• 22.05.2002 15:40

  • von Reinhart Linke

Wie Michelin nach dem optimalen Grip sucht

BMW-Williams-Chefingenieur Sam Michael erklärt die Zusammenarbeit mit Michelin ? Ralf Schumacher besuchte die Michelin-Fabrik

(Motorsport-Total.com) - Das BMW-Williams-Team fährt seit dem Wiedereinstieg 2001 von Reifenhersteller Michelin auf den französischen Pneus, die im vergangenen Jahr auf einigen Strecken gegenüber den Reifen von Bridgestone offenbar einen Vorteil hatten. Doch in diesem Jahr ist von diesem Unterschied bisher wenig zu sehen. Einzig beim heißen Rennen in Kuala Lumpur, wo Ralf Schumacher den Grand Prix vor seinem Teamkollegen Juan-Pablo Montoya gewann, waren die Michelin-Reifen aus Clermont-Ferrand vermutlich etwas schneller als die Reifen von Bridgestone.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher und Patrick Head

Besuchten gemeinsam die Michelin-Fabrik: Ralf Schumacher und Patrick Head

Trotzdem ist der bayrisch-britische Rennstall mit der Zusammen mit den Franzosen zufrieden. "Die Kommunikation zwischen unseren beiden Teams ist sehr gut und die gemeinsame Erfahrung, die aus richtigen und falschen Entscheidungen besteht, trägt dazu bei, das Verhältnis zu festigen", wird BMW-Williams-Chefingenieur Sam Michael von 'MichelinF1' zitiert. "Michelin arbeitet ständig daran, die Limits zu verschieben."

Dabei gehen die Franzosen vermutlich andere Wege als Konkurrent Bridgestone. Während die japanischen Reifen für ihre Steifigkeit bekannt sind, sollen sich die Michelin-Reifen in Kurven so verformen, dass sie etwas mehr Auflagefläche als auf den Geraden bieten und so den Grip verbessern sollen. "Das Team begnügt sich nicht damit, Entwicklungen zu kopieren sondern zieht es vor, selbst innovativ zu sein, um die positiven Ergebnisse im Laufe der Rennsaison auf direktem Wege zu sammeln", bestätigte der 31-Jährige.

BMW-Williams ist mit an der Reifentwicklung beteiligt

Selbst das BMW-Williams-Team, welches bei Testfahrten regelmäßig mit zwei Autos unterwegs ist, ist mit an der Reifenentwicklung beteiligt, auch wenn man keinen direkten Nummer-1-Status bei Michelin hat, wie nach der Bekanntgabe, McLaren-Mercedes fährt 2002 auch auf Michelin-Reifen, zunächst berichtet wurde. "Die Zusammenarbeit läuft auf verschiedenen Ebenen und umfasst sowohl die Analyse der Vibrationen als auch die Tests auf der Strecke", so der Australier, der seit 2001 für das Team von Sir Frank Williams arbeitet.

Um einen guten Reifen zu produzieren, kommt es längst nicht nur auf die richtige Gummimischung an. "Es kommt auf eine gründliche Auswertung der Tests auf der Strecke und vor allem auf die Forschungsarbeiten an", weiß Sam Michael. In der Michelin-Forschung wird ständig nach mehr Grip gesucht, um Reifen produzieren zu können, die noch mehr Haftung auf der Fahrbahn bieten.

Ralf Schumacher besuchte mit Head und Williams Michelin

Unterdessen hat Ralf Schumacher am Dienstag die Michelin-Fabrik in Clermont-Ferrand besucht, wo die Formel-1-Reifen hergestellt werden, mit denen der vierfache Grand-Prix-Sieger am Wochenende in Monte Carlo fahren wird. Zusammen mit Teamchef Sir Frank Williams und Technikdirektor Patrick Head sah sich Ralf Schumacher an, wie die Reifen produziert werden. Während der Teamchef mit seinem Fahrer von Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier und den Michelin-Managern Edouard Michelin and René Zingraff durch die Fabrik geführt wurde, begleitete Michelins Formel-1-Projektmanager Pascal Vasselon den Technikdirektor von BMW-Williams.

Der 26-jährige Ralf Schumacher zeigte sich im Anschluss an den Besuch beeindruckt von der Arbeit in Clermont-Ferrand: "Ich konnte zum ersten Mal die Gelegenheit mitverfolgen, wie die Rennpneus von Michelin entstehen. Es ist unglaublich, wie viel Fachkräfte in das Formel-1-Projekt involviert sind ? und trotzdem verläuft alles in geordneten Bahnen und ohne jedes Chaos. Überrascht hat mich auch die Tatsache, wie viel Handarbeit bei den Fertigungs-Prozessen geleistet wird. Dabei ist die Qualität der Reifensätze so unglaublich hoch und konstant."