• 18.03.2005 12:35

  • von Marco Helgert

Ferraris Testpraxis: Der Unmut wächst

Mit direkten und klaren Worten wird Ferrari von den anderen neun Formel-1-Teams bezüglich ihrer Testaktivitäten kritisiert

(Motorsport-Total.com) - Als Ferraris Technikchef Ross Brawn ankündigte, dass in der Woche vor dem Saisonauftakt die Entwicklungs- und Testarbeit am neuen Ferrari F2005 beginnen würde, regte sich bereits Unverständnis und Kritik. In den vergangenen Jahren war man es gewohnt, dass in einer Woche vor einem Rennen nur ein Funktionstest absolviert werden darf. Doch das "Suzuka Agreement", welches dies zwischen den Teams regelte, gilt nicht mehr.

Titel-Bild zur News: Luca Badoer

Ferraris Testfahrten in den Wochen vor den Rennen stößt auf vehemente Kritik

Neun Teams verständigten sich auf ein neues Abkommen, in dieses willigte Ferrari nie ein. Somit sind sie auch von der Verpflichtung befreit, in der Woche vor einem Rennen nicht zu testen. Dies rief nun wieder die anderen neun Teams auf den Plan. In einem Statement forderten sie Ferrari auf, im Sinne des Sports die Testfahrten einzuschränken. Dass Luca Badoer noch am Donnerstag in Mugello fuhr, führten sie zudem als konkretes Beispiel an.#w1#

Die neun Teams wollen ihre "Enttäuschung durch die Testaktivitäten von Ferrari" zum Ausdruck bringen. "Ferrari weigerte sich, ein Testabkommen für 2005 zu schließen, wenn man ihnen nicht mehr zugestehen wollte als den direkten Konkurrenten", heißt es in der Mitteilung, die von Minardi herausgegeben wurde. "Es ist keine Überraschung, dass die anderen Teams es ablehnten, Ferrari diese Unterstützung zu geben."

Ferrari hat "einen Vorteil gegenüber allen anderen Teams"

"Mit Bedauern haben die neun Teams nun feststellen müssen, dass Ferrari nicht nur außerhalb des Testabkommens für 2005 testet und weitere Tests plant, sondern auch über die Grenzen des vorherigen 'Suzuka Agreements' hinaus aktiv ist", heißt es weiter. "Ferraris Vorgehen könnte nicht nur die Formel 1 destabilisieren und die Kosten nach oben treiben, sondern Ferrari auch einen Vorteil gegenüber allen anderen Teams geben."

"Ein solches Vorgehen von Ferraris Seite kann die Kosten in der Formel 1 nur nach oben treiben und das Prinzip eines ausgeglichenen Feldes untergraben. Die neun Teams rufen Ferrari daher auf, ihre Position jetzt zu überdenken und in einer verantwortungsvollen Art und Weise zu handeln, um die wichtigen Kostensenkungsmaßnahmen zu unterstützen."

Martin Whitmarsh, Geschäftsführer bei McLaren, bestätigte unterdessen, dass das Vorgehen von heute schon länger geplant war. "Vor einer Woche haben das die neun Teams besprochen", erklärte er gegenüber 'crash.net'. "Zu diesem Zeitpunkt gab es die Ansicht, dass wir es wieder versuchen sollten, eine offizielle Anfrage an Ferrari zu richten, um zu sehen, ob dies im Sinne des Sports etwas bewirkt."

Testabkommen steht auf der Kippe

"Im Moment bekommt Ferrari einen Vorteil, weil sie die Einführung ihres neuen Autos auf eine Art beschleunigen können, wie kein anderes Team es kann", erklärte er weiter. Sollte Ferrari nicht einlenken, so stünde das gesamte Testabkommen auf der Kippe. "Das wird Druck auf alle anderen großen Teams ausüben, die dann sagen könnten: 'Okay, wir machen mit.' Dann bricht es zusammen. Der größte Budgetposten bei uns allen ist aber das Testen."

Ferrari wiederum sah sich von vornherein im Nachteil, da das Testabkommen die Michelin-Teams bevorzuge. "Wir wollten eine Lösung finden und nicht mit unseren Partnerteams klar besiegt werden", zitiert 'Reuters' Ross Brawn, den Technischen Direktor Ferraris. "Wir haben versucht, einige Kompromisse anzubieten, aber sie waren für die anderen Teams nicht akzeptabel. Ihre Kompromisse waren es für uns aber auch nicht - es ist eine bedauerliche Situation."