecktes Team. Es ist schön, ein Team in der Formel 1 zu haben, das so zuversichtlich ist."
Frage: "Inwiefern hat sich eure Arbeit am Sonntag durch das zusätzliche Qualifying verändert?"
Willis: "Ich denke, dass wir alle in den vergangenen Jahren gelernt haben, flexibel zu sein. Wir können uns schnell an neue Abläufe anpassen."

