Michelin reist gut vorbereitet zum Saisonhöhepunkt
Nach intensiven Testfahrten stattet Michelin seine Partnerteams in Monaco mit speziellen Pneus aus
(Motorsport-Total.com) - Im Mekka der Schönen und der Reichen geht es am kommenden Wochenende im wahrsten Sinne des Wortes rund: Der Formel-1-Zirkus gastiert in Monaco, dem kleinen Mittelmeer-Fürstentum zwischen Südfrankreich und Italien. 78 anstrengende Runden im monegassischen Leitplankenkanal warten beim siebten Saisonlauf auf die Lenkradartisten.

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Den Reifen werden in Monaco ungewohnten Belastungen zugeführt
Auch wenn der 3,367 Kilometer lange Stadtkurs in den Straßen und über den Dächern von Monte Carlo eindeutig den alljährlichen Höhepunkt der Grand-Prix-Saison markiert: Nicht alle Piloten ? gut ein Drittel von ihnen leben in dem Stadtstaat ? lieben den fast zwei Stunden dauernden Drahtseilakt, da die Strecke nicht den kleinsten Fahrfehler verzeiht.
Für die Zuschauer wiederum ist der Große Preis von Monaco das größte Spektakel überhaupt ? nirgendwo sonst ist die Action auf der Strecke so zum Greifen nahe. Für das Rennen an der Côte d'Azur stellt Michelin seinen Partner-Teams nochmals modifizierte Reifen zur Verfügung, die bei intensiven Testfahrten sowohl im spanischen Valencia als auch im französischen Paul Ricard erfolgreich getestet wurden.
Seiltanz im Fürstentum: Der 'Circuit de Monaco' ist mit 3,367 Kilometern Länge die kürzeste und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 146 km/h zugleich auch langsamste Strecke im gesamten Formel-1-Kalender. Das soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der Kurs unter den Piloten als äußerst anspruchsvoll gilt. Der dreimalige Ex-Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet beschrieb die ganz spezielle Faszination, die von dieser Strecke ausgeht, sehr treffend: "Monaco ? das ist wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer."
Die Herausforderung, die rund 850 PS leistenden Monoposti bei der 78 Runden währenden Stadtrundfahrt unbeschädigt durch die engen Gassen zu manövrieren, treibt die Fahrer an ihre physische und psychische Belastungsgrenze. In Monte Carlo gibt es bis auf drei Ausnahmen keine Auslaufzonen. Auf dem Rest des Kurses lauern die Leitplanken direkt links und rechts neben der Strecke. Das daraus resultierende Problem für die Piloten: Selbst die kleinste Berührung mit den Barrieren zieht die Aufhängung in Mitleidenschaft und bedeutet so meist das sichere Aus. Nirgendwo sonst gilt die alte Motorsport-Weisheit "To finish first, you have to finish first" mehr als im Fürstentum.
Neben dem einzigartigen Flair bietet der 'Circuit de Monaco' etwas Einmaliges in der Welt der Formel 1: Die Strecke wartet mit einem "überdachten" Abschnitt auf. Auf eine Länge von 350 Metern entziehen sich die Boliden dem direkten Blick der Zuschauer vor Ort und jagen durch die zur Meerseite offene Unterführung, die 1973 den alten, kürzeren Tunnel ablöste. Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten, als die Fahrer mit extremen Lichtunterschieden zu kämpfen hatten, sorgen heute ungefähr 200 Flutlichtstrahler dafür, dass der Helligkeitskontrast bei der Ein- und Ausfahrt ausgeglichen wird.
Auch wenn beim Grand Prix von Monaco so gut wie Überholverbot herrscht, kommen die Zuschauer voll auf ihre Kosten: Auf keinem anderen Kurs sind sie den vorbeizischenden Rennern so nah wie hier, und nirgendwo sonst lassen sich die Piloten samt ihrer unterschiedlichen Fahrstile und Fähigkeiten so intensiv beobachten.
Im monegassischen Abstimmungsroulette zählen vor allem drei Faktoren: Ein mechanisch perfekt ausbalanciertes Fahrwerk, maximaler Abtrieb und eine optimal regelnde Traktionskontrolle, um möglichst effizient aus den langsamen Kurven heraus beschleunigen zu können ? eine Disziplin, in der die Michelin-Pneus ihren effektiven Beitrag leisten.
Nicht nur die Fahrer, auch das ?Schwarze Gold? wird in Monaco einer besonderen Belastungsprobe unterzogen. Für die Pneus ist dieses Rennen deshalb besonders schwierig, da immer wieder glatte Fahrbahnmarkierungen den Grip des Asphalts unterbrechen. Beginnt das Formel-1-Auto dort immer wieder leicht zu rutschen, heizt sich die Lauffläche noch stärker auf ? der Reifenverschleiß steigt. "Auch scharfkantige Randsteine und Kanaldeckel können in Monaco die Reifen gefährden", analysiert Michelin Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier die speziellen Eigenheiten des Streckenbelags in Monte Carlo. "Deshalb wollen wir unsere Mischungen sowohl auf die niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit, die die Autos bei diesem Grand Prix erreichen, als auch auf die spezifischen vorgegebenen Strecken-Faktoren abstimmen. In Österreich konnten wir nützliche Informationen sammeln, welche uns bei der Entwicklung für das Rennen im Fürstentum hilfreich sein werden."
Um die Weiterentwicklungen des französischen Reifenspezialisten ausgiebig zu testen, traten die Michelin-Partner nur zwei Tage nach dem Grand Prix von Österreich bereits wieder zu Probefahrten an. Während BMW-Williams, Renault und Jaguar im spanischen Valencia ihre Runden drehten, weilten Toyota und McLaren-Mercedes im französischen Paul Ricard.
Williams-Chefingenieur Sam Michael zeigte sich sehr zufrieden: "Michelin hat bei der Pneu-Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorne gemacht ? wie effektiv er ist, werden wir in Monaco sehen. Monaco ist ein enger und gewundener Straßenkurs mit vielen langsam zu durchfahrenden Kurven und einem Saum von Leitplanken direkt an der Fahrbahn. Das Haftungs-Niveau verändert sich dramatisch während des Rennwochenendes, es steigt mit dem Gummiabrieb der Reifen, der sich auf dem Asphalt festsetzt. Bei der Fahrzeugabstimmung ist maximaler mechanischer Grip oberstes Gebot. In Monte Carlo kommt es ganz entscheidend auf die Startposition an, denn das Überholen im Rennen ist äußerst schwierig. Michelin wird uns einen guten Reifen für das Qualifying zur Verfügung stellen."
Ralf Schumacher: "Monaco ist der einzige Stadtkurs der Saison und gleichzeitig keine permanente Rennstrecke. Durch die Freigabe des Kurses für den normalen Autoverkehr bietet er uns am Donnerstag und Samstagvormittag sehr wenig Grip. Auf alle Fälle ist eine möglichst weiche Laufflächenmischung gefragt. Der 'Circuit de Monaco' ist vom fahrerischen Standpunkt aus der schwierigste Kurs im Kalender. Ständig besteht die Gefahr in den engen Gassen anzuschlagen ? was meistens auch das sichere Aus bedeutet."

