• 18.03.2005 15:56

Gascoyne: "Wir sind hier alle am Limit"

Der Technische Direktor von Toyota über die neuen Regeln, Malaysias extreme Hitze und Ferraris Alleingang beim Testverbot

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Zunächst einmal, was hast du am heutigen Tag und in Australien über die neuen Regeln gelernt?"
Gascoyne: "Wir müssen erst einmal abwarten und schauen, wie sich alles auswirken wird. Wie schon alle gesagt haben, herrschten in Melbourne keine normalen Bedingungen und es ist schwierig, die ganze Arbeit bei den Wintertests zu erledigen, wenn die Asphalttemperaturen fünf Grad betragen und dann zu versuchen für die Situation zu planen, wenn diese 40 oder 50 Grad betragen. Aber das war zu Beginn des Jahres nicht zu vermeiden. Was die Startaufstellung angeht, so scheint es so zu sein, als würde es enger zugehen und das kann für die Formel 1 nur gut sein. Wie sich die Regeln auswirken, das bleibt abzuwarten."

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne erwartet in Bezug auf die Hitze keine Probleme

Frage: "Was habt ihr unternommen, um mit den extremen Bedingungen zurechtzukommen und wird dies hier der ultimative Test für den Rest des Jahres werden?"
Gascoyne: "Mit Sicherheit, in Bezug auf die Reifen, die Kühlung und die Hitze ist alles am Limit. Mit der Kühlung sind wir am Limit, aber das ist auch logisch, denn dies ist der heißeste Ort des Jahres. Wir erledigen unsere Hausaufgaben im Windkanal und anhand von Simulationen. Wir verfügen nun über eine große Erfahrung und wir tendieren nicht dazu, es zu vermasseln. Aber man muss aufpassen, denn ist natürlich sehr heiß."#w1#

Frage: "Toyota hat ein Statement in Bezug auf die Interpretation der Motorenregeln im Verlauf des Wochenendes herausgegeben. Wie interpretierst du diese?"
Gascoyne: "In meinen Augen gibt es zwei Dinge, die sehr enttäuschend sind, da sie vorgefallen sind. Erstens, und das haben wir meiner Meinung nach auch kommen sehen, haben wir die FIA um Klarstellung gebeten und sie haben sich dazu entschieden, nicht zu handeln und nun haben sie gehandelt, was sie meiner Meinung nach aber genauso gut hätten tun können, bevor die Saison beginnt. Dadurch wäre alles viel klarer gewesen."

"Weißt du, wenn du der Manager eines Fußballteams bist und du bei verbleibenden fünf Minuten mit 3:0 im Rückstand bist, dann holt man das Team nicht vom Platz, um sie zu schonen, oder? Es gibt Zuschauer und Fans und Sponsoren dort draußen und sie wollen die Autos fahren sehen. Ich persönlich, und damit meine ich auch Toyota, denke, dass wir die Zielflagge sehen sollten. Darum dreht es sich im Sport. Es ist schade, dass Leute in der Formel 1 sagen, dass sich dies nicht vermeiden lässt, da es ein Schlupfloch gibt, das sie ausnutzen. Man sollte im Leben nicht so skeptisch sein, das Rennen starten und schauen, dass man es ins Ziel schafft."

Frage: "Der FIA-Präsident hat vorgeschlagen, dass die Formel 1 in Zukunft von der Reduzierung des Abtriebs um 90 Prozent und der Rückkehr von großen Hinterreifen profitieren könnte. Mich würde es interessieren, ob es möglich ist, in dieser Beziehung Autos wie vor 30 Jahren zu haben oder ob ihr Jungs den Abtrieb innerhalb von 10 Minuten wieder findet?"
Gascoyne: "Ich denke, dass die Formel 1 im Moment immer noch die Königsklasse des Motorsports ist und das macht sie sehr, sehr erfolgreich. Natürlich dürfen wir nicht selbstzufrieden sein und müssen die Show für all die Zuschauer verbessern. Egal was wir tun, meiner Meinung muss dies wirklich sehr gut durchdacht sein und es darf kein vorschneller Schuss in den Ofen sein."

"Meiner Meinung nach herrscht unter den Experten die generelle Übereinstimung, dass der Sport von einer Veränderung des Verhältnisses zwischen aerodynamischen und mechanischen Grip profitieren könnte. Aber wir müssen sicherstellen, dass wir das sauber hinbekommen, die korrekten Studien der Experten auf diesem Gebiet mit einbeziehen. Leider ist die Formel 1 so fortgeschritten, dass die Experten auf dem Gebiet des Motorsports in den Teams sitzen und sich nicht außerhalb befinden. Wir müssen aus diesem Grund sicherstellen, dass wir als Gruppe die korrekten Regeln finden um den Sport wirklich zu verbessern, ihn nicht einfach zu verändern. Wir müssen ihn verbessern."

Frage: "Ecclestone hat vorgeschlagen, dass die Teams am Montag nach einem Rennen vor Ort bleiben sollen, um zu testen und damit die Kosten für die Tests zu senken. Was denkst du über diese Idee?"
Gascoyne: "Meiner Meinung nach sind 19 Rennen in diesem Jahr eine sehr schwierige Angelegenheit für die Teams. Die Leute sind lange Zeit von zu Hause weg, das Rennwochenende ist eine ziemlich intensive Phase, ein paar Tage hinzuzufügen ist meiner Meinung nach deshalb völlig unausführbar. Ich denke nicht, dass diese Idee nahe an der Realität ist. Ich denke nicht, dass wir dies tun können."

Frage: "Die Saison hat nun begonnen und neun der Teams haben sich selbst ein Testlimit auferlegt. Wie groß ist der Vorteil für Ferrari, dass man praktisch so viel testen kann, wie man möchte?"
Gascoyne: "Wenn man sich die Kostensache anschaut, dann ist es in der Formel 1 der leichteste Weg, Geld zu sparen, indem man nicht mit einem Formel-1-Auto fährt. Das teuerste Einzelstück ist der Motor und wir müssten dann keinen bauen, um mit dem Auto fahren zu können. Was die neun Teams betrifft, so denke ich, dass es gut ist, dass es eine klare Abmachung gibt, die Tests zu reduzieren und ich glaube, dass unter den technischen Verantwortlichen das Gefühl vorherrscht, dass man vielleicht noch viel weiter gehen kann und ich denke, das wäre etwas, das für die Formel 1 sehr positiv ist."

"Was die Situation mit dem einen Team angeht, das die ganze Zeit testet, das ist für uns nicht gerade komfortabel. Die Kommentare über Bridgestone versus Michelin und die Anzahl der Teams, das ist keine Situation, die über Nacht entsteht. Alle sollten auf einem Level spielen und im Moment ist dies nicht der Fall, für die Formel 1 ist dies schade."

Frage: "Es gibt ein neues Team in der Formel 1, Red Bull. Ich würde gern deine persönliche Meinung über den Rennstall wissen, was du magst, was dir nicht gefällt, die Pluspunkte und negativen Dinge und was man erreichen kann..."
Gascoyne: "Meiner Meinung nach haben sie ganz offensichtlich sehr gute Arbeit geleistet. Ich war bei Tyrrell, als das Team an BAR verkauft wurde und die Unsicherheit und Störung, die damit in einem Team verbunden ist, ist enorm. Sie hatten eine lange Phase der Unsicherheit, als Red Bull einsprang aber sie haben ihren Fokus behalten und die Arbeit, die sie geleistet haben - was ganz offensichtlich ein sehr, sehr würdiger Job ist - ist eine großartige Leistung unter den sehr schwierigen Umständen, ich würde ihre Ingenieure dafür also wirklich loben, sie haben exzellent gearbeitet."

Frage: "Am Sonntag muss ja mit dem neuen Qualifying-Modus nun mehr gearbeitet werden, hat dies bei der Organisation in Melbourne zu irgendwelchen Probleme geführt?"
Gascoyne: "Ja, ich denke, dass es im letzten Jahr ein wenig seltsam war, den ganzen Sonntagmorgen herumzusitzen, so gesehen stellt dies eine Schwierigkeit dar, aber wir sind alle hier, wir wollen die Leute unterhalten."