Wie Prost als Berater den Frankreich-Grand-Prix retten will

Alain Prost kämpft in Abu Dhabi als Berater für die Formel-1-Rückkehr nach Le Castellet und erklärt, warum das Rennen so wichtig für seine Heimat ist

(Motorsport-Total.com) - Im Kampf um einen Platz im Formel-1-Kalender 2013 beweist Frankreich einen langen Atem. Zunächst gelang es der Regierung von Nicolas Sarkozy nicht rechtzeitig vor den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2012, das favorisierte Projekt in Le Castellet durchzusetzen, ehe es zum Regierungswechsel kam. Die Regierung Francois Hollande bat zunächst um Bedenkzeit, entschied sich aber schließlich, weder die Pläne in Le Castellet noch das Projekt in Magny Cours mit Steuergeldern zu fördern.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Prost will sein Netzwerk für die Rückkehr der Formel 1 nach Frankreich nutzen Zoom

Das Vorhaben schien zu platzen, der Kalender bereits fixiert, doch dann kam unverhoffte Hilfe aus den USA. Der Grand Prix in New Jersey wird nun doch nicht wie ursprünglich geplant bereits 2013 stattfinden - und so könnte Frankreich nachträglich in den Kalender aufgenommen werden. Das sei zumindest der Wunsch von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der nächstes Jahr 20 Rennen austragen will.

Doch die Zeit drängt: Le-Castellet-Streckenchef Stephane Clair stellte klar, dass der Deal bis Ende November fixiert werden muss, damit man die behördlichen Auflagen erfüllen kann, auch die Eintrittskarten müssen Anfang 2013 auf den Markt kommen. Nun hilft auch Formel-1-Legende Alain Prost mit, den Grand Prix von Frankreich wieder zurück in den Kalender zu hieven.

Le Castellet: Prost als Berater

"Ich wurde gefragt, als Berater zu fungieren", bestätigt der dreifache Weltmeister und Ex-Teamchef gegenüber 'RMC Sport'. Prost ist als Renault-Repräsentant in Abu Dhabi und wird die Gelegenheit nutzen, dort Gespräche führen, um die Grand-Prix-Pläne voranzutreiben. Er zeigt sich zuversichtlich: "Bei der Organisation einiger Grands Prix für 2013 gibt es Probleme. Es geht vor allem um New York und in Zukunft vielleicht um andere. Die Chance, dass der Frankreich-Grand-Prix stattfindet, ist definitiv größer als noch vor ein paar Monaten."

Noch ist die Finanzierung nicht in trockenen Tüchern, wie Prost erklärt: "Die Stadt Toulon, die Handelskammer und der Ort sind bereit, zu investieren. Wir müssen dieses Projekt als Investition sehen und es wird einen Return on Investment geben." Wichtig sei es nun, die negativen Vorurteile gegen ein Rennen abzubauen: "Die Leute müssen verstehen, dass hier nicht Geld verschwendet wird. Wenn wir einen Grand Prix organisieren, dann hätte das sehr große wirtschaftliche Vorteile, die sich zumindest im Bereich von 20 Millionen Euro bewegen, nach Schätzungen sogar zwischen 20 und 30 Millionen."

"Bei der Organisation einiger Grands Prix für 2013 gibt es Probleme." Alain Prost

Prost will französische Wirtschaft motivieren

Er wünscht sich die Beteiligung von französischen Staatsunternehmen: "Es würde sich für Firmen wie Renault und Total auszahlen, aber auch für die europäische Automobilindustrie. Für die europäische Wirtschaft wäre ein Grand Prix von Frankreich eine großartige Veranstaltung, die ausländische Investoren anziehen könnte - das wäre ein wirklicher Bonus." Prost legt Wert darauf, zu betonen, dass er es ernst meine: "Das sind keine leeren Phrasen."

Doch welche Rolle kann er selbst spielen? "Ich kann ein Beschleuniger sein und dafür sorgen, dass keine Fehler gemacht werden", spielt er auf sein großes Know-how und seine Formel-1-Kontakte an. "Zunächst muss man mit Ecclestone sprechen."

"Ich kann ein Beschleuniger sein und dafür sorgen, dass keine Fehler gemacht werden." Alain Prost

Zudem stellt er klar, dass er über viele Kontakte in der französischen Wirtschaft verfügt und diese Nutzen kann - eine Herausforderung, an der er übrigens Anfang des Jahrtausends mit seinem Prost-Team scheiterte. "Kontakte reichen nicht aus, um alles unter Dach und Fach zu bringen, aber sie können helfen", sagt er. "Ich sehe viele wirtschaftliche Synergien. Ich sehe eine Aufbruchsstimmung. Wir brauchen Projekte wie dieses in Frankreich. In Anbetracht der aktuellen Ereignisse ist das sogar noch wichtiger."

Prost trauert Projekt Nahe Paris nach

Prost gibt aber offen zu, dass das Projekt in Le Castellet nicht an die bereits verworfenen Pläne einer Rennstrecke zwischen Flins-sur-Seine und Moureaux in der Nähe von Paris herankommt. Dort war 2009 die Planungsphase bereits abgeschlossen - beim 112-Millionen-Euro-Bau hätte man keine Steuergelder in Anspruch genommen. Die Politiker wurden sich aber schließlich nicht einig, und so wurde der Bau gestoppt.

"Das war für mich das ideale Projekt", sagt Prost heute. "Es wäre schon mit nur acht Stunden Formel 1 pro Jahr erfolgeich gewesen", spielt er auf die Einbindung des Rennstreckenbaus in die Industrialisierung einer gesamten Region an. "Es war eine Teststecke, die Renault-Fabrik in Flins war gleich in der Nähe, aber auch andere sportliche Aktivitäten wie Pferderennen oder Triathlon waren geplant. Niemand hat sich dieses Projekt zur Gänze angeschaut, aber alle sprachen über diese dumme Geschichte mit dem Grundwasser."

"Flins war für mich das ideale Projekt. Es wäre schon mit nur acht Stunden Formel 1 pro Jahr erfolgeich gewesen." Alain Prost

Tatsächlich versorgt das Grundwasser in Flins bis zu 500.000 Menschen in Paris, weshalb Umweltschützer gegen den Bau der Rennstrecke mobil machten. "Das war bei den Vorwahlen ein Problem, und diese Politikum hat das Projekt zerstört", ärgert sich der ehemalige Formel-1-Pilot. In Le Castellet gibt es ähnliche Probleme zwar nicht, dafür sind die Möglichkeiten durch die Lage zwischen den Bergen in Südfrankreich aber auch begrenzt: "Es gibt eine jahrelange Motorsporttradition, aber wir wissen, dass wir keine 100.000 Zuschauer haben werden, die Finanzierung ist daher schwieriger. Alle wollen aber dorthin zurückkehren, daher liegt es im Interesse der Allgemeinheit."

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