Williams räumt Hülkenberg Zeit ein
Laut Teilhaber Toto Wolff ist Nico Hülkenberg aus Williams-Sicht der Mann für die Zukunft - Valtteri Bottas möglicher Nachfolger von Rubens Barrichello
(Motorsport-Total.com) - Mit vielen Vorschusslorbeeren ist Willi Webers Schützling Nico Hülkenberg Anfang dieses Jahres bei Williams in die Formel 1 eingestiegen - angesichts seiner Referenzen kein Wunder: Deutsche Kartmeisterschaft, Formel BMW, A1GP, Formel-3-Euroserie, GP2 - der 22-Jährige hat bisher noch fast jede Rennserie gewonnen, in der er an den Start gegangen ist.

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Bisher lief es für Nico Hülkenberg noch nicht ganz nach Wunsch
Doch schon als Williams-Testfahrer tat er sich teilweise schwer und im Grand-Prix-Cockpit wurde er nun endgültig von der Realität eingeholt. Denn nach zehn Saisonläufen steht es im Qualifyingduell gegen Routinier Rubens Barrichello 3:7, nach Punkten liegt er sogar mit 2:29 zurück. Das kam für das britische Team ein wenig überraschend, denn im Winter konnte Hülkenberg Barrichello vom Speed her absolut das Wasser reichen.#w1#
Youngster gegen Oldie
Toto Wolff erklärt: "Das Problem war wahrscheinlich, dass er auch irrsinnig viel erwartet und dass er sich gedacht hat: 'Jetzt panier ich den Oldie mal!' Nur der Oldie ist letztes Jahr um die Weltmeisterschaft gefahren und war Weltmeister Jenson Button ebenbürtig", so der Williams-Teilhaber im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Das Auto war am Jahresanfang sicher schwierig und schlecht - und damit hatte er am Anfang ein Problem."
Grundsätzlich habe man am Talent des in Oxford lebenden Emmerichers aber keine Zweifel: "Er ist von den Kids da draußen der Beste, hat alle Serien gewonnen, in denen er angetreten ist", sagt Wolff. "Wenn es Nico Hülkenberg nicht schafft, dann ist das eigentlich ein Armutszeugnis für alle Generationen, die irgendwann gegen ihn gefahren sind, denn dann war einfach das Niveau nicht hoch genug. Das glaube ich aber nicht."
"Ich glaube, dass es mit den mangelnden Testkilometern für die Jungen wahnsinnig schwierig geworden ist, Fuß zu fassen", nimmt Wolff seinen Fahrer in Schutz. "Rubens fährt bald sein 300. Rennen, kennt alles in- und auswendig. Ein neuer Fahrer wird in den Zirkus hineingeschmissen, kennt gar nichts, nicht einmal die Abläufe an den Wochenenden. Er ist vielleicht wenige 1.000 Kilometer mit dem Auto gefahren, aber dann erwartet man von ihm, dass er an der Spitze mitfährt."
"Das geht einfach nicht und das haben wir jetzt alle erkannt", ergänzt er. Daher habe man bei Williams die Erwartungen heruntergeschraubt und beschlossen, Hülkenberg mehr Zeit zu geben, als man das ursprünglich vorhatte: "Wir haben ihm jetzt die Zeit gegeben, sich im Team zu etablieren und Performance zu zeigen. Er beginnt langsam, diese Performance zu zeigen - und ich glaube, dass Nico Hülkenberg in diesem Team eine Zukunft hat."
Wolff baut auf Hülkenberg/Barrichello
Denn grundsätzlich sei der Deutsche "absolut" sein Wunschfahrer für die nächsten Jahre: "Meine Wunschfahrer sind Hülkenberg/Barrichello", so Wolff, der sich voll hinter Hülkenberg stellt: "Ich glaube, dass man auf Hülkenberg bauen kann. Er sollte im besten Fall der Leadfahrer werden, wo man in zwei Jahren einen Jungen dazugeben kann. Meine Wunschkombination für 2013 wäre Hülkenberg/Bottas." Letzterer ist Wolff-Schützling und derzeit Williams-Testfahrer.

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Toto Wolff plant für die nächsten Jahre mit Nico Hülkenberg als Fahrer Zoom
Barrichello ist aufgrund seiner jüngsten Leistungen ohnehin über jeden Zweifel erhaben, allerdings bestreitet der Brasilianer in Hockenheim seinen 298. Grand Prix - und mit 38 Jahren ist er keiner mehr, auf den man noch viele Jahre bauen kann. Trotzdem ließ Technikchef Sam Michael unlängst mit der Aussage aufhorchen, er könne sich nicht erklären, warum Barrichello bis heute keinen WM-Titel gewonnen hat.
"Diese Einschätzung teile ich", nickt Wolff. "Beeindruckend ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt - er ist ein beeindruckender Mann, ein beeindruckender Fahrer, eine beeindruckende Persönlichkeit. Vielleicht war er bei Ferrari mit Schumacher zur falschen Zeit am falschen Ort - da hat er sich nie entfalten können. Honda war eine Katastrophe, aber in den Jahren, in denen es möglich war, wäre er beinahe Weltmeister geworden."

